Veröffentlicht am 16. August 2021 von Juan Proll
Swakopmund in Namibia – Lohnt sich ein Besuch?
Gerade in Swakopmund ist Namibias deutsche Kolonialgeschichte noch sehr gut nachvollziehbar. Bis heute ist der 1892 als Hafenstadt errichtete Ort die „deutscheste“ Stadt des Landes. Der Namib-Wüste abgetrotzt und am Meer gelegen bietet „Swakop“ aber mehr als nur altdeutsche Eitelkeiten. Aber lohnt sich ein Besuch in Swakopmund? Eine Reihe spannender Aktivitäten sind von hier aus möglich.
Lohnt sich der Besuch in Swakopmund?
Als die Deutschen im August 1884 im Raum Lüderitz erstmalig die Reichsflagge hissen, nennen sie das heutige Namibia „Deutsch-Südwestafrika“. Da Lüderitz sich geopolitisch und militärstrategisch schon bald nicht als geeignete Hafenstadt erweist, beginnt die Suche nach einem neuen Standort weiter nördlich. Bedauerlich zu jener Zeit: Walvis Bay besitzt die idealen Bedingungen für einen solchen Hafen, doch waren hier die Engländer schneller und griffen sich diese Enklave noch vor dem Eintreffen der Deutschen. Erst ca. 35 km nördlich davon schien Swakopmund die nächstbeste Option für die deutschen Kolonialinteressen.
Viele Bauten aus jener Zeit stehen noch, das Heimatmuseum zeigt Ausstellungsstücke dieser Epoche und Gastronomie und Hotellerie geizen nicht mit deutschen Namen: darunter das Brauhaus, das Hansa Hotel, das Fachwerk Biergarten, die Einödentaverne oder Die Muschel. Zwei Buchläden offerieren sogar eine größere Sektion deutschsprachiger Literatur.
Als Hafenstadt hat Swakopmund keine Bedeutung mehr. Stattdessen aber hat es sich in ein touristisches Juwel verwandelt, das seine Gäste nicht nur mit Kunsthandwerkermärkten, netten Cafés, einladenden Strandpromenaden und beeindruckender Kolonialarchitektur verwöhnt. Es sind vor allem die möglichen Ausflüge in die Natur, die Swakopmund zu einem Tempel der Attraktionen in Namibia machen. Einige davon stelle ich euch hier vor.
Eine Fahrt entlang des Welwitschia Drive
Ein Grund, warum sich ein Besuch in Swakopmund lohnt, ist der nahe gelegene Welwitschia Drive. Den Namen hat diese faszinierend schöne Strecke aufgrund der Welwitschia Mirabilis Pflanzen, die in dieser Region verstärkt vorkommen. Die größten Vertreter ihrer Art schätzt man auf ein Alter von 2000 Jahren. Es sind praktisch „lebende Fossile“, also echte Urzeit-Gewächse, die endemisch in der Namib-Region wachsen. Die meiste Zeit des Jahres liegen die langen Blattpaare dieser Wüstenblume hässlich und platt am Boden. Doch wenn sie dann zu blühen beginnt, entfaltet sie eine magische Schönheit. Gerade die orangeroten, konischen Zapfen der weiblichen Pflanzen wirken wie hochragende Schlangenköpfe und verzaubern wie einst Medusa ihre Betrachter*innen.
Wahrscheinlich erklärt dies auch die Landschaft drumherum. Denn der Anblick der Medusa verwandelte die Menschen zu Stein. Die atemberaubenden Sand- und Felsformationen hier lassen alle möglichen Fantasien zu, wie diese bizarr wirkende Mondlandschaft entstanden sein könnte. Ein weites Feld blanker, kalter Felsen mit tiefen Einschnitten erweckt den Eindruck des Außerirdischen.
Ein Besuch der Bucht von Walvis Bay
Eine Reihe von Unternehmen bieten Bootstouren hinaus in die Bucht an. Unterwegs gibt es nicht nur Meerestiere wie Flamingos, Pelikane oder Robben zu sehen, sondern auch Interessantes über das Leben in der Bucht zu hören.
