Veröffentlicht am 10. Januar 2022 von Juan Proll
Wo kann man in Namibia Wüstenelefanten sehen?
Wüstenelefanten sind ein Phänomen, dass weltweit neben der Gourma-Region in Mali nur noch in der Namib-Wüste Namibias zu bewundern ist. Was die Dickhäuter in die Wüste zieht, wie sie dort leben und wo man Wüstenelefanten in Namibia am besten antrifft, erzähle ich euch heute.
Wüstenelefanten in Namibia sehen
Wir kennen Elefanten als Wasser liebende Wesen, die nicht nur gerne in Flüssen baden, sondern auch locker eine Badewanne voll davon trinken. Umso überraschender, dass es Rüsselträger gibt, die freiwillig darauf verzichten und in der Wüste Namibias leben. Elefantenschutz-Organisationen in der Namib-Region weisen aber mit hochgehaltenen Warnflaggen darauf hin, dass die Gesamtpopulation dieser einzigartigen Tiere auf ca. 80 bis 150 Tiere geschrumpft ist. In Namibia stehen sie damit kurz vor dem Aussterben.
Im ersten Moment könnte man denken, dass Wüstenelefanten eine eigene Spezies sind. Aber sie gehören nach letzten DNA-Untersuchungen zur gleichen Spezies wie der Afrikanische Savannen-Elefant auch (Loxodonta africana). Dennoch sind Unterschiede in der körperlichen Erscheinung, im Sozial- und Lebensraumverhalten offensichtlich.
Auf diesen Touren fährst du in Regionen, in denen es Wüstenelefanten gibt:
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Woher kommen die Wüstenelefanten der Namib?
Aus mitteleuropäischer Perspektive mit unseren allseits bekannten Schmuddelwetter-Regionen könnte man denken, alles sei besser als dauerhaft graue Tage und Regen. Aber das ist sicher nicht der Grund, warum die Elefanten in die Namib-Wüste ziehen. Doch genau sagen, woher sie kommen, kann nach derzeitigem Stand auch niemand. Es ist vielmehr so, dass sie schon weit länger dort leben, als unsere Geschichtsschreibung zurückgeht.
Was die Wüstenelefanten beweisen, ist, dass Elefanten extrem anpassungsfähig sind. Blicken wir zurück, dann gab es Schätzungen zufolge allein um 1950 herum noch über 3 Millionen Elefanten auf der Welt. So kann man sich leicht vorstellen, dass es auch in Namibia einmal viel mehr gab, als heute zu sehen sind. Vermutlich war es zu jener Zeit für eine Gruppe von Wanderwilligen sinnvoll, sich aus der Masse der Elefanten herauszunehmen und sich in eine Region zurückzuziehen, die zwar sicherlich weniger beliebt war, aber neue Entfaltungsmöglichkeiten schuf.
Welche Herausforderungen gibt es für Elefanten in der Wüste?
In der Wüste zu leben, bedeutet, sich einigen besonderen Herausforderungen zu stellen:
- Wüste bedeutet dauerhaft Dürre. Es regnet kaum bis gar nicht. In der Namib liegen die Niederschlagswerte bei unter 20 mm in Küstennähe und bei bis zu 150 mm im Landesinneren.
- Es gibt entsprechend sehr wenige Oasen mit Wasser. In der Hauptregenzeit des Landes zwischen Januar und März füllen sich ab und zu mal die Flussläufe, die aber die meiste Zeit des Jahres trocken sind. Dann müssen die Elefanten Alternativen finden und entweder nach Wasser buddeln oder Quellen kennen.
- Mit dem geringen Wasser und den wüstenartigen Bedingungen gibt es auch weniger zu fressen als in den regenreicheren Regionen.
- Außerdem heißt es, Wege zu finden, um mit großer Hitze, wenig Schatten und dem vielen Sand klarzukommen, der das Laufen schwieriger macht. Bäume sind Mangelware in einem Gebiet, das mit rund 115.000 Quadratkilometer nur wenig kleiner ist, als die Schweiz und Österreich zusammen.
Wie unterscheiden sie sich Wüstenelefanten der Namib von den Savannen-Elefanten?
Angesichts der oben genannten Herausforderungen waren zwangsläufig Anpassungen notwendig, um unter Wüstenbedingungen überhaupt überleben zu können und es nicht nur zu einem Wochenendausflug zu machen. Was unterscheidet also die echten Wüstenelefanten von ihren Artgenossen aus dem Etosha Nationalpark in Namibia, dem Kruger Nationalpark in Südafrika, der Serengeti in Tansania oder der Masai Mara in Kenia? Hier ein paar Beispiele:
- Wüstenelefanten wirken körperlich schlanker mit längeren Beinen und größerer Fußfläche. Da es in der Namib weniger Futter gibt, mussten sie lernen mit weniger Fressen zu leben. Dadurch haben sie optisch weniger auf den Rippen und ihre Beine kommen wesentlich formschöner zur Geltung. Und weil sie viel mehr laufen müssen, um die dürftig vorhandenen Futter- und Wasserstellen zu erreichen – und dies auch noch durch den ständig nachgebenden Wüstensand –, haben ihre Sohlen plattfüßige Dimensionen angenommen.
- Die Herden sind im Durchschnitt deutlich kleiner.
- Die meisten Studien zeigen, dass Elefanten sich normal nur maximal zwischen 8 und 24 km von der nächsten Wasserstelle entfernt bewegen. Bei Wüstenelefanten liegt die Range bei etwa 20 bis 40 km, wenn nötig auch darüber. Belegt ist eine Entfernung bis zu 70 km von der nächsten Wasserversorgung entfernt.
