Veröffentlicht am 12. April 2021 von Juan Proll
Wo kann man am besten Nashörner sehen?
Weltweit gibt es nach letzten Schätzungen rund 26.000 Nashörner.[1] Ca. 89 % von ihnen bewohnen die Savannen Afrikas. Ihre beeindruckenden Hörner und die tonnenschwere Körpermasse, die sich in gewaltige Kraft entladen kann, flößen beim bloßen Anblick gehörigen Respekt ein. Wehe dir, du sitzt im Auto und eins attackiert dich. Doch wo kann man Nashörner am besten beobachten? Ich stelle euch heute 5 Orte auf dem afrikanischen Kontinent vor, wo man Nashörner ganz besonders gut sehen kann.
Wo kann man Nashörner sehen?
In Afrikas Gruppe der sogenannten Big Five (Elefant, Büffel, Leopard, Löwe, Nashorn) stellen die Nashörner die kleinste Population. Ihre Bedrohung als Tierart ist bereits anhand der Zahlen offensichtlich. Auf unserem gesamten Planeten gibt es noch ca. 18.000 Südliche Breitmaulnashörner, ca. 5.000 Spitzmaulnashörner und nur noch 2 (!) Nördliche Breitmaulnashörner. Letztere gelten in der Wildnis bereits als ausgestorben. Die letzten beiden Juwele ihrer Spezies leben schwer bewacht vor Wilderern in einem Naturschutzreservat in Kenia. Die Lage ist ernst. Die Möglichkeit, Nashörner in freier Wildbahn zu beobachten, ist angesichts der Zahlen längst keine Selbstverständlichkeit mehr. Vielmehr ist es inzwischen eine echte Besonderheit.
Doch bevor ich mit meinen Empfehlungen loslege, schnell noch ein Wort zu den Kosenamen der Nashörner in Afrika. Weitläufig wird dort das größere und kräftigere Breitmaulnashorn als White Rhino (Weißes Nashorn) bezeichnet und das schmalere, aber als aggressiver geltende Spitzmaulnashorn als Black Rhino (Schwarzes Nashorn). Die gängigste Überlieferung, wie es dazu kam, ist, dass es sich um einen Übersetzungsfehler handeln soll: Als die Holländer Südafrika kolonisierten und erstmalig Nashörner sahen, fanden sie, dass diese Kreaturen ein ziemlich weites bzw. breites Maul besaßen und sagten daher „wijd“. Als später die Engländer die Holländer am Kap ablösten, übersetzten Jäger diese Bezeichnung aber nicht mit „wide“ sondern mit „white“, und schon war eine Legende geschaffen. Als sie schließlich eine andere Nashorn-Sorte entdeckten, die zwar ähnlich, aber eben nicht gleich aussah und vom Verhalten auch nicht war, nannten sie diese einfach „black“. Warum …, darüber kann man wieder nur spekulieren.
[1] Vgl. “African & Asian Rhinoceroses – Status, Conservation & Trade”, A report from the IUCN Species Survival Commission (IUCN SSC), In: Report to CITES. 17th meeting, Colombo, CoP 18 Doc.83.1 annex 3, 2019, S. 1–38
5 Top-Orte in Afrika, wo man Nashörner beobachten kann
Von den afrikanischen Nashörnern leben allein in Südafrika etwa 75 %. Aber bedeutet dies, dass ihr sie am besten auch nur im Land am Kap findet? Die Antwort ist „nein“. Sie auf einer Afrika-Safari zu sehen, ist nicht nur eine Frage ihrer Menge in einem bestimmten Land. Es ist auch eine Frage ihres Verhaltens und ihres Schutzes in einer konkreten Region. Wo also kann man Nashörner in Afrika am besten beobachten?
Hier meine 5 Favoriten in den 5 afrikanischen Ländern, die mehr als 500 Nashörner auf ihrem Staatsgebiet zuhause haben:
Simbabwe: Nashörner im Matobo Nationalpark in freier Wildbahn beobachten
Unweit Bulawayo, der zweitgrößten Stadt Simbabwes, liegt südlich davon der Matobo Nationalpark. Diesen Nationalpark zu betreten, ist für manche wie das Betreten eines anderen Planeten: Imposante Gesteinsformationen, dessen schroffes Granit faszinierende Kontraste zum sanften Grünland bilden; Atemberaubende Ausblicke von den Matobo Hills, zugleich UNESCO-Weltkulturerbe wegen seiner historischen Felsmalereien des San-Volkes; Sensationelle Begegnungen mit der Tierwelt und insgesamt schlicht ein wunderschöner Ort. Der Matobo Nationalpark ist ein ausgewiesenes Schutzgebiet für Breitmaul- und Spitzmaulnashörner. Die Chancen, sie hier während einer Safari anzutreffen, sind sehr groß. Daneben beherbergt der Park aber auch andere gern gesehene Wildtiere wie Geparden, Leoparden, Zebras, Giraffen, Flusspferde, Krokodile, Rappenantilopen, Strauße und viele andere Arten. Allerdings gibt es keine Löwen oder Elefanten, weshalb der Park auch ein sicherer Ort für geführte Bush-Walks mit dem Schwerpunkt Nashörner ist.
