Veröffentlicht am 26. September 2022 von Juan Proll
Wie sicher sind Safaris im südlichen und östlichen Afrika?
Selbst als Guide im Safari-Tourismus unterwegs zu sein, ist ein echtes Privileg. Ich liebe es, Menschen durch die Nationalparks des afrikanischen Kontinents zu begleiten, mit ihnen tiefgreifende Erlebnisse in der Natur und unvergessliche Begegnungen mit der Tierwelt zu teilen. Doch so ganz ungefährlich ist das alles nicht. Wie sicher sind Safaris? Meine Einschätzung heute hier im Blog.
Sind Safaris gefährlich? – Persönliche Erfahrungen
Schon während meiner Ranger-Ausbildung in Südafrika musste ich lernen, beim Verlassen meines Zeltes nach links und rechts zu schauen, bevor ich weiterging. Nicht, weil ich an einer Straße lebte, sondern weil ich in einem Wildschutzgebiet zu Hause war. Es gab keine Zäune um unser Camp herum und wir lebten in einem Revier, das sich Leoparden, Nashörner, Elefanten, Hyänen und Löwen teilten. So bekamen wir immer wieder mal Besuch von diesen Vierbeinern. Große Vorsicht war also geboten.
Und es waren nicht nur die Vierbeiner, die uns zu permanenter Wachsamkeit mahnten. Auch Giftschlangen, Skorpione und einige extrem giftige Spinnen gehörten zu den lebensgefährlichen Mitbewohnern. Wenn wir im afrikanischen Busch unterwegs waren und nur im Schlafsack am Lagerfeuer übernachteten, schnürte ich mich selbst bei großer Hitze so ein, dass sich bloß keines dieser Krabbel- oder Kriechtiere an mich kuscheln konnte. Schon bald hat sie bestimmt der massive Schweißgeruch ferngehalten.
Von Anfang an waren wir aber auch jeden Tag mit dem offenen Geländewagen oder zu Fuß im Busch unterwegs. Von früh bis spät und immer wieder mal auch in der Nacht ging es darum, die Tiere und ihr Verhalten in allen nur erdenklichen Situationen kennen und einschätzen zu lernen. Und natürlich diente es ebenso dazu, ein Gefühl dafür zu bekommen, wie man sich zu Fuß oder mit einem Fahrzeug möglichst gefahrlos annähert beziehungsweise sich unbeschadet wieder entfernt.
Nach Jahren in diesem Job finde ich die Wildtiere heute berechenbarer als so manche*n Autofahrer*in um mich herum. Es ist erstaunlich, so oft mit ansehen zu müssen, wie Park-Besucher*innen sich selbst und andere in Gefahr bringen. Auf einer Safari-Reise für Touristen, solltet ihr euch an einige Regeln halten.
Zwei beliebte Safaris für Afrika-Einsteiger:
„Best of Kenia“-Safari
8 Tage voll spannender Wildtierbeobachtungen erwarten Sie auf dieser geführten Lodge Safari durch Kenia. Sie reisen in einer Kleinstgruppe. Unterwegs erkunden Sie die Masai Mara, den Amboseli und den Tsavo West Nationalpark in Ihrem 4×4 Geländewagen. Die Reise endet an den tropischen Stränden des kleinen Küstenorts Diani Beach.
Faszination Namibia
Besuchen Sie auf dieser deutschsprachigen Lodge Safari in einer Kleinstgruppe die Highlights Namibias, von der Namib Wüste und dem Sossusvlei im Süden bis zum berühmten Etosha Nationalpark im Norden.
