Veröffentlicht am 15. November 2021 von Juan Proll
Malariafreie Gebiete in Namibia
Trotz aller positiven Entwicklungen sind noch immer besonders die afrikanischen Länder südlich der Sahara von Malaria betroffen. Doch ganz im Süden Afrikas gibt es Gebiete, die als malariafrei gelten und gleichzeitig touristisch interessant sind. So auch in Namibia, wie ihr im heutigen Blog erfahrt: Ich stelle Euch malariafreie Gebiete in Namibia vor!
Welche Gebiete in Namibia sind malariafrei?
Namibia mit seinen heute knapp 2,6 Millionen Menschen ist ein Beispiel dafür, dass sich der Kampf gegen den winzigen Malaria-Parasiten, der sich über eine weibliche Mücke durch die Lande fliegen lässt, lohnen kann: 2001 gab es noch 735.510 gemeldete Malariafälle, im Jahr 2019 waren es nur noch 3.404. Auch wenn 2020 die Fälle aufgrund starker Regenfälle und bester Bedingungen für die Malaria-Mücke auf über 13.600 Erkrankte stiegen, so ist doch insgesamt die Tendenz nach unten in den letzten Jahren unübersehbar. Ziel ist und bleibt die Malaria-Eliminierung in Namibia bis 2023.
Betroffen sind vor allem die nördlichsten Regionen des Landes in der heißen Phase der Regenzeit zwischen Januar und April. Im Jahr 2020 traten allein hier in den Gebieten von Ohangwena über Kavango West und Kavango Ost bis hinein in den Sambesi-Streifen (ehemals Caprivi) circa 85 Prozent aller Fälle auf. Auch außerhalb der Regenzeit ist hier große Vorsicht geboten. Die gute Nachricht ist aber: Unterhalb dieser Region wird es zunehmend malariafreier.
So ist die Malaria-Situation im Etosha Nationalpark zwar noch umstritten, wird aber zumindest in der Regenzeit als Risikogebiet ausgewiesen. Das deutsche Tropeninstitut informiert auf seiner Webseite, dass Windhoek, die Küste und Namib-Wüste sowie das Gebiet südlich von Karasburg als malariafrei gelten. Berücksichtige ich noch eine weitere epidemiologische Übersicht der WHO, dann würde ich die Küste etwas beschneiden und nördlich von Cape Cross eine Grenzlinie zu einem möglichen Risikogebiet ziehen. Gleichzeitig würde ich große Gebiete der Kalahari südöstlich von Windhoek sowie das zentrale Hochland südlich der Hauptstadt freigeben.
Grob vereinfachend würde ich sagen: Wer malariafrei in Afrika reisen möchte, kann das in Namibias Südhälfte wunderbar tun. Aber nagelt mich bitte nicht fest, sollte euch doch unerwartet eine Malariamücke erwischen. Denn längst ist weltweit das Phänomen der so genannten „Flughafen-Malaria” bekannt: verursacht durch über den Luftverkehr eingeschleppte Parasitenträgerinnen, die ihre neue Umgebung bedrohen und in vermeintlich malariafreien Gebieten zustechen. Gleiches gilt entsprechend für den Überland-Busverkehr.
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Malariafrei in Namibias Südhälfte unterwegs
Es ist schon Drama genug, dass die absolute Mehrheit der schönsten Safari-Gebiete Afrikas nur in ausgewiesenen Malaria-Gebieten zu finden sind. Zumindest der Etosha Nationalpark als einer der beeindruckendsten Nationalparks Namibias bedeutet in der regenfreien Zeit aber nur ein geringes Risiko. Denn gerade zwischen Mai und September trocknet die Gegend hier dermaßen aus, dass jegliche Art von Mücken ihren Weg zum Wasser allenfalls nur noch auf Krücken schafft – die Gesichtszüge verzerrt, die Flügel hängend und der Stachel verschrumpelt.
Doch wer dennoch etwas vom südlichen Afrika erleben will, das ein oder andere Wildtier sehen und dabei in Sachen Malaria auf Nummer sicher gehen möchte, der oder die sollte nach Namibia kommen und von Windhoek in Richtung Südhälfte statt in den Norden fahren. Hier meine heißesten Empfehlungen für eine kleine Rundreise (und hier, was man im Süden sonst noch machen kann):
Über die sanften Dünen der Kalahari zum Kgalagadi Transfrontier Park
Der Weg vom Flughafen oder aus Windhoek heraus in Richtung Süden empfiehlt sich über die Straßen C23 und C15 durch das Kalahari-Hinterland. Unterkünfte, wie zum Beispiel die Bagatelle Kalahari Game Ranch mit ihrer Erdmännchen-Kolonie und ihrer San-Tour im Stile eines lebenden Museums, bieten nicht nur Afrika-Romantik, sondern auch schönste Dünenlandschaft im roten Wüstensand gekleidet. Immer tiefer geht es in die Kalahari hinein, bis man den Kgalagadi Transfrontier Park erreicht. Es ist die einzige Möglichkeit auf dieser Namibia-Rundreise, malariafrei in Afrika eine ganze Bandbreite von afrikanischen Vorzeigetieren in der Wildnis zu sehen: Gnus, Spießböcke, Oryxe und Elen-Antilopen, Erdmännchen-Kolonien und Giraffen-Grazien, die stets auf der Hut vor lauernden Raubtieren wie Löwen, Geparden, Leoparden, Hyänen und Wildhunden sind.
