Veröffentlicht am 18. Januar 2021 von Juan Proll
Namibias Pflanzenwelt: Welche Bäume gibt es in Namibia? – Das sind meine Big Five
Faszinierende Wüstenlandschaften dominieren das Erscheinungsbild Namibias. Die Kalahari im Osten und die Namib entlang der Küste des Atlantischen Ozeans im Westen kreieren traumhafte Naturimpressionen. Angesichts der Trockenheit mag man kaum glauben, dass sich irgendwelche Baumarten hier heimisch fühlen könnten.
Doch ‚die Wüste lebt’, auch in Namibia. Eine Reihe von Bäumen hat sich – den klimatischen Bedingungen zum Trotz – im Land angesiedelt. Hier sind meine Big Five auf die Frage „Welche Bäume gibt es in Namibia?“.

Mopane – Der Baum mit den Engelsflügeln
Mopane (Colophospermum mopane) ist einer der Big Five der Bäume in Namibia. Er bevorzugt die heißen und trockenen Gebiete der Höhenlagen zwischen etwa 200 und 1500m, erscheint hier und da nur im Strauchformat, erreicht aber als Baum Höhen um die 25m. Allerdings nicht in Namibias Westen, wo er in bescheidenen Größen vom Brandberg über Twyfelfontein und Palmwag, dem westlichen Teil des Etosha Nationalparks bis hoch ins Kaokoland der Himbas unübersehbar ist. Das beste Erkennungsmerkmal sind seine Blätter: Engelsflügeln gleich im saftigen Grün wirken sie auf den Betrachter wie ein herzliches Willkommen. Wer kann diesen Anblick noch vergessen und am nächsten Tag schon den Namen nicht mehr wissen?
Mopane gehört auch deshalb zu meinen Big Five auf die Frage „Welche Bäume gibt es in Namibia?“, weil das Holz des Baumes termitenresistent ist. Es wird daher auch heute noch gerne – insbesondere von der einheimischen Ur-Bevölkerung – für die Konstruktion von Häusern oder die Errichtung von Zäunen verwendet. Es ist aber auch gutes Brennholz. Und nach dem Grillen kann man einen frischen Zweig abbrechen, ein bisschen darauf herumkauen und sich dann die Zähne damit putzen, wenn nichts anderes zur Hand ist.
Apropos Zähne: Tradition im Volk der Himbas im Nordwesten des Landes ist es, als Bekenntnis zu ihrer Volkszugehörigkeit die vier unteren Vorderzähne herauszuschlagen. Das klingt schmerzhaft, nicht wahr? Zum Nachmachen jedenfalls nicht empfohlen. Aber – die zurückbleibende Lücke versorgen sie anschließend mit Mopane-Blättern: ankauen, auf die Wunde legen, fertig. Es desinfiziert, lindert den Schmerz und fördert die Heilung.
Auch der Samen im Innern der nierenförmigen Hüllen lässt sich medizinisch nutzen. Zerreibt man den Samen, setzt er einen terpentinartigen Geruch frei. Ein tiefer Zug mit der Nase und schon lösen sich Verstopfungen, jedenfalls die nasalen.

Der Köcherbaum – ein Baum mit dem kleinen Unterschied
Der Köcherbaum ist ein weiterer Vertreter meiner Big Five auf die Frage „Welche Bäume gibt es in Namibia?“. Er gehört zu den Aloen. Unter ihnen ist die Aloe vera aufgrund ihrer Nutzung für die Kosmetik- und Alternativmedizin im deutschsprachigen Raum sicher die bekannteste. Weniger prominent ist dagegen die Aloe dichotoma – in Namibia bekannt als der Köcherbaum. Schon der wissenschaftliche Name klingt im Vergleich zur Aloe vera weniger wie eine medizinische Hoffnung als vielmehr wie ein chirurgischer Eingriff. Die Bezeichnung bezieht sich aber auf das typische Verhalten der Pflanze, sich nach ausreichender Stammbildung und Stabilität fortan zu gabeln … zwei Äste hier, zwei Äste dort usw. Und ist die Pflanze erst einmal irgendwo zwischen 15 und 25 oder sogar 30 Jahren alt, beginnt sie zu blühen. Dass sie das in den kalten Wintermonaten Juni und Juli tut, erwärmt zumindest das Herz des Betrachtenden.
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Heimisch sind Namibias Köcherbäume vor allem im Süden des Landes, wo sie an felsigen Hängen wachsen. Besonders bekannt ist der Köcherbaumwald bei Keetmanshoop. Die flachen Wurzeln des Baumes graben sich in die Lücken des Gesteins und klammern sich schließlich daran fest. Gerade im Abendlicht der untergehenden Sonne stehen diese bis zu etwa 7 m hohen Wunderwerke der Natur majestätisch da. Ihr kräftiger Stamm wirkt wie in goldbraune Farbe getaucht. Die Rinde bildet sich mit den Jahren zu harten und an den Rändern scharfen Schuppen aus. Nach oben formt sich eine runde Krone aus saftig grünen, Wasser speichernden Blättern. Sie sind am Rand gezackt, bis zu 35 cm lang, laufen spitz zu und sitzen rosettenförmig an den Zweigen.
Als Sukkulente hat der Köcherbaum zwar eine harte Außenschale aber nur ein faserig-feuchtes Innenleben. Ist man soweit erst einmal vorgedrungen, lässt er sich leicht aushöhlen und dann gut als Hohlkörper verwenden. Um 1685 beobachtete der damalige holländische Governeur der südafrikanischen Kapkolonie Ureinwohner dabei, wie sie Äste vom Baum trennten, sie aushöhlten und zu Köchern für ihre Jagdpfeile verarbeiteten. Es war die Geburtsstunde des Namens „Köcherbaum“, wenn auch erst einmal nur in der Afrikaans-Version „Kokerboom“.

