Veröffentlicht am 10. Februar 2020 von Juan Proll
Wann ist die beste Reisezeit in Südafrika?
Immer wieder werde ich von Gästen auf unserer Faszination Südafrika Rundreise gefragt, was ich denn für die beste Reisezeit in Südafrika halte. Natürlich ahnt zu diesem Zeitpunkt niemand, was er oder sie mit dieser Frage in mir lostritt.
Ich wünschte, ich könnte einfach nur sagen „Mai“ … oder … „Oktober“. Aber schon allein der Gedanke an so eine Einwort-Antwort wühlt mich innerlich auf, weil sie so wenig den Realitäten gerecht wird. Die Antwort, die ich stattdessen gerne zu geben pflege, ist: „Es kommt darauf an.“
Allerdings frage ich mich bei diesem Statement, ob es nicht zu sehr die Schwammigkeit eines Politikers hat. Irgendwie klingt das schon ein bisschen wie einer der beliebten Standard-Antworten gewählter Volksvertreter auf alle unbequemen Fragen: „Die Frage ist zu komplex, als dass ich sie in einem Satz beantworten könnte.“ Als dritte Alternative mit „42“ als Antwort auf alle Fragen zu reagieren, verstehen dagegen nur Fans des Buches „Per Anhalter durch die Galaxie“. Ja, als Guide hat man es nicht immer leicht.
Die beste Reisezeit in Südafrika? Es kommt darauf an!
Wenn ich also die Frage, was ich für die beste Reisezeit in Südafrika halte mit „Es kommt darauf an“ antworte, dann stellt sich berechtigterweise die Frage: „Worauf kommt es an?“ Klima? Ja! Jahreszeit? Ja! Saisonzeit? Ja! Tierverhalten? Ja! Persönliche Vorlieben? Ja!
Aber ich ahne es schon. Mit diesen lapidaren Antworten gibt sich wahrscheinlich auch keiner von euch zufrieden. Doch ich kann euch beruhigen: gleich kommt mehr.
Wichtig ist vor allem erst einmal zu verstehen, dass hier eine ganze Menge Faktoren zusammenfließen, die sich letztlich im Auge des Betrachters zu einer individuellen Entscheidung kristallisieren. Form und Farbe dieses Kristalls sind dann Geschmackssache.
Das Klima, die Klimas, die Klimata oder die Klimate
So variantenreich wie die vom Duden zugelassenen Möglichkeiten des Plurals für Klima, so vielfältig sind in Südafrika die Klimazonen. Kein Wunder, denn das Land ist fast dreieinhalb Mal so groß wie Deutschland, hat verschiedene Höhenlagen und zwei grundsätzlich unterschiedliche Meereseinflüsse. So bringt der Indische Ozean entlang der Ostküste milde Meeresluft. Der Atlantik im Süden und vor allem der atlantische Benguelastrom entlang der Westküste liefern dagegen kühle Meeresströmungen. Die beste Reisezeit in Südafrika kann also schon klimatisch bedingt sehr unterschiedlich ausfallen. Generell – und gerade im gefühlten Vergleich zu Deutschland – ist es aber okay zu sagen, dass Südafrika ein warmes, sonniges und trockenes Land ist.
In manchen Regionen im Norden, darunter das Namaqualand, die Karoo und die Kalahari, ist es sehr trocken, sogar wüstenartig. Im Osten bis hin zur Grenze zu Mosambik herrscht fast ganzjährig ein feucht-warmes subtropisches Klima. An der Südküste ist es semiarid bis semihumid, was auf das Aufeinandertreffen des kalten Atlantiks und des warmen Indischen Ozeans am Kap Agulhas zurückzuführen ist. Hier kann der Regenzeit eine extreme Trockenzeit folgen. Die Westküste, inklusive Kapstadt, zeichnet sich weitestgehend durch ein trockenes und mediterranes Klima aus und wird von daher gerne mit Südeuropa verglichen. Allerdings erreicht die Meerestemperatur hier selten die 19 Grad-Marke.