Dieses riesige Wildschutzgebiet ist größer als Belgien und Luxemburg zusammen und grenzt an der Südostseite Namibias. Von hier kann man auch in den Park „einreisen“. In diesem internationalen, länderübergreifenden, von Südafrika und Botswana gemeinsam verwalteten Park geht es nur mit Vierrad-Antrieb. Asphaltstraßen gibt es hier keine. Die unberührte Wüstenlandschaft des Transfrontier Parks besteht typischerweise aus Salzpfannen, offenen Ebenen und flachem Buschland, das nach Süden hin dichter wird. In der Regenzeit füllen sich die Pfannen mit Wasser und die Wüste hüllt sich in eine pflaumige Grasdecke. Das verspricht echte Kalahari-Wüstenerlebnisse.
Malariafreie Reiseziele in Namibia: Liste
- Köcherbaumwald und der Spielplatz der Riesen
Zurück in Namibia geht es zum Köcherbaumwald und dem ‚Spielplatz der Riesen‘ nahe dem Städtchen Keetmanshoop. Am besten kommt man zum Sonnenaufgang oder vor Sonnenuntergang hierher. Ich starte gerne am ‚Spielplatz der Riesen’, ca. 15:30 Uhr. Das Licht wird zusehends wärmer. Dieser mystische Ort ist so benannt, weil es so aussieht, als gehörten die massiven Dolorit-Gesteine zum Lego-Bausatz irgendwelcher Riesen, die sie mit ihren gigantisch starken Händen aufgetürmt und zu faszinierenden Formationen zusammengelegt haben. Wenn ihr vorsichtig die Felsen besteigt, lässt sich von dort oben die immense Weite dieser natürlichen Schönheit bewundern. Es gibt auch einen kleinen Rundweg.
Danach geht es zum Köcherbaumwald. Kein Vergleich zu unseren mitteleuropäischen Wäldern. Schon weil wir diese Bäume in unseren Gefilden nicht kennen. Ihr seht hier eine ungewöhnliche Ansammlung von goldstämmigen Aloenarten, die wasserspeichernd sind und deren Fasern aus den Ästen leicht herausgekratzt werden können. Die Ureinwohner der Region haben sich diese Eigenschaft gerne zunutze gemacht, um daraus Köcher für ihre Jagdpfeile herzustellen. Wer rechtzeitig vor dem Sonnenuntergang herkommt, kann vielleicht auch schnell noch den hier lebenden Klippschliefern „Gute Nacht“ sagen. Ihr Zuhause sind die Felsspalten, in die sich ebenfalls die Köcherbaumwurzeln hineinwinden, um mehr Halt zu finden. Rosy-faced Lovebirds haben dagegen ihre bevorzugten Plätze in den Baumkronen der Aloen, von wo sie jeden Abend die besondere romantische Atmosphäre dieses Ortes genießen können.
- Fish River Canyon
Ganz im Süden des Landes verschmelzen der südafrikanische Richtersveld National Park und der namibische /Ai-/Ais Hot Springs Game Park zum grenzübergreifenden /Ai-/Ais-Richtersveld Transfrontier Park. Auf der namibischen Seite dominiert der Fish River Canyon den Park. Es ist die größte Schlucht Afrikas und eine der größten in der Welt. Sie bietet fantastische Aussichten für Geologie-Begeisterte und romantische Momente für Liebhaber*innen von Sonnenauf- und -untergängen. Sogar eine mehrtägige abenteuerliche Canyon-Wanderung ist malariafrei möglich – allerdings nur während der kühleren afrikanischen Jahreszeit.
- Lüderitz und die Geisterstadt Kolmanskop
Die Stadt Lüderitz ist nach dem Bremer Geschäftsmann benannt, auf den die Kolonialzeit der Deutschen hier im Land zurückgeht. Neben dem historischen Städtchen lohnt sich vor allem ein Besuch der Geisterstadt Kolmanskop (zu Deutsch: Kolmanskuppe). Einst war sie das mondäne Zentrum der Diamanten-Industrie von Deutsch-Südwestafrika. Heute zeugen nur noch die verlassenen Häuser von der vergangenen Pracht. Geblieben ist das mystische Flair einer Geisterstadt: Zerfallene und vom Wüstensand verschüttete Gebäude einerseits. Noch gut erhaltene und sich tapfer gegen die Naturgewalt stemmende Strukturen andererseits. Das Bild wirkt surreal, die Szenerie künstlerisch. Ihr Anblick schafft einen schier unwiderstehlichen Reiz einzutauchen in diese vergangene Welt.
- Das Sandmeer am Sossusvlei
Wüstensand, Dünenlandschaft, wilde Tiere und skurrile Panoramen – so lässt sich die Erfolgsformel des sagenhaften Sossusvlei im Westen Namibias zusammenfassen. Im Sandmeer gelegen und mit dem UNESCO-Weltnaturerbe-Status ausgezeichnet, gehört es zu Namibias Hauptattraktionen.