Botswana: im Khama Rhino Sanctuary kann man Nashörner sehr gut sehen
Im Osten Botswanas, unweit der Verbindungsstraße Gaborone-Francistown, liegt im Kalahari Sandveld die Khama Rhino Sanctuary. Auf den ersten Blick mag das eine eher ungewöhnliche Empfehlung auf die Frage „Wo kann man Nashörner beobachten?“ sein. Doch interessanterweise handelt es sich um ein Community-basiertes Wildlife-Projekt. Es hat sich seit seiner Gründung 1992 zu seiner Mission gemacht hat, die damals deutlich abnehmende, einheimische Nashorn-Population zu retten. Seitdem arbeitet eine ganze Gemeinde gemeinsam daran, die historischen Wildtierbestände wiederherzustellen. Wann immer möglich wird der Nashorn-Nachwuchs in die freie Wildbahn anderer Gebiete umgesiedelt. Ganz nebenbei und völlig legitim ist es ebenfalls Ziel, durch den Tourismus und die nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen überlebensnotwendige Einnahmen zu generieren. Das kleine Schutzgebiet bietet erstklassigen Lebensraum für White und Black Rhino sowie für Zebra, Gnu, Giraffe, Elenantilope, Springbock, Impala, Spießbock, Kudu, Steinböckchen, Ducker, Rote Kuhantilope, Leopard, Strauß, Afrikanische Wildkatze, Karakal, Löffelhund, Schakal, Braune Hyäne und mehr als 230 Vogelarten. Der Park ist außerdem auch für private Pirschfahrten freigegeben. Gut für individuelle und spontane Selbstfahrer*innen-Touren.
Namibia: sehr gute Chancen für Nashornsichtungen an Namibias Wasserlöchern
Gleich nach Südafrika ist Namibia die zweitgrößte Nashorn-Heimat. Es gibt auch hier sowohl das Breitmaul- als auch das Spitzmaulnashorn. Lange waren die spitzmäuligen Hornträger Namibias die größte Population auf dem Globus. Aber das Land bleibt weiterhin eine Topadresse für gute Chancen, diese Urgesteine zu entdecken und zu genießen. Das gilt vor allem für die Black Rhinos im Etosha Nationalpark. In den vergangenen Jahren als Guide war ich vor allem dann immer erfolgreich, wenn ich die Nacht in Okaukuejo, dem Hauptcamp des Nationalparks, verbrachte. Hier gibt es eine Wasserstelle für die Wildtiere. Mit Beginn der Dämmerung, vor allem aber am späteren Abend in der Dunkelheit, ist dieser Ort bisher ein sicherer Treffpunkt einheimischer Spitzmaulnashörner gewesen.
Die Stimmung dort ist gut. Der Gästebereich ist aufgebaut wie ein Amphitheater und sicher eingezäunt. Das Wasserloch ist die Bühne, beleuchtet selbstverständlich. Während die Menschen dort gespannt sitzen, miteinander flüstern, manchmal gequält husten, zwischendurch ein kaltes Bier trinken und all das mitunter die ganze Nacht tun, gehen die Tiere ein und aus. Manchmal braucht es etwas Geduld. Aber bis spätestens 23 oder 24 Uhr hatten sich bis zuletzt immer auch einige Nashörner gezeigt. Und da der Park nicht nur ihnen gehört, sieht man hier auch schnell mal viele andere Tiere: Löwen, Elefanten, Hyänen, Leoparden, Zebras, Giraffen, Honigdachse, Strauße, Springböcke und so weiter …
Südafrika: die höchste Nashorndichte in freier Wildbahn weltweit
Ohne Frage ist Südafrika das Non-Plus-Ultra der Nashorn-Schöpfung. Hier leben allein knapp 86,5% aller Südlichen Breitmaulnashörner unseres Planeten. Inzwischen ist in den Bushveld-Savannen des Landes auch die weltweit größte Population an Spitzmaulnashörnern anzutreffen. Aber während die breitmauligen White Rhinos gerne offenere Graslandschaften bevorzugen, ziehen sich die spitzmauligen Blattfresser gerne in die lichteren Wälder und Buschlandschaften zurück. Daher sind letztere generell etwas schwieriger zu finden und zu beobachten als ihre breitmauligen Artgenossen.
Auf die Frage „Wo kann man am besten Nashörner beobachten?“ gibt es in Südafrika für mich vor allem eine Antwort: Im Hluhluwe-iMfolozi-Park in KwaZulu-Natal. Hier begann einst in den 1960er Jahren die große südafrikanische Mission zur Rettung der Nashörner. Die Breitmaulnashörner standen damals kurz vor dem Aussterben, Hluhluwe-iMfolozi war weltweit die letzte bekannte freie Wildbahn für diese Urzeitgeschöpfe. In ihrer „Operation Rhino“ fing der KwaZulu Nature Conservation Service (vor allem vom Park-Ranger Ian Player vorangetrieben) Exemplare ein und schickte sie an Reservate und Zoos in der ganzen Welt, bis sich die weltweiten Bestände erholten. Ähnliche Bemühungen folgten mit dem Spitzmaulnashorn. Der Park hat heute mutmaßlich wohl die größte Rhino-Population der Welt – offizielle Zahlen werden zum Schutz der Tiere allerdings nicht mehr veröffentlicht.