Welche Gefahren gibt es auf einer Safari? – Sich ihrer bewusst sein
Wenn es für Safari-Reisende um Gefahren geht, so ist ein erster Schritt, sich ihrer bewusst zu sein. Grundsätzlich gilt dabei natürlich: Ihr müsst immer und überall mit allem rechnen! … Natürlich kennt ihr das aus eurem Alltag in eurer Heimat, wo man immer auf den Verkehr achten muss und nie weiß, ob einem von oben ein Blumentopf auf den Kopf fällt oder jemand mit einem Messer Amok läuft, oder ob man wirklich das Kaltwasser und nicht doch zufällig das Heißwasser angemacht hat.
Der Verkehr ist natürlich auch auf einer Safari ein Thema. Auf die schönen Landschaften zu achten und die aufregende Tierwelt zu entdecken, kann schnell zu brenzligen Situationen führen. Plötzlich fährt man in eine Böschung, gegen einen Baum oder sogar in ein Tier.
Statt Blumentöpfe von oben kann es im Busch auf engen Pisten ein biegsamer Ast sein, der in das Fahrzeuginnere hineinschlägt, wenn ihr mit einem offenen Geländewagen unterwegs seid, oder durch das offene Fenster eines geschlossenen Fahrzeugs knallt. Gerade wer auf den Außensitzen platziert ist, muss aufpassen.
In der Tierwelt kann es durchaus vorkommen, dass jemand Amok läuft, zum Beispiel Löwen-, Nashorn- oder Elefantenmamis, die ihren Nachwuchs bedroht sehen. Auch Tiere, die verletzt sind oder vielleicht höllische Zahnschmerzen haben und leichter gereizt sind. Oder Elefantenbullen, die in der sogenannten „Musth“ sind, können höchst aggressiv und unberechenbar werden. Die Musth ist die Zeit, in der sie sozusagen ihre „Tage“ haben, nur dass die sogar Wochen oder Monate dauern können. Ein erhöhter Testosterongehalt zeigt hier Wirkung. Besonders wenn man am Hinterbein ein grünliches Sekret herunterlaufen sieht und es aus dem Penisbereich dröppelt, hat man ein gutes Indiz für diesen Zustand.
In den Lodges bekommt man oft eine Art Cottage. Vereinzelt – wenn auch immer weniger – findet man unter ihnen Eingangstüren, die nicht ganz bis zum Boden reichen. Manchmal sind dann wenigstens die Lücken abgedichtet aber nicht immer. Je nachdem wie direkt nun auch der Zugang zum Außenbereich ist, können sich hier gut und gerne mal Schlangen, Skorpione oder Spinnen hineinschleichen.
Und selbst in den vermeintlich abgesicherten Camps innerhalb von Nationalparks muss man vorsichtig sein. Nicht alle Tiere bleiben jenseits der Unterkunftstore. Sich sicher fühlen ist schön, sich sicher verhalten ist besser. Ein Beispiel: Vor ein paar Jahren war ich mal in einem sehr bekannten Nationalpark unterwegs. In einem der umzäunten Restcamps dort sahen die Zäune auf der Vorderseite sehr vertrauenswürdig aus. Als ich dann aber auf die Rückseite kam, war die Abschirmung so löchrig wie die Socken in meiner Kindheit. So groß, dass selbst Elefanten hindurchpassten. Ich habe meinen Augen nicht trauen wollen.
Die Palette der möglichen Gefahren ist einfach zu reichhaltig. Also Augen aufhalten, den Kopf einschalten und die Antenne für den 7. Sinn herausfahren.
Sicherheitsrisiken auf einer Safari – und wie man sich verhalten sollte
Natürlich gibt es auch hierzu viel mehr Hinweise, als man in einem kleinen Blog aufführen kann. Also will ich nur ein paar Beispiele nennen:
Generelles
- Touristische Safaris werden seit vielen Jahrzehnten durchgeführt, die Sicherheitsstandards haben sich stetig weiterentwickelt. In Nationalparks und anderen Schutzgebieten gibt es ganz klare Regeln, die jede*r Besucher*in zu befolgen hat. Dazu gehört unter anderem, dass man auf Pirschfahrten nur an gekennzeichneten Stellen aus dem Fahrzeug aussteigt, dass man die Tiere niemals füttert (auch keine Affen, nein), dass Tiere immer „Vorfahrt“ haben und dass man selbst beziehungsweise das Safari-Unternehmen, mit dem man unterwegs ist, eine Strafe kassiert, wenn man sich nicht an diese Regeln hält. Oder man wird gar ganz aus dem Park verwiesen! All diese Regeln dienen der Sicherheit der Reisenden und der der Tiere. In den meisten Fällen befolgt man sie aber ohnehin ganz intuitiv.