Kameldornbaum – Pass dich an oder stirb
Der Kameldornbaum (Acacia erioloba) ist im südlichen Afrika weit verbreitet und gehört ebenfalls zu meinen Big Five auf die Frage „Welche Bäume gibt es in Namibia?“. Mit Kamelen hat der Baum allerdings wenig zu tun. Vielmehr entstammt der Name der Afrikaans-Sprache und bezieht sich auf Giraffen, die sich gerne von den Blättern des Baumes ernähren. Mit ihren langen Hälsen können sie problemlos hoch hängendes Grün abknabbern. ‚Giraffe’ heißt auf Afrikaans ‚Kameelperd’ und so leitet sich der Name des Baumes ab.
Der Kameldornbaum ist eine stattliche Akazienart, dessen Krone selbst für Giraffen unerreichbar sein kann. In Namibia schießen sie je nach Region bis um die 15 m in die Höhe und bilden dabei eine breite Haube. Sie bieten Mensch und Tier in heißen Gebieten wichtigen Schatten. Wenngleich der Baum häufiger weit unter seinen Wachstumsmöglichkeiten zurückbleibt, so überragt er dennoch in der Regel alle anderen Pflanzen in den meist wüstenartigen Gebieten. Sieht man dann auch noch seine Blätter im saftigsten Grün, fragt man sich, wie das sein kann und versucht das Wunder zu verstehen.
Das Geheimnis liegt in der Wurzel des Baumes, die immer noch dort an Grundwasser herankommt, wo sich andere Vegetation schon längst geschlagen geben muss. Wenn man diesen Baum also in einer eher abschreckend erscheinenden Umwelt im tiefen Sand oder nährstoffarmen Boden stehen sieht und nicht für möglich hält, dass dort genug Regen fällt, um das Grün der Blätter zu erklären, dann … ja dann heißt das, dass irgendwo unterhalb, in Tiefen um 20, 30 oder sogar mehr Metern, genügend Wasser ist, um die Wurzeln zu versorgen.
Vor allem im September und Oktober wachsen kleine, kugelige und goldgelbe Blüten mit lieblichem Duft und präsentieren die Akazie in ihrer schönsten Pracht. Aus der Blüte reifen dann halbmondförmige, graugrüne samtige Schoten heran, die von Februar bis Mai von den Bäumen fallen und – weil sie sehr nahrhaft sind – von vielen Tieren gefressen werden.
Der Kameldorn ist außerdem beliebt für seine Nutzungsmöglichkeiten in der traditionellen Medizin: ein Sud aus Baumharz gegen Grippe, ein Rinden-Extrakt gegen Durchfall, ein Wurzel-Extrakt gegen Kopfschmerzen und Husten, oder getrocknetes Pulver aus den zerhackten Samen zur Behandlung von Ohrenentzündungen.