Wer aber mehr auf Eigenaktivität steht, dem sei ein langer Spaziergang entlang der Meerespromenade empfohlen. Denn gerade bei Halb- bis Dreiviertel-Ebbe versenken hunderte von Flamingos direkt vor der Promenade futtersuchend ihre Schnäbel in den flachen Gewässern des Atlantischen Ozeans. Eine seltene Gelegenheit, Flamingos so nah kommen zu können. Und nichts geht über den berühmten „Flamingo-Flamenco“, den die Flamingos nicht tanzen, um die Zuschauer*innen zu begeistern, sondern um Kleinsttiere im Schlamm aufzuscheuchen.
Wer sich aber zur Abwechslung lieber mal mit den Armen statt mit den Beinen fortbewegen möchte, dem sei eine Kajak-Tour hinaus zur Robbenkolonie am Leuchtturm empfohlen. Allzu viel bewegen tut man sich dort vielleicht nicht. Denn wenn erst einmal die Robben um euer Kajak herumschwimmen, droht Versteinerung durch Verzückung.
Ein Ausflug zur Robbenkolonie am Cape Cross
Wer einmal zu Lande das Erlebnis von hunderttausenden Robben um einen herum haben möchte, dem empfehle ich einen Ausflug zur Robbenkolonie am Cape Cross. Nirgendwo anders in der Welt ist mir ein vergleichbarer Ort bekannt. Ihr lauft tatsächlich auf einem Walkway mitten durch die Robbenmassen. Zum Teil versperren sie euch sogar den Weg. Zugegeben: die ca. 120 km pro Strecke, um dorthin zu kommen, klingen erst einmal viel. Aber nicht nur erwartet euch eine einzigartige Erfahrung am Ziel, sondern auch die Fahrt ist besonders. Sie führt in Teilen entlang einer alten Salz- statt Asphaltstraße, passiert Namibias optisch außergewöhnlichsten Ferienort Wlotzkasbaken, ermöglicht einen kurzen Abstecher zum Zeila-Schiffswrack und bietet faszinierende Namib-Wüstenlandschaft.
Cape Cross ist aber auch ein historischer Ort, wo 1486 der portugiesische Seefahrer Diego Cão auf einer seiner Entdeckungsreisen ein Kreuz mit Inschrift in den Boden schlug. Das Original-Kreuz entdeckten die Deutschen 1893, brachten es nach Deutschland und ersetzten es am Cape Cross durch eine Kopie, die um eine kaiserliche Inschrift ergänzt wurde. Das Originalkreuz hat bis heute überlebt, zeigt starke Verwitterungserscheinungen und ist im Museum für Deutsche Geschichte zu bewundern.
Eine Wüstentour zu den Little Five der Namib-Wüste
Ein Besuch in Swakopmund lohnt sich vor allem in Verbindung mit einer Wüstentour zu den Little Five of the Namib Desert. Hier erfahrt ihr hochgradig Interessantes zur Ökologie der Wüste, wie sie lebt und wie es ihr geht. Noch dazu servieren es die Macher*innen in einer Weise, die selbst die unterhaltsamsten TV-Shows in den Schatten stellen. Vor allem aber seid ihr mit einem bisschen Glück live dabei, wenn sich Spinnen bei der Flucht vor ihren Feinden mit 44 Umdrehungen pro Minute die Dünen herunterstürzen, das Namaqua Chamäleon für den Futterfang seine überlange Zunge aus seinem Maul schleudert oder die Hornotter-Schlange müde aus dem Buschwerk lächelt.
Swakopmund selbst und seine Umgebung haben touristisch sehr viel zu bieten. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall. Auf unserer Faszination Namibia Rundreise kommen wir standardmäßig dort vorbei. Doch auch auf Selbstfahrer*innen-Touren lässt sich ein Besuch leicht einbauen. Wir stehen gerne für Rückfragen und Unterstützung bei der Planung deiner Namibia-Reise bereit – egal ob auf einer Gruppenreise oder einer Selbstfahrer*innenreise unterwegs. Dank unseres engen Kontaktes zu unserer Tochterfirma in Namibia wissen wir über die aktuelle Lage immer gut Bescheid. Also melde dich bei uns! Dein Traum, unsere Expertise – Dein ganz individuelles Namibia-Erlebnis.