Veröffentlicht am 18. Oktober 2021 von Juan Proll
Malaria-Schutz auf Afrika-Reisen: Wie kann man die Reisekrankheit kontrollieren?
Welch sensationelle Nachricht in diesen Tagen: Der erste Malaria-Impfstoff ist da! Grund zur Freude in Afrika, wo das Leid immer noch am größten ist. Doch was ändert sich dadurch im Tourismus und für die Reisenden? Von Malaria-Mücken, Parasiten, Impfstoffen und Tipps, wie ihr euch auf Afrika-Reisen vor Malaria schützen und das Risiko minimieren könnt heute mehr in meinem Blog.
Malaria in Afrika: Wie kann man sich schützen?
Rund 229 Millionen Malaria-Infizierte weltweit im Jahr 2019 und etwa 409.000 Malaria-Tote ist die traurige Statistik über eine Krankheit, die einfach nicht zu stoppen scheint. Besonders betroffen sind die afrikanischen Länder südlich der Sahara: Nach WHO-Angaben stammen über 90% der in 2019 an Malaria Verstorbenen von hier.
Malaria – eine leichte bis tödliche Krankheit
Seit Jahrhunderten wütet die Malaria wie eine unbezwingbare Bestie. Tatsächlich ist diese Bestie nicht mehr als ein winziger Parasit, der sich über eine Mücke durch die Lande fliegen lässt und darauf spezialisiert ist, sich als ungebetener Gast in uns Menschen wie in einem 5-Sterne-Hotel einzunisten. Sehr viele Menschen in Afrika leben verarmt und ungeschützt. Sie sind eine willkommene Beute. Als Tourist*in seid ihr aber nur für eine begrenzte Zeit dort und könnt mit einer konsequenten Prophylaxe dem Parasit den Eintritt verweigern. Denn ist er erst einmal in dir drin, ist es eigentlich schon zu spät. Fieber, Schüttelfrost, Kopf- und Gelenkschmerzen, Erbrechen, Krämpfe, neurologische Leiden, Augenprobleme und eine Reihe weiterer Symptome sind möglich. Von einmaligen Episoden bis zu wiederkehrenden Schüben.
Immerhin ließen sich bisher in einem solchen Fall mit Hilfe von Malaria-Medikamenten die Reproduktion und Vermehrung der Parasiten im menschlichen Organismus verhindern. Jedoch häufig mit starken Nebeneffekten. Deswegen galt es schon immer, den Grenzschutz an unserer Außenhaut zu verstärken und ein Eindringen zu verhindern. Mit dem neuen Impfstoff konnte jetzt das Arsenal an Waffen im Kampf gegen diesen gefährlichen Eindringling erweitert werden. Es ist nun erstmals möglich, den Krankheitserreger-Scanner upzudaten und den Körper sofort in den Verteidigungsmodus umzustellen, wenn sich ein Parasit Zugang verschaffen will. Auf den Tourismus hat das allerdings zunächst keine merklichen Auswirkungen. Aber nähern wir uns doch der Reihe nach der Frage, wie man diese Bestie unter den Reisekrankheiten kontrollieren kann:
Der Parasit
Der Parasit ist nicht allein. Insgesamt besteht die Gang aus derzeit 5 identifizierten einzelligen Parasiten der Plasmodium-Familie. Sie alle besitzen unterschiedliche Spezialitäten, haben eine unterschiedliche geographische Verbreitung und verursachen unterschiedliche Krankheitsverläufe. Ihr berüchtigtster, brutalster und tödlichster Vertreter ist Plasmodium falciparum. Vor allem ihn dingfest zu machen ist seit Jahrzehnten das Bemühen der Gesundheitsbehörden.
Schon seit 1948 gibt es Versuche, einen Impfstoff zu entwickeln. Dass es nicht so schnell gelingen konnte wie zuletzt mit den Impfstoffen gegen den COVID-19-Virus, ist nicht nur eine Frage der Prioritätensetzung, sondern auch der unterschiedlichen Beschaffenheit von Parasiten und Viren. Parasiten durchlaufen verschiedene Lebenszyklen, in denen sie sich kontinuierlich verändern. Anders als ein Virus bieten sie daher keine leicht zu identifizierende Angriffsfläche und Zielstruktur, die sich mit einer Impfung treffsicher attackieren ließe.
Die Anopheles-Mücke
Die Anopheles-Mücke ist sozusagen die Airline des Plasmodium-Syndikats. Genauer gesagt rekrutiert die Parasiten-Bande nur eine Handvoll Piloten aus dieser unzählbaren Masse von Anopheles-Mücken. Es sind zudem nur Weibchen. Im Klartext heißt das: Längst nicht alle weiblichen und schon gar nicht die männlichen Anopheles-Mücken fliegen die Einsätze der Plasmodium-Five.
Natürlich sieht man einer Anopheles-Mücke nicht an, ob sie Männchen oder Weibchen oder sogar eine Plasmodium-Pilotin ist. Sie ist deswegen nicht schwerer, nicht dicker und auch nicht weniger wendig … jedenfalls nicht für das menschliche Auge. Wenn man gestochen wird, weiß man zumindest schon mal: es war ein Weibchen. Aber grundsätzlich alle von ihnen saugen aufgrund ihrer Proteinabhängigkeit den roten Saft gnadenlos aus den Adern ihrer Opfer. Sie brauchen das Blut nach der Befruchtung durch die Männchen, damit sich ihre Eizellen entwickeln und sich ihre Brut fortpflanzt. Ohne Skrupel rammen sie also ihren Stechrüssel durch die Haut in die Blutbahnen, spritzen ein Drüsensekret zur Verhinderung der Blutgerinnung hinein und starten dann den Aderlass. Jedoch nur die Weibchen von rund 40 der weltweit insgesamt ca. 460 verschiedenen Anopheles Arten übertragen dabei die Parasiten, die Malaria verursachen können.