Baobab-Baum – Auf den Kopf gefallen
Einer San-Legende zufolge griff der liebe Gott angeblich in einem verärgerten Augenblick einen der um ihn stehenden Bäume und warf ihn über die Mauer des Paradieses, wo er „kopfüber“ auf Mutter Erde landete. Nur der Baumstamm und die Wurzeln waren noch sichtbar. Schon deshalb ist der Baobab (Adansonia digitata) Mitglied meiner Big Five auf die Frage „Welche Bäume gibt es in Namibia?“.
Bekannt ist der Baobab-Baum unter dem Namen ‚Affenbrotbaum’. Die Affen mögen die bis zu 40 cm langen, an Stielen herunterhängenden Früchte, die außerdem aussehen wie Affenschwänze. Der Name Baobab leitet sich aber vom arabischen Ausdruck „bu hibab“ ab und heißt übersetzt so viel wie „Frucht mit vielen Samen“. Rund 120 bis 200 Samen kann eine einzelne Frucht enthalten, die sehr fettreich sind.
Typisch für die Giganten unter den Baobabs ist der enorm dicke Stamm, der oft innen hohl ist, und eine Astkrone, die im unbelaubten Zustand an ein Wurzelsystem erinnert. So zum Beispiel der über 28 m hohe „Baum des Lebens“, der im zentralen Norden bei Outapi steht – in der Sprache der Einheimischen als „Omukwa waa Mbalantu“ bekannt. Dieser Baobab hat einen Umfang von rund 26 m. Baum des Lebens ist er nicht nur, weil er für Ernährung und Gesundheit vielfältig nutzbar ist. Um 1800 diente er zudem ansässigen Dorfbewohner*innen bei Stammesfehden oft als Versteck, nachdem der damalige Dorfälteste den Baumstamm oben aushöhlen ließ.
Später wurde ein regulärer Eingang eingebaut. Ab 1940 wurde dieser Raum im Baum als Postamt genutzt, einige Zeit als Bar und dann als Kirche. Heute etwa 800 Jahre alt wächst der Baobab-Baum weiter und trägt jedes Jahr Früchte. Die harten, ovalförmigen Früchte wiegen etwa 1 kg. Das Fruchtfleisch ist hellbeige und schmackhaft und enthält neben einem hohen Vitamin C Gehalt noch weitere Nährstoffe.
Eine Besonderheit des Baobabs ist die Fähigkeit, mit seinen weichen schwamm-artigen Baumfasern sehr viel Wasser im Baumstamm speichern zu können. So überstehen die Bäume Trockenzeiten. Auch wenn es für ihre schönen, cremig-weißen und recht großen becherförmigen Blüten bedeutet, bereits nach 24 Stunden zu verwelken.

Foto: Tee La Rosa | Flickr
Makalani Palme – Ein bisschen Karibikflair
Die Makalani Palme (Hyphaene petersiana) ist die einzige wildwachsende Fächerpalme im Land und damit ein würdiger Vertreter meiner Big Five auf die Frage „Welche Bäume gibt es in Namibia?“. Am liebsten wachsen sie im Norden auf sandigen Flächen entlang flacher Pfannen und Flussufern. Die schlanken, glatten, graubraunen, in Namibia bis zu etwa 10 m hohen Stämme haben eine Schwellung unterhalb der Kronenbasis. An der Spitze des Stammes sitzen dicht gedrängt bis zu 2 m lange Blätter.
Aus den Blüten der weiblichen Bäume entstehen Früchte, die sogenannten Palmäpfel. Sie haben eine glatte, glänzend orangerote bis rotbraune Schale. Pro Baum reifen bis zu 2000 dieser Früchte über zwei Jahre heran. Dann hängen sie weitere zwei Jahre am Baum, ehe sie abfallen. Sie werden von Elefanten und Affen gefressen und dadurch verbreitet.
Unter der Schale der Frucht folgt eine mehlige, süßlich und leicht nach Ingwer schmeckende Schicht. Sie wird gerne von der ansässigen Bevölkerung gegessen, zu Wein vergoren oder zu Bier verbraut. Der Kern wie auch andere Teile der Pflanze, zum Beispiel Stängel und Blattfasern, sind im Norden Namibias von großer wirtschaftlicher Bedeutung für die Herstellung und den Verkauf von Körben, Hüten, Matten, Sieben, Röcken und vieles mehr.
Der Fruchtkern, auch bekannt als „pflanzliches Elfenbein“, hat ein weiches, dunkelbraunes Äußeres, das feinste Gravuren erlaubt. Für die Souvenirläden des Landes zu hübschen Ohrringen, Schlüsselanhängern, Halsketten oder Knöpfen verarbeitet, sind auf ihrer Oberfläche kleine Kunstwerke mit Abbildungen einheimischer Tiere, kleiner Alltagsszenen oder humorvoller Botschaften eingeritzt. Besonders gerne werden sie den Touristen als Schlüsselanhänger an Tankstellen im Norden und im Umfeld der Christuskirche in Windhoek im ‚Direktvertrieb’ zum Kauf angeboten. Zuvor ritzen die gewitzten Verkäufer (Frauen habe ich das noch nicht machen sehen) blitzschnell die Autonummer oder den Namen eines oder einer Mitreisenden ein, den sie mit großer Freundlichkeit in Erfahrung zu bringen wissen.

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