Veröffentlicht am 10. Mai 2021 von Juan Proll
3 Länder-Tipps: Wo kann man in Afrika am besten Erdmännchen sehen?
Erdmännchen – und natürlich auch Erdweibchen – sind auf Reisen in Afrika „everybody‘s darling“. Im Glanz der Augen meiner Gäste spiegeln sich sichtlich gerührt die Erinnerungen an Timon aus „König der Löwen“ und Kolo aus dem Film „Wächter der Wüste“ wider. Im südlichen Afrika sind diese kleinen Vierbeiner zu Hause. Doch sie lassen sich während einer Safari im afrikanischen Tierreich nicht so gut entdecken wie Elefanten oder Zebras. Also verraten wir euch heute, wo in Afrika ihr Erdmännchen am besten bewundern könnt.
Wo kann man in Afrika Erdmännchen in ihrem natürlichen Lebensraum sehen?
Leider ist das Verteilungsgebiet dieser faszinierenden Geschöpfe nicht sonderlich groß – zumindest wenn man von den Zoos der Welt einmal absieht. In freier Natur finden sich ihre Lebensräume in den Savannen und Halbwüsten des südlichen Afrikas, geprägt von trockenen, offenen Landschaften, kurzem Grasland und spärlichem Strauchbewuchs. Für die meisten von ihnen ist die Kalahari ihre unumstrittene Heimat. Hier sind sie ein Segen für Reisende nach Südafrika, Botswana und Namibia. Auch im südwestlichen Angola soll es sie geben. Nur ist dieses Land noch immer nicht als Safari-Destination erschlossen. Den Erdmännchen kann das nur recht sein. Vielleicht sind sie ja sogar deshalb dorthin ausgewandert.
Tatsächlich wundere ich mich manchmal, wo sich diese Süßknirpse so herumtreiben. Ich war zum Beispiel völlig überrascht, als ich sie das allererste Mal in der Namib-Wüste an der Skeleton Coast Namibias etwas nördlich von Henties Bay sah. Eigentlich ist es nicht ihr Habitat. Hier am Atlantischen Ozean regnet es kaum und die Luft ist salzig. Offensichtlich sind sie aber sehr anpassungsfähig. So kann man also im Vorbeifahren Glück haben und sie unerwartet am Straßenrand sehen. Doch häufig sind dies kurze Momente. Denn wenn man den Rückwärtsgang einlegt, um ihnen näher zu kommen, sind sie schnell wieder verschwunden. Wer also ein bisschen mehr Zeit mit ihnen verbringen will, dem mögen folgende Empfehlungen helfen.
Wo kann man in Südafrika Erdmännchen beobachten?
Das weltweit bekannteste Projekt zu Studien über evolutionäre Ursachen und ökologische Folgen des kooperativen Verhaltens wild lebender Erdmännchen-Kolonien ist das Kalahari Meerkat Projekt (KMP). Es liegt südlich des Kgalagadi Transfrontier Parks in der Provinz Nordkap. Besucher*innen sind herzlich willkommen – jedenfalls, wenn nicht gerade eine Pandemie gegenteilige Maßnahmen erfordern. Angeboten werden Halbtagestouren und ein- oder zweiwöchige Besuche. Die Halbtagestouren sind allerdings vor allem für Gäste des Van Zylsrus Hotels oder des Leeupan B&B, die in der Nachbarschaft des Projekt-Standortes liegen. Zuletzt starteten die Touren nur sonntags.
Früh morgens geht es los. Eine Wissenschaftlerin übernimmt die Führung. Mit ihr oder ihm geht es zu einem der bekannten Erdhölen, wo eine Erdmännchen-Familie zu Hause ist. Hier heißt es jetzt zu warten, bis die Sonne erscheint und die Luft auf ein Maß erwärmt, das die Profi-Scharrer*innen aus ihrem Nest lockt. Und schon beginnt das Beobachtungsvergnügen. Auf dem Programm steht ihre Begrüßung, das Aufwärmen in der Sonne, das gemütliche Wachwerden, die Vorbereitung für die Frühstücksbeschaffung und der Beginn ihrer Ausgrabungsaktivitäten. Gesucht werden Würmer, Insekten, Skorpione und Ähnliches. An kalten, windigen und regnerischen Morgen könnt ihr Pech haben: Vielleicht seht ihr mal kurz einen Kopf herausschauen. Dürftig genug! Aber erkennt ihr dann auch noch ein Grinsen im Gesicht, heißt es möglicherweise nichts Gutes. Denn es könnte vielleicht nur ein Ausdruck des Mitgefühls darüber sein, dass ihr bei diesem Sauwetter euer kuscheliges Bett völlig umsonst verlassen habt und am besten später noch mal wiederkommt – vorausgesetzt die Sonne scheint.