In der Unterkunft
In den letzten Jahren haben sich die Sicherheitsstandards in den Unterkünften mit Blick auf potentielle Eindringlinge grundsätzlich verbessert. Eine Garantie ist das aber nicht.
- Checkt den Eingangsbereich und schaut auf den Bodenabstand der Tür, wenn ihr in der Wildnis unterwegs seid und die Tür direkt nach draußen führt. Ist er hoch, scannt zumindest mal kurz den Zimmerboden nach Schlangen oder Skorpionen ab. Nachts könnt ihr bei Bedarf ein Handtuch opfern und die Lücke schließen. In der Nacht die Tür offen zu lassen ist nicht zu empfehlen. Ebenso wenig empfehle ich, die Schuhe für die Nacht draußen abzustellen. Oder schüttelt sie zumindest morgens erst einmal aus, bevor ihr hineinsteigt.
- Manche Unterkünfte sind absichtlich nicht eingezäunt, um die Nähe zur Natur nicht zu verlieren. In diesen Fällen werdet ihr in der Regel von einem Camp-Mitarbeiter begleitet, wenn ihr im Dunkeln vom Restaurant-Bereich zu eurem Safari-Zelt oder Cottage lauft. Außerdem habt ihr häufig eine Taschenlampe, um bei Problemen mittels Lichtsignalen die nächtlichen Security-Guards auf euch aufmerksam zu machen. Für echte Notfälle liegt dann eine Trillerpfeife oder ähnliches Lärmgerät bereit.
- Seid ihr auf einer Adventure Camping Safari unterwegs, schaut euch die Umgebung richtig an. Ist der Zeltplatz zum Beispiel sehr „unberührt“ gehalten, dann bewegt dicke Steine besser mal erst mit einem Fuß weg, statt mit den Händen. Und dass man das Essen über Nacht nicht offen herumstehen lassen sollte, hat sich bestimmt auch schon herumgesprochen. Auf Camping Safaris solltet ihr niemals Essen mit in euer Zelt nehmen. Das lockt Tiere wie zum Beispiel Hyänen an. Auf den Mitternachts-Snack solltet ihr also vorsichtshalber verzichten.
Zu Fuß in der Wildnis unterwegs
- Wer auf einem „gefegten“ Campingplatz zum Küchen- oder Toilettenblock geht, kann das in der Regel sicher auch mit FlipFlops und beinfrei tun. Geht es aber in die Wildnis, dann sind kurze Hosen sicher cool, die langen aber empfehlenswert. Sie schützen besser vor Schrammen, Zecken oder Ähnlichem. Knöchelhohe Schuhe stärken nicht nur den Tritt, sondern schützen auch besser vor potenziellen Schlangenbissen. Dass es sinnvoll ist, immer auch den Weg vor euch im Blick zu haben, dürfte klar sein.
- Bleibt auf den ausgetretenen Pfaden und vermeidet, querfeldein zu laufen. Erst recht nicht durch hohes Gras, wenn ihr wisst, dass auch Löwen unterwegs sind.
- Begegnet ihr unterwegs Tieren und seid mit einem Guide unterwegs, dann erinnert euch unbedingt an die Sicherheitseinführung des Guides. Aber ob mit oder ohne Guide … die Begegnungen mit Tieren sind ja hoffentlich erst einmal positiv. Antilopen sind in der Regel kein Problem, aber bestimmte Tiere können gerade auf kurze Entfernung eine Herausforderung werden.