Die vier Jahreszeiten in Südafrika
Vorsicht mit den Jahreszeiten. Da Südafrika auf der Südhalbkugel liegt, ist hier Sommer, wenn in Deutschland der Weihnachtsmann im roten Winterfell die Geschenke in die Kamine wirft. Wenn im deutschen Sommer die großen Schulabschluss-Ferien starten, gehen die Kids in Südafrika nur in die Winterpause. Frühlingsanfang beginnt in der südlichen Hemisphäre im September, wenn in Mitteleuropa die Blätter von den Bäumen fallen. Dagegen bricht in Südafrika der Herbst an, wenn in Deutschland der Frühling die Blumen öffnet. Die beste Reisezeit in Südafrika von der Jahreszeit allein abhängig zu machen kann trügerisch sein. Wenn wir zum Beispiel den Winter gerne mit viel Regen oder sogar Schnee und übermäßig kalten Temperaturen in Verbindung bringen, dann kann man mit diesen Erwartungen in Südafrika sehr enttäuscht werden. Das wiederum hat mit der klimatischen Vielfalt zu tun.
Ein Winter im Westkap, vor allem in Kapstadt und entlang der südlichen Küste, kann sehr regnerisch verlaufen. Die Temperaturen können tagsüber dennoch locker mal 16 bis 17 Grad erreichen und fallen nachts selten auf unter 5 Grad. Und es gibt hier trotz des Winters häufig tagelange Phasen mit schönstem Sonnenschein. Im deutschen Winter fast unvorstellbar.
Ein Winter im nordöstlichen Innland, z.B. der Region um Johannesburg bis hinüber zum Kruger Nationalpark, bedeutet dagegen fast ausnahmslos Trockenzeit. Blauer Himmel und Sonnenschein verwöhnen alle Schönwetterhungrigen. Hier erreichen die durchschnittlichen Tagestemperaturen selbst im tiefsten Winter immer noch über 17 Grad. Dafür passiert es je nach Höhenlage aber schon mal häufiger, dass man sich nachts bei frostigen Temperaturen warm einpacken muss. Der Sommer kann dagegen phasenweise sehr verregnet sein und sogar regional Überschwemmungen verursachen, eine echtes Südafrika-Erlebnis.
Ebenso stark verregnet kann es im Sommer in den östlichen Küstenregionen zugehen. Häufig verbunden mit äußerst schwülen und drückenden Luftmassen. Dafür präsentiert sich der Indische Ozean wesentlich warmherziger als der Atlantik über die Jahreszeiten hinweg mit Temperaturen zwischen 21 und 26 Grad.
Nebensaison, Hauptsaison, immer Saison
Die beste Reisezeit in Südafrika ist selbstverständlich immer auch abhängig von der Saison. Sicher denken viele, dass die beste Reisezeit in Südafrika die Zeit ist, zu der die meisten Menschen unterwegs sind. Ähnlich der Erfahrung, dass die meisten Menschen auch am liebsten in den besten Restaurants dinieren. Aber eigentlich wissen wir es alle doch besser: Hauptferienzeiten sind häufig viel entscheidender.
In Südafrika trifft dies auf jeden Fall zu. Die Südafrikaner reisen gerne durch ihr Land, wenn sie Ferien und Geld haben. Das ist vor allem Anfang Dezember bis Mitte Januar der Fall (Sommerferien). Ebenso zwei Wochen in den Osterferien, drei Wochen in den Wintermonaten Juni/Juli und zwei Wochen im frühlingshaften September um den „Heritage Day“ herum. Bedenkt ihr jetzt noch deutsche, schweizerische und österreichische Ferienzeiten und die der restlichen Welt, dann sind schnell Überschneidungen zu finden, die natürlich in einer Urlaubsdestination kumulieren.
Wer zum Beispiel eine Reise unter dem Motto „Kulinarischer Genuss & Wein am Kap“ plant, muss das nicht im Januar tun, wenn alle unterwegs sind. Der Februar ist nicht nur schon ruhiger, sondern auch vielerorts der Beginn der Weintraubenernte. Das vertieft die Eindrücke.
Wer in Kapstadt und Umgebung Sehenswürdigkeiten besuchen will und speziell Strandurlaub machen möchte, sollte das erst recht nicht während der Hauptferienzeiten machen. Der Oktober zum Beispiel kann da sehr viel entspannter verlaufen, ohne große Wartezeiten bei den Hauptattraktionen und immer mit einem freien Plätzchen am Wasser. Die höchsten Temperaturen hat der Atlantik in der Kapregion übrigens auch nicht im Dezember/Januar, sondern im Februar/März.
Ähnliches gilt natürlich für so viele andere Highlights in Südafrika. Wer will schon mit 30 oder 40 anderen Fahrzeugen im Kruger Nationalpark um den besten Platz vor den Löwen konkurrieren, die zwei Meter von der Straße entfernt unter einem Baum liegen?