Der Hluhluwe-iMfolozi-Park bietet landschaftlich ein sehr hügeliges bis bergiges Panorama, sehr häufig aber vegetationsgelockert mit herrlichen Aussichten in die Weiten und Tiefen. Die Tierwelt ist hier üppig. In diesem Big-Five-Park gibt es Löwen, Elefanten, Büffel, Zebras, Giraffen und viele mehr. Besonders erwähnenswert ist aber noch die Nyala-Antilope, die man in Südafrika nur an sehr wenigen Plätzen bewundern kann. Wer aber speziell wegen der Nashörner herkommt, darf sich ganz besonders im iMfolozi-Teil des Parks berechtigte Hoffnungen machen, auf Nashörner zu stoßen.
Kenia: im Solio Game Reserve, Nairobi Nationalpark und Ol Pejeta Conservancy kann man sie sehen
Eigentlich könnte man nach der Ankunft am Flughafen in Nairobi ins Auto steigen, ca. 11 km Richtung Westen fahren und dort den Nairobi Nationalpark besuchen. Die Chancen, hier Nashörner anzutreffen sind extrem groß. Auch die Solio Game Reserve (oder: Solio Ranch) in der Nähe des Aberdare Nationalparks und in der Laikipia Region ist ein Schutzgebiet mit nahezu Nashorn-Garantie.
Hier empfehlen möchte ich aber ganz besonders die Ol Pejeta Conservancy. Der Grund: Sie ist derzeit der einzige Ort in der Welt, wo man das Spitzmaulnashorn, das Südliche Breitmaulnashorn UND das Nördliche Breitmaulnashorn sehen kann. Hier in Zentralkenia, am Äquatorstreifen gelegen, sind die derzeit weltweit letzten beiden Nördlichen Breitmaulnashörner zuhause. Gemütlich futtern sie sich durch die Grassavanne ihres Hochsicherheitstraktes, einem natürlich gehaltenen Freigehege. Schön ist ihre Aussicht auf den mächtigen Mount Kenya und die Aberdare Gebirgskette. Der besondere Schutz gilt dem Leben der beiden Nashorn-Ladies und der entschlossenen Abwehr aller Wilderer, die mit der verführerischen Wirkung ihres Nasenhorns nicht klarkommen.
Ein internationales Team versucht bereits seit Jahren, in Kenia das Überleben des Nördlichen Breitmaulnashorns zu sichern. Es gibt keine Männchen mehr, aber eine gut geführte Samenbank. Dummerweise sind die beiden noch lebenden Weibchen nicht mehr gebärfähig. Ihnen werden daher regelmäßig Eizellen entnommen, die mit den tiefgefrorenen Spermien befruchtet und zu Embryonen gezüchtet werden. Diese Embryonen werden dann einigen Weibchen des Südlichen Breitmaulnashornes in den Uterus verpflanzt, wo sie sich in einer natürlichen Schwangerschaft weiterentwickeln sollen. Es klingt ein bisschen nach Kuckucksei, ist aber derzeit die einzige Chance der Rettung der Spezies.
Bei so viel Intensität in der Begegnung mit den beiden Stammhalterinnen freut ihr euch sicher über eine entspannte Safari durch das Big-Five-Schutzgebiet. Wer von den animalischen Geschöpfen nicht in diesem ambitionierten Schicksalsplan involviert ist, darf sich hier frei bewegen. Zäune gibt es für diese Tiere auch keine. Lediglich eine Vorrichtung, die es allein den Nashörnern unmöglich macht, die Schutzzone zu verlassen. Ansonsten freut euch über Nashörner, Löwen, Leoparden, Elefanten, Büffel, Afrikanische Wildhunde, Oryxe, Zebra, Giraffen, Flusspferde, Schakale, Hyänen, verschiedenen Antilopen und Gazellen etc. … Es gibt außerdem sogar ein Rehabilitationszentrum für Schimpansen, das ihr ebenfalls besuchen könnt.
Wer Nashörner in der Wildnis sehen möchte, hat in Afrika die besten Chancen. Wir stehen gerne für Rückfragen und Unterstützung bei der Planung eurer Nashorn-Safari bereit – egal ob auf einer geführten Safari oder einer Selbstfahrer*innen-Reise unterwegs. Dank unseres engen Kontaktes zu unseren Tochterfirmen in Afrika wissen wir über die aktuelle Lage immer gut Bescheid. Also melde dich bei uns! Dein Traum, unsere Expertise – Dein ganz individuelles Afrika-Erlebnis.