Wenn Paare oder Gruppen länger Zeit und Lust haben, können sie auf einer Selbstversorgenden-Basis für ein bis zwei Wochen auf dem KMP-Feldgelände ihre Zelte aufschlagen. In der bevorstehenden Tagen können sie die quirligen Langkrallen beobachten und fotografieren, dem Forscher*innen-Team über die Schulter schauen und ihnen alle möglichen Fragen stellen.
Die KMP ist mit seinen Erdmännchen ein heiß geliebter Spot für Film- und Dokumentarproduktionen. Bekanntermaßen präsentieren einige Disney-Klassiker und Dokumentationen Erdmännchen als Filmfiguren und Repräsentanten einer Gattung, die „tierisch süß“ ist und gleichzeitig in ihrem Verhalten sehr menschlich erscheint. So rührt ihr Name nicht allein daher, dass sie Erdbewohner*innen sind, sondern er würdigt auch die Besonderheit, dass diese kleinen Charmeure in ihrer Sitzposition ‚Männchen‘ machen. Ein Anblick, der die Herzen höher schlagen lässt. Ihren langen Schwanz legen sie dafür nach hinten ab. Es vereinfacht die manchmal schwierige Balance auf zwei Beinen. Immerhin ist dieser Körperfortsatz kräftig genug und mit seinen ca. 19-24 cm Länge beinahe so groß wie sie selbst. Die staunenden Gäste bewundern an ihm aber vielmehr den dekorativen schwarzen Tupfer auf seiner Spitze.
Wer nun gerade nicht eine Reise in die entfernte Nordkap-Provinz machen möchte, kann auch in der Umgebung von Oudtshoorn in der Nähe der Garden Route Glück haben und hier Erdmännchen sehen. Hier hat der Forschungsbiologe und Erdmännchen-Flüsterer Grant M McIlrath eine kleine Gruppe wilder Erdmännchen zum Wohle von Naturschutz und Wissenschaft an die Präsenz von Menschen gewöhnt. Ausgangsbasis für diesen Walk with Meerkats ist die DeZeekoe Gästefarm, die im westlichen Randgebiet der südafrikanischen Straußenhauptstadt gelegen ist.
Darüber hinaus gibt es noch eine Reihe von Gästefarmen in der Kalahari, die auf ihrem Gelände mindestens eine Kolonie der putzigen Kreaturen haben. Darunter die Tswalu Kalahari Reserve und die Buffelsdrift Game Farm.
Namibia – und wo man hier am besten Erdmännchen beobachten kann?
Eine Meerkat-Forschungsstation wie in Südafrika gibt es hier nicht. Auch gezielt informative Erdmännchen-Touren sind hier nicht wirklich angesagt. Die Meerkat-Auffang- und Auswilderungsstation des Rostock Ritz ist Vergangenheit. Hier kamen insbesondere solche Erdmännchen unter, deren Leben als geliebtes Haustier begann und in der traumatischen Erfahrung als Ausgestoßene mündete. „Kücki“, der damalige Besitzer der Lodge und Leiter dieses Projektes fasste seine Erfahrungen so zusammen:
„So lange sie klein sind, sind sie pflegeleicht, aber ab einem bestimmten Alter kommt das Wilde in ihnen durch und sie fangen an, die Wohnung auseinanderzunehmen und ihre Halter*innen zu beißen.“
In seiner Obhut führte er die Opfer zusammen. In einem gemeinsam geteilten Gehege lernten die Einzelgänger artgerecht zu leben. Sie sozialisierten sich in der Gruppe, bildeten Hierarchien aus, die sie zu akzeptieren lernten und wagten nach und nach als verschworene Gemeinschaft den Weg in die Freiheit.