- Viele Studien zeigen ebenfalls, dass Elefanten regulär jeden Tag, spätestens alle zwei Tage trinken. Auch weiß man, dass Elefanten durchaus in der Lage sind, längere Zeit ohne Wasser auszukommen, maximal aber nur bis zu 72 Stunden. Wüstenelefanten trinken selten „regulär“ und schaffen im Notfall bis zu 4 Tage ohne Trinkwasser.
- Aufgrund der Futter- und Wassereinschränkungen bewegen sich Wüstenelefanten in einem signifikant größeren Umkreis als die Dickhäuter in anderen Regionen.
- Mit ihren Vorräten gehen Wüstenelefanten vorsichtiger um als ihre Artgenossen in anderen Regionen. Sie zerstören vergleichsweise deutlich weniger und scheinen darauf zu achten, dass Futterressourcen überleben.
Welche Bedeutung haben Wüstenelefanten für das Ökosystem?
Das Leben der Elefanten in der Wüste vereinfacht auch das Leben vieler anderer Lebewesen. Ihnen mag es nicht so bewusst sein, aber sie tun viel Gutes für Tier und Mensch. Zum Beispiel:
- Auch wenn im Sand Spuren immer wieder verwischen, über die Zeit bilden sich dennoch sichtbare Trampelpfade, die oft den kürzesten Weg zwischen zwei Wasserquellen darstellen. Wege, die auch andere Tiere und Menschen nutzen.
- Wenn die Flüsse trocken und keine Trinkquellen vorhanden sind, dann scharren Elefanten Löcher, um Wasser zu finden. Sie haben das sprichwörtliche Näschen dafür. Sehr zur Freude anderer Wild- und Nutztiere und auch des Menschen.
- Auch wenn man Wüstenelefanten öfter mal auf ihren Hinterbeinen stehen sieht, kommen sie dennoch häufig genug nicht an die höheren Lagen der vereinzelt im Flussbett auftauchenden Ana- und Kameldornbäume. Also schütteln sie am Stamm und fressen das Herunterfallende. Oft bleibt hiervon genug übrig, um das kleinere Wild gleich mitzuversorgen.
- Und wenn die Wüstenelefanten auch weniger verdauen und ausscheiden als die vollgefressenen Busch- und Savannenkolosse, so helfen sie dennoch mit den an- und unverdauten Samen in ihrem Mist bei der Verbreitung von Bäumen.
Wüstenelefanten nehmen daher eine ökologisch wichtige Rolle im Ökosystem Wüste ein und leisten damit einen erheblichen Beitrag dazu, gleich eine viele größere Bandbreite von anderen hochinteressanten Wildtieren auf einer Wüstensafari bestaunen zu können: darunter Zebras, Giraffen, Springböcke, Oryxe, Kudus, Hyänen, Löwen und mehr.
Wo kann man Wüstenelefanten am besten beobachten?
Das heutige Verbreitungsgebiet der Wüstenelefanten innerhalb der Namib verläuft entlang der Flüsse Hoarusib, Hoanib, Uniab, Huab und Ugab vom südlichen bis zum nördlichen Kaokoveld im Westen des Landes. Die geschrumpfte Gesamtzahl der gewichtigen Wüstenbewohner*innen verteilt sich auf fünf Teilpopulationen. Wenn ihr hier auf einer geführten Tour oder einer Selbstfahrer*innen-Reise auf Entdeckungskurs geht, dann ist das nur mit Vierradantrieb möglich. Es geht durch Tiefsand und angetrocknete Flussläufe im Hinterland. Die besten Chancen, Wüstenelefanten zu sehen, habt ihr mit einem erfahrenen Safari Guide, der oder die die Gewohnheiten der Tiere kennt.
Im Süden könnt ihr bereits ab dem Brandberg, dem höchsten Berg des Landes in der Nachbarschaft des Ortes Uis, Glück haben. Auch nahe dran ist das UNESCO-Weltkulturerbe Twyfelfontein mit seinen Felsgravuren. Gute Zwischenstationen auf dem Weg nach Norden sind die Torra- und die Palmwag-Schutzgebiete („Conservancies“) sowie Sesfontein und Purros. Und weiter nördlich kann Opuwo noch als interessanter Ausgangspunkt gewählt werden, bevor ihr dann ganz im Norden bis zu den Epupa-Falls am Kunene-Fluss weiterfahren könnt, um noch ein bisschen auszuspannen und mal wieder andere Sehenswürdigkeiten zu genießen.
Die Wüstenelefanten sind auch deshalb etwas Besonderes, weil sie sich frei von irgendwelchen Zäunen bewegen. Sie unterwegs zu entdecken, zusammen mit den anderen tollen Tieren ihres Lebensumfeldes, empfinde ich jedes Mal aufs Neue als ein ganz großartiges Geschenk. Ich hoffe sehr, dass alle zukünftigen Wildschutzbemühungen ausreichen werden, um diese einzigartigen Elefanten zu retten. Denkt an meine Worte, solltet auch ihr einmal das Glück haben, Wüstenelefanten in freier Wildbahn zu sehen.
Wir stehen in jedem Fall gerne für Rückfragen und zusätzliche Unterstützung bei der Planung deiner Namibia-Reise bereit – egal ob auf einer geführten Rundreise oder einer Selbstfahrerreise unterwegs. Melde dich bei uns! Dein Traum, unsere Expertise – Dein ganz individuelles Namibia-Erlebnis.