- Verschiedentlich liest man, man sollte bei Gefahr nicht plötzlich weglaufen, weil es den Jagdinstinkt der Tiere anregt. Den Jagdinstinkt haben aber nur die Raubtiere, nicht die Pflanzenfresser. Letztere tendieren zur Flucht. Es sei denn es sind Büffel oder Nashörner. Wenn die attackieren, sollte man auf jeden Fall laufen und sich am besten auf den nächsten Baum retten. Bei Elefanten und Raubtieren sieht es anders aus. Da muss man wirklich die Nerven behalten, wenn man überraschend und (zu) nah auf sie trifft. Sich vorsichtig rückwärts aus der Situation herausbewegen, ist hier nur ein Teil der Lösung. Es gibt viele Dinge, auf die man dabei sonst noch achten muss, die aber schon wieder einen eigenen Blog darüber rechtfertigen.
In einem Fahrzeug unterwegs
- Die wichtigste Regel hier ist tatsächlich, sich nicht mit irgendeinem Körperteil über die Karosseriegrenzen hinauszulehnen. Es gehört offensichtlich gerade bei jungen Leuten zum Verständnis von „Coolness“, wenn sie sich mit dem Oberkörper komplett aus dem Fenster lehnen bzw. sich in den Fensterrahmen setzen. Selbst das Aussteigen an nicht erlaubten Stellen ist sehr beliebt. Zugegeben … in den meisten Fällen geht das gut. Die Tiere verunsichert es aber in der Regel und manchmal löst es bei ihnen dann aggressives Verhalten aus. Das wiederum kann Gefahr bedeuten, die hätte vermieden werden können. Wer bei einem Sighting von Löwen, Elefanten und anderen potentiell aggressiven Tieren aussteigt, bringt sich – und eventuell weitere Mitreisende – billigend in Lebensgefahr. Grundsätzlich nehmen die Tiere das Fahrzeug wahr und nicht die Menschen darin. Deswegen kann man mit einem Wagen grundsätzlich näher heranfahren, als zu Fuß darauf zulaufen.
- Das Heranfahren an die Tiere sollte entspannt erfolgen. Als Selbstfahrer*in solltet ihr dabei auf das Verhalten der Tiere achten. Gebt ihnen eine Chance, sich kurz an eure Präsenz zu gewöhnen, bevor ihr noch einen Meter heranfahrt. Gerade bei Elefanten kann ein zu schnelles, zu nahes Heranfahren Aggressivität auslösen. Nicht selten sind diese Fahrer*innen auch noch eine Gefahr für die anderen. Wer mit einem Guide auf einer geführten Safari unterwegs ist, profitiert hier eindeutig von deren Erfahrung, das Verhalten der Tiere zu lesen und einzuordnen.
- Achtet selbst darauf, bei einem Sighting nicht von anderen Fahrzeugen eingekesselt zu sein. Dummerweise lässt sich das nicht immer vermeiden. Wenn die Situation ruhig ist, kann man damit leben. Grundsätzlich solltet ihr aber versuchen, euch einen Fluchtweg offenzuhalten.
Safaris in Afrika sind für die meisten unvergessliche Erlebnisse. Wie sicher Safaris sind, hängt auch vom Verhalten der Besucher*innen ab. Wir stehen gerne für Rückfragen und zur Unterstützung bei der Planung eures Abenteuers bereit – egal ob auf einer geführten Safari oder einer Selbstfahrer*in-Reise unterwegs. Dank unseres engen Kontaktes zu unseren Tochterfirmen im südlichen und östlichen Afrika wissen wir über die aktuelle Lage immer gut Bescheid. Also melde dich bei uns! Dein Traum, unsere Expertise – Dein ganz individuelles Afrika-Erlebnis.