Aktuell sind es vor allem Gästefarmen, wo man einheimische Erdmännchen-Familien mit einem bisschen Glück und einem Glas gut gekühlten Sprudelwassers von der Veranda aus ungestört beobachten kann. Darunter zum Beispiel das Barchan Dune Retreat, etwas nördlich von Solitäres Apfelkuchen-Paradies gelegen, und die Bagatelle Kalahari Game Ranch (eine Station auf unserer Faszination Namibia Rundreise), die umgeben von romantisch anmutenden rötlichen Sanddünen nördlich von Mariental zu finden ist.
Botswana – hier kann man Erdmännchen sehen
Wie in Südafrika und Namibia auch können sich viele zufällige Begegnungen mit Erdmännchen ergeben. Dazu müsst ihr ‚nur‘ zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. Wer es allerdings organisiert und weniger dem Zufall überlassen haben möchte, steuert auf die Makgadikgadi-Salzpfannen zu. Die sind schon eine Attraktion für sich. Doch Erdmännchen gibt es hier auch. Ebenso Lodges wie das Planet Baobab, an der Hauptstraße von Maun nach Kasane gelegen. Diese Unterkunft am Nordrand der Pfannen ist der perfekte Zwischenstopp für einen Besuch der Meerkats dieser Region, mit ihren herzschmelzenden Eigenschaften. Die Landschaft hier gleicht einer atemberaubenden Mondszenerie. Planet Baobab ist eine einzigartige und ausgefallene Lodge, die sich in einem Gebiet mit vielen Affenbrotbäumen befindet. Die meisten dieser scheinbar umgedreht eingepflanzten Bäume mit der Wurzel nach oben schätzt man auf ein Alter von über tausend Jahren. Nach einem kleinen Frühstück geht es am frühen Morgen mit einem lokalen Guide im 4×4 Fahrzeug zur Ntwetwe Pan. Von hier ist es nicht mehr weit bis zur heimischen Erdmännchen-Familie.
Es ist immer wieder ein Erlebnis, mit diesen Tieren einen gemeinsamen Vormittag teilen zu dürfen. Doch als wenn diese außergewöhnliche Begegnung nicht schon genügend verführerisches Flair hätte, hypnotisieren die kleinen Biester die ahnungslosen Seelen der Umherstehenden auch noch damit, so niedlich klein zu sein, ein kuschelig weiches Fell zu haben und aus tief-dunklen Augen hoch in die nach Aufmerksamkeit dürstenden Gesichter zu schauen. Als Guide stehe ich häufig daneben und frage mich, wer hier eigentlich das Opfer ist? Sind es die zierlichen Mangusten, die manchmal hilflos den Streichelattacken der Touristen ausgeliefert sind? Oder sind es die Reisenden, die in der Hitze der Kalahari vom Zauber der goldigen Geschöpfe betört werden und eine Art temporären Kontrollverlust erleiden?
In der freien Natur sind Erdmännchen jedenfalls sehr gesellige Vierbeiner. Sie leben in kleineren und größeren Familienverbünden von bis zu 30 oder sogar mehr Individuen. Der Kolonie voran steht in der Regel ein dominantes Pärchen. Im Mittelpunkt des Zusammenlebens steht jedoch sehr viel Fürsorge und gegenseitige Verantwortung. Und so könnt ihr euch über sehr viel Schmuseeinheiten freuen, die sie sich untereinander verabreichen. Das ist aber keine Einladung zum Mitmachen. Also Finger weg! Sie sind Wildtiere, keine Haustiere. Gucken, nicht anfassen! Nur wenn sie von sich aus auf eure Schultern hinaufklettern und euch als Aussichtsturm beanspruchen, dann … ja dann ist es eben so. So oder so gehört es für mich bis heute zu den schönsten Momenten als Guide, sie in der freien Natur zu sehen.
Wer Erdmännchen in der Wildnis sehen möchte, kann das nur im südlichen Afrika tun. Für Rückfragen zum Wo und Wie und zur Unterstützung bei der Planung eurer Erdmännchen-Safari stehen wir gerne bereit – egal ob auf einer geführten Safari oder einer Selbstfahrer*innen-Reise unterwegs. Dank unseres engen Kontaktes zu unseren Tochterfirmen in Afrika wissen wir über die aktuelle Lage immer gut Bescheid. Also melde dich bei uns! Dein Traum, unsere Expertise – Dein ganz individuelles Afrika-Erlebnis.