Der neue Malaria-Impfstoff „Mosquirix“
Der neue Impfstoff RTS,S/AS01 mit dem Handelsnamen Mosquirix ist erstmalig ein zartes Licht am Horizont der Malaria-Bekämpfung. Seine Durchschlagskraft liegt aber noch weit entfernt von wünschenswert. Die WHO berichtet in ihren Untersuchungsergebnissen zur Impfstoff-Wirkung über eine Effizienz von 30 % zur Reduzierung tödlicher Malaria. Damit kann es tatsächlich schon sehr viele Leben retten. Vor allem aber scheint ein Ansatz gefunden, der für die Zukunft mehr verspricht.
Allerdings ist der Impfstoff bisher nur für Kinder gedacht. Sie sind die größte betroffene Gruppe. Über 260.000 der Unter-Fünfjährigen sterben jährlich daran. Der neue Impfstoff könnte also weit mehr als 80.000 von ihnen pro Jahr retten. Voraussetzung dafür: Zwischen dem fünften Monat und dritten Lebensjahr der Kinder müssten sie vier Mal das Vakzin injiziert bekommen.
Erwachsene dagegen müssen sich weiterhin ohne Impfstoff schützen.
Malaria im Afrika-Urlaub: Gute Vorbereitung, besserer Schutz
Prophylaxe-Tabletten sind eine Möglichkeit des Malaria-Schutzes. Viele fallen aber im Urlaub ihren teils heftigen Nebenwirkungen zum Opfer. Wer das nicht will, sollte vor der Afrika-Reise Antworten auf folgende Fragen finden:
- Wie hoch wird das Malaria-Risiko eines Landes zum Beispiel von der WHO eingeschätzt?
(Derzeit Kenia zum Beispiel hoch, Südafrika mittel bis niedrig, Namibia, Botswana, eSwatini eher niedrig.) - Sind alle Regionen des Landes gleichermaßen betroffen?
(Es macht zum Beispiel einen Unterschied, ob ich in Tansania auf dem Kilimandscharo oder in der Serengeti unterwegs bin. In Südafrika ist der Kruger Nationalpark Malariagebiet, der Addo Elephant Nationalpark und der Garden Route Nationalpark gelten als malariafrei.) - In welcher Jahreszeit bin ich unterwegs?
(Namibia zum Beispiel ist ein Land, dass zwar im Nordosten des Landes das größte Malaria-Risiko vorweist, aber die meiste Zeit des Jahres und vor allem in den mittleren und südlichen Teilen des Landes aufgrund der Trockenheit und Dürre keine guten Lebensbedingungen für Malaria-Mücken hat. Der Etosha Nationalpark gilt häufig als Grenzgebiet der Malariazone wird aber in der Regel aufgrund der Trockenheit gerne als malariafrei eingestuft. In den Malariagebieten Südafrikas im Nordosten kann man aufgrund der Trockenheit von Juni bis September mit relativ geringem Malariarisiko unterwegs sein.) - Welche der 5 verschiedenen Malaria-Übertragungsparasiten sind in einer bestimmten Region dominant und erfordern welche Medikation?
(Es sind vor allem die Parasiten „Plasmodium falciparum“ and „Plasmodium vivax“, welche die größte Bedrohung darstellen und die wenigsten Prophylaxe-Kompromisse zulassen.) - Wie anfällig ist man selbst für alle Arten von Mückenstichen?
(Ich zum Beispiel brauche in der Präsenz anderer fast keinen Mückenschutz, weil ich regelmäßig Gäste dabei habe, die die Mücken anziehen wie Magnete das Eisen. Wer also Lieblingsfutter von Mücken ist, sollte natürlich noch stärker auf entsprechende Vorsichtsmaßnahmen bauen.)
Malaria-Schutz auf Afrika-Reisen: Schützen heißt, das Risiko kontrollieren
Die Erkenntnisse aus diesen Fragestellungen helfen euch sicherlich schon mal bei eurem Arzt- und Apotheken-Besuch. Sie bilden auf jeden Fall eine gute Grundlage einer Prophylaxe-Strategie, die sich aus vier Säulen zusammensetzen sollte:
- Risiko-Management (Siehe beispielhafte Fragen oben.)
- Stich-Prävention (Haut bedeckende Kleidung vom Hals bis ganz hinunter zu den Füßen, Mückenschutz-Spray, Moskito-Netze oder Ähnliches insbesondere in den aktiven Zeiten der Malariamücke zwischen Beginn der Dämmerung am frühen Abend und dem Sonnenaufgang am Morgen.)
- Prophylaxe- oder Stand-by-Medikamente (In Absprache mit eurem Haus- oder Tropenarzt.)
- Schnelle Diagnose und Behandlung (Bitte zum Beispiel bei fiebrigen Erkältungen nach dem Urlaub in einem Malaria-Land immer an die Möglichkeit dieser Erkrankung denken.)
Also – viel Spaß im Urlaub und lasst den Mücken keine Chance!
Wer in Afrika südlich der Sahara unterwegs ist, sollte sich stets Gedanken über mögliche Malaria-Gefahren machen. Wir stehen gerne für Rückfragen und Unterstützung bei der Planung eurer Reise bereit – egal ob auf einer geführten Safari oder einer Selbstfahrer*innen-Reise unterwegs. Dank unseres engen Kontaktes zu unseren Tochterfirmen in Afrika wissen wir über die aktuelle Lage immer gut Bescheid. Also melde dich bei uns! Dein Traum, unsere Expertise – Dein ganz individuelles Afrika-Erlebnis.