Auf dem Weg dorthin liegt die Düne 45. Sie gilt als die meistfotografierte Düne der Welt, gehört ganz sicher aber zu den meistbewanderten. Der Aufstieg am Dünenkamm entlang ist spektakulär.
Es folgt die seltene Gelegenheit, den ausgeliehenen Allrad-Mietwagen mal voll auszureizen. Auf den 5 Kilometern zwischen dem ersten und zweiten sowie weiter zum dritten Parkplatz geht es durch Tiefsand – eine echte Herausforderung. Wer es schafft, erreicht am Parkplatz 2 den Startpunkt zum sogenannten Deadvlei. Für viele ist das Deadvlei der Höhepunkt der Höhepunkte. Und … er ist ganz sicher so malariafrei wie die Bergspitze des Kilimandscharos. Irgendwann übersteigt ihr die Damm-Mauer einer vorgelagerten Düne und dann plötzlich … habt ihr es im Blick: das Deadvlei. Es ist eine riesige, ausgetrocknete Wasserpfanne, in der tote Baumskelette dalí-esk die Sinne berauschen.
- Swakopmund, die Wüste, das Meer und die Mondlandschaft – malariafrei
Swakopmund ist bekannt für sein sehenswertes deutsch-koloniales Erbe. Aber es sind vor allem die Möglichkeiten der Umgebung, die den Ort so besonders machen und malariafrei in Afrika zu bewundern sind. Darunter der Welwitschia Drive, dessen Wegesrand mit Welwitschia Mirabilis Pflanzen gepflastert ist – wenn auch nicht besonders offensichtlich. Welwitschias sind echte Urzeit-Gewächse, die endemisch in der Namib-Region wachsen. Die Umgebung erinnert an eine skurril wirkende Mondlandschaft: ein weites Feld blanker, kalter Felsen mit tiefen Einschnitten erweckt den Eindruck des Außerirdischen.
Auch die Bucht von Walvis Bay lädt zu Aktivitäten ein. Zum Beispiel ein Besuch bei den Flamingos, die gerade bei Ebbe zu hunderten direkt vor der Promenade futtersuchend ihre Schnäbel im Atlantischen Ozean versenken. Eine Robben-Kolonie erreicht ihr gut auf einer Kajak-Tour hinaus zum Leuchtturm. Wer möchte, sieht auf einer Bootstour vielleicht beides und noch mehr.
Mein besonderer Tipp für Swakopmund ist die Wüstentour zu den Little Five of the Namib Desert. Hier erfahrt ihr hochgradig Interessantes zur Ökologie der Wüste, wie sie leibt und lebt. Noch dazu servieren es die Macher*innen in einer Weise, die selbst die unterhaltsamsten TV-Shows in den Schatten stellen. Hier lernt ihr Spinnen, Geckos, Schlangen und Chamäleons kennen, die das Wüstenleben so schätzen, wie wir die Dusche an einem heißen Sommertag.
- Über den Bosua-Pass zurück nach Windhoek
Standesgemäß geht es über die C28 nach Windhoek. Es ist die Straße, die auch zum Welwitschia Drive führt. Sie zu nehmen braucht Zeit, gute Nerven und am besten einen Wagen ohne Anhang und mit Vierradantrieb (mindestens aber einem hohen Bodenabstand). Es geht über den Bosua Pass, den nur wenige befahren. Der Weg führt durch karge Felsformationen und faszinierende Landschaften. Es geht vorbei an überrascht herüberschauenden Wildtieren und den Ruinen der Curt von François-Feste, die einst der erste deutsche Schutztruppen-Befehlshaber während der Kolonialzeit bauen ließ. Bald habt ihr die Stadttore der Hauptstadt erreicht. Geschafft!
Wie schütze ich mich auf Namibia-Reisen vor Malaria: Leben mit Mücken
Zum Abschluss möchte ich aber gerne noch darauf hinweisen, dass ihr je nach Jahreszeit auch in den gerade beschriebenen Gegenden Mücken antreffen könnt. Malariafrei heißt also nicht gleichzeitig mückenfrei. Haut bedeckende Kleidung, Mückenschutz-Spray, Moskito-Netze oder Ähnliches, insbesondere in den aktiven Zeiten der stechenden Mücken zwischen Beginn der Dämmerung am frühen Abend und dem Sonnenaufgang am Morgen, könnten individuell Sinn machen. Falls ihr doch in ein von Malaria betroffenes Gebiet reisen möchtet, findet ihr in diesem Blog Tipps, wie man sich am besten vor Malaria schützen kann.
Wir stehen gerne für Rückfragen und zur Unterstützung bei der Planung eurer Reise bereit – egal ob auf einer geführten Rundreise oder einer Selbstfahrer*innen-Reise unterwegs. Dank unseres engen Kontaktes zu unserer Tochterfirma in Namibia wissen wir über die aktuelle Lage immer gut Bescheid. Also melde dich bei uns! Dein Traum, unsere Expertise – Dein ganz individuelles Namibia-Erlebnis.