Tiere und Pflanzen im Wechselspiel klimatisch-jahreszeitlicher Bedingungen
So viele Besucher kommen nicht nur wegen der tollen Strände oder leckeren Weine ins Land, sondern wegen der besonderen Tier- und Pflanzenwelt Südafrikas. Die beste Reisezeit in Südafrika kann mit Blick darauf aber eine unerwartete Wendung bekommen.
Viele Vögel zum Beispiel verlassen das Land, wenn es ihnen zu kalt wird und kommen erst zurück, wenn sie das Klima milde stimmt. Die beste Reisezeit, um Vögel zu beobachten, ist also nicht der Winter.
Wer aber überhaupt keinen Bock oder zuviel Angst vor Schlangen, Skorpionen oder Spinnen hat, der kommt gerade im Winter. Da ist es für diese Tiere einfach kuscheliger in ihren Winterdomizilen. Wer aber genau diese tierischen Exoten sehen möchte, kommt besser zur heißesten Jahreszeit, auch wenn man riskiert, in den Regen zu geraten.
Der Regen beziehungsweise die Regenzeit bedeutet für die Tiere eine stark vereinfachte Versorgung mit Wasser. Wo immer sie gerade sind, ist bestimmt auch eine Pfütze in der Nähe. In der Trockenzeit, vor allem bei fortgeschrittener Trockenzeit im August/September, vielleicht sogar bis Oktober hinein, wird es für die Steppen- und Buschbewohner zusehends schwieriger. Das Wasser scheint sich förmlich aufzulösen. Die Wasserstellen reduzieren sich auf immer weniger. Das forciert die Tiere, ihre Verstecke zu verlassen, entferntere Wasserstellen aufzusuchen und sich dort zu konzentrieren. Das ist die goldene Stunde für alle Safari-Fans. In der Trockenzeit sieht man in der Regel deswegen mehr Tiere. Wer das nicht abenteuerlich genug findet, kommt eben wieder in der Regenzeit. Alles klar?
Wer nicht gerne von Moskitos gestochen und Malaria-Ängste hat, nimmt auch besser die Trockenzeit für den Besuch, zum Beispiel im Kruger Nationalpark. Die Malaria-Mücke braucht die feuchte Jahreszeit, um zur vollen Blüte zu kommen. In der Trockenzeit sind sie praktisch wie ausgestorben. Das ist zwar keine Garantie, aber der Unterschied zur Regenzeit ist so deutlich wie zwischen Pommes und Currywurst.
Wer auf seinem Urlaub in Südafrika unbedingt Wale sehen möchte, für den ist die beste Reisezeit in Südafrika um den September herum und nicht im Dezember, Februar oder Mai. Zwar heißt es gerne, dass die Walsaison in und um Hermanus von ca. Juni bis etwa Dezember ginge, aber die Wahrheit ist, dass es zwischen Ende August und Anfang Oktober, zumindest in den letzten Jahren, für Walbeobachtungen am besten ist.
Die Zeit um September herum ist übrigens auch die beste Reisezeit in Südafrika für ein einzigartiges, kurzlebiges Schauspiel der Blumenwelt nördlich von Kapstadt bis hoch ins Namaqualand. Die Region ist berühmt für seine wunderschönen Blumenteppiche, die sich hier nach einer guten Regensaison von Horizont zu Horizont ausbreiten. Wildblumen, wie zum Beispiel Daisies, Löwenzahn, Sonnenblumen, Kamille, Verwandte der Nelken und viele, viele mehr.
Fast 4.000 Wildblumen-Spezies verwandeln die kahlen oder monoton wirkenden Landschaften in einen Paradiesgarten und verursachen mit ihrer Schönheit regelrechte Pilgerwanderungen der faszinierten Blumenfreunde.
Wann ist die beste Reisezeit in Südafrika? Ernüchterung und Hoffnung
Ernüchterung vielleicht für die einen, die einen konkreten Monatsvorschlag erwartet haben. Hoffnung für die anderen, die nicht so recht wissen, worauf man bei der Wahl des Reisetermins achten kann. Die beste Jahreszeit in Südafrika kann für Reisende so individuell unterschiedlich sein, wie ihre Hobbies. Auch wenn meine Ausführungen oben bei weitem nicht erschöpfend sind, so hoffe ich, dass sie euch zumindest ein paar Ideen und Orientierungen geben, die euch bei der Planung etwas mehr Sicherheit bieten.
Egal, ob für eine Selbstfahrerreise in Südafrika oder einer geführten Rundreise auf unterschiedlichen Touren durch Südafrika. Wir stehen auf jeden Fall für Rückfragen und zusätzliche Unterstützung bereit. Meldet euch bei uns und wir planen gemeinsam.