Veröffentlicht am 14. März 2022 von Juan Proll
Wo kann man an der Garden Route wandern gehen? – Meine 5 Lieblings-Wanderwege
Südafrika – ein Land, in dem Touristen ein El Dorado an Möglichkeiten haben: Städte und Kultur, Strände und Wassersport, Tiere und Safaris sowie Berge und Trekking. Aktivurlaub am Kap: Ich stelle euch heute Möglichkeiten vor, wo man an der Garden Route wandern kann.
Einen Erklärungsversuch, wo genau die Garden Route eigentlich liegt, habe ich hier gewagt. Denn wenn von der „Garden Route“ die Rede ist, kann heutzutage alles zwischen Kapstadt und dem Addo Elephant Nationalpark hinter Gqeberha (alter Name: Port Elizabeth) gemeint sein. „Offiziell“, so sagen viele, ohne dass es wirklich eine Verlautbarung dazu von „offizieller Stelle“ gäbe, läge die Garden Route zwischen Mossel Bay und Gqeberha.
Was tatsächlich offiziell ist, beginnt kurz hinter George und endet in etwa auf halber Strecke zwischen Stormsrivier und St. Francis Bay. Dieser Abschnitt ist der Garden Route Nationalpark. Hier erstreckt sich zwischen den üppigen Wäldern an den Hängen schutzwallartiger Berge und der Kulisse des Indischen Ozeans eine Küstenlandschaft mit quirligen Flussläufen, idyllisch gelegenen Seen, verführerischen Lagunen und kilometerlangen Stränden. Naturpfade verlaufen durch diese Szenerie und erschließen Wanderbegeisterten aus aller Welt die ruhigen oder rauen Gewässer und durchkämen undurchdringlich erscheinende Wildnis.
Der Nationalpark bietet eine große Auswahl an kürzeren und längeren Wanderrouten. Meine 5 Lieblings-Wanderwege möchte ich euch heute vorstellen.
Wo kann man an der Garden Route wandern gehen? – Unterwegs in Wilderness
Der ehemalige Wilderness Nationalpark ist heute im Garden Route Nationalpark integriert. Es gibt hier dorfnah zu dem wunderschön gelegenen Badeort Wilderness 5 verschiedene Tages-Wanderwege zwischen 3,5 und 10 km, plus kleinere extra Schleifen.
Lieblingswanderung Nummer 1
Mein persönlicher Favorit ist der Half Collared Kingfisher Trail. Man kann ihn ganz zu Fuß gehen oder auf folgende Weise interessant gestalten:
Mietet euch ein Kanu am Touw Fluss und paddelt damit ca. 45 Minuten flussaufwärts tief in den Dschungel hinein. Mit jedem Meter wird es aufregender und abenteuerlicher, weil der Fluss immer enger und der Wald immer dichter wird. Irgendwann geht es mit dem Rudern nicht mehr weiter. Die Zeit ist gekommen, das Kanu an Land in die Böschung zu ziehen.
Von hier geht es dann weitere 45 Minuten durch herrlichsten Primärwald auf bestens präparierten Pfaden und Bordwalks nach oben. Unterwegs erhaltet ihr intensive Einblicke in die Flora dieses Naturreiches und könnt vielleicht Affen, ganz sicher aber die buntesten Vögel entdecken. Darunter den in Südafrika und eSwatini endemischen und außerordentlich schönen sowie farbenfrohen Knysna Lourie, auch Knysna Turaco genannt. Am Ende des Weges erwartet euch schließlich eine echte Erfrischung. Zwar keine Wald-Bar mit leckeren Softdrinks oder Cocktails, aber ein Wasserfall mit einem kleinen See davor, in dem ihr baden könnt. Krokodilfrei natürlich. Herrlich!
Seid ihr aufgeweicht genug und sind auch die ältesten Schweißverkrustungen von der Haut gelöst, heißt es natürlich, wieder den Rückweg anzutreten. Der Weg zurück wird leichter. Es geht hinunter und im Wasser mit der Strömung. Ein toller Ausflug! Kalkuliert etwa 4 Stunden, wenn es entspannt sein soll. Egal ob mit oder ohne Kanu.
Seid ihr allerdings nur zu Fuß auf dieser Strecke unterwegs, habt ihr die Möglichkeit, eure Wanderung um den Bosduif Loop zu ergänzen. Es ist ein kurzer, 1 km langer, aber anspruchsvoller Weg (kalkuliert 1 Stunde extra), der vom Half-Collared Kingfisher Trail abzweigt. Diese Schleife steigt steil einen Hang entlang in den Wald, wo sich die Vegetation in leicht gespenstische Flechten und Moose verwandelt. Herausfordernd – aber wirklich schön. Vor allem, wenn ihr oben mit atemberaubendem, sonnenbeschienenem Ausblick auf die in einem feuchten Dunst gehüllten Wilderness Lakes beglückt werdet.
Wandern im Garden Route Nationalpark – Unterwegs in Knysna
Auch die frühere Knysna National Lake Area ist heute in den Garden Route Nationalpark eingemeindet und bietet viele Tages-Wandermöglichkeiten zwischen 6,5 und 20 km, plus Schleifen.
Lieblingswanderung Nummer 2
Mein größter Favorit hier ist eine Abenteuer-Wanderung auf den drei leichten bis mittelschweren Elefant-Trails im Knysna Forest. Sie starten an der Diepwalle Forest Station, die von Knysna aus mit dem Auto noch gut erreichbar ist. Dieser Wald im und jenseits des Garden Route Nationalparks ist an einigen Stellen so dicht, wie man sich das von einem undurchdringlichen Urwald vorstellt. Eine wunderbare Mischung aus alten einheimischen und exotischen Bäumen, Farnen, Kletterpflanzen und Blumen kennzeichnen ihn. Etwa 568 km² Primärwaldfläche vom Feinsten. Passt auf, dass ihr nicht verloren geht.
Wenn ihr einen besonderen Ort sucht, wo ihr auf der Garden Route wandern könnt, dann ist es hier in diesem Dschungel mit seiner Gänsehaut erzeugenden, mystischen Stimmung. Aber das Besondere ist, dass es in diesen Wäldern noch immer freilebende Knysna-Elefanten geben soll – wenige allerdings, ganz wenige, und tief in den Urwald zurückgezogen. Keine*r weiß genau, wie viele dort noch sein mögen. Das letzte Mal gesichtet wurde einer dieser Dickhäuter im Jahre 2020, festgehalten auf einer Selbstauslöse-Kamera des Nationalparks. Wäre das nicht aufregend, plötzlich vor einem solchen Koloss zu stehen?
Lieblingswanderung Nummer 3
Aber auch hinter Knysna auf dem Weg nach Plettenberg Bay gibt es noch einen sehr interessanten Walk, den Harkerville Coastal Trail. Diese ca. 20 km lange Route ist keine einfache und eignet sich für mäßig fitte Wandernde, die über ein gewisses Maß an körperlicher Fitness und Kletterfähigkeiten verfügen. Die Route beginnt bei Harkerville südlich von der Nationalstraße N2. An der Tanke Harkerville biegt man Richtung Harkerville Forest Lodge und weiter bis zur Harkerville Hütte ab, von wo die Wanderung beginnt. In der Regel verläuft sie gegen den Uhrzeigersinn und steuert zunächst in einem großen Bogen auf die Sinclair-Hütte zu. Von hier über den Aussichtspunkt auf Kleineiland bis zum Picknickplatz Kranshoek verwöhnt euch die Küstenstrecke mit spektakulären Ausblicken auf den Indischen Ozean. Dahinter geht es wieder waldeinwärts zurück zum Start. Die Sinclair Hut ermöglicht es, hieraus einen sehr beliebten 2-Tages-Tripp zu machen.
Wo kann man an der Garden Route wandern? – Wanderungen in der Tsitsikamma-Region
Von der Vielfalt an Tages-Wanderwegen in der Tsitsikamma-Sektion des Garden Route Nationalparks stechen für mich ganz besonders zwei Routen hervor, die beide vom Storms River Mouth starten. Wenn die oben vorgestellten Wanderwege auch mehrheitlich ins Landesinnere führen, so spielt sich das Wandergeschehen hier entlang des Indischen Ozeans ab. Gerade Storms River Mouth macht deutlich, dass der Star der Show die Natur selbst und das Zusammentreffen von dichten Wäldern, steilen Klippen und stürmischen Meeren ist.
Lieblingswanderung Nummer 4
Der erste Weg in der Tsitsikamma-Region ist der Suspension Bridge Walk. Es ist eigentlich mehr ein Spaziergang als eine Wanderung, aber auch ein Beispiel dafür, wie eine ca. 45 Minuten Hin-und-Zurück-Strecke schnell zu der doppelten Zeit oder sogar länger ausufern kann. Etwa 900 Meter lang ist der Weg zur Hauptattraktion dieser Route: die Hängebrücke über der Sturmfluss-Mündung. Der Pfad ist bestens präpariert und führt durch schönsten Tsitsikamma-Wald. Trotz der vielen Stufen, die auf der einen Seite steil herunter- und auf der anderen steil heraufführen, bleibt es insgesamt ein ziemlich einfacher Spaziergang, wenn er langsam und entspannt zurückgelegt wird. Diese Gemütlichkeit ist ein Grund für viele Menschen, in dem Waldstück unterwegs zu sein. Der andere ist eine Reihe von „View Points“ und Parkbänken, die dazu einladen, eine herrliche Aussicht auf das türkisfarbene Meer zu genießen.
Die Hängebrücke spannt sich 77 Meter über dem rotbraunen Wasser der Storms River Mündung. Sie ist eine der beliebtesten Touristenattraktionen überhaupt im Garden Route Nationalpark. In der Mitte hängt sie nur 7 Meter über dem aufgewühlten Flusswasser der Mündung, das sich tapfer gegen die Wellen des Indischen Ozeans zu behaupten versucht. Hier zu stehen, das leichte Schwanken der Brücke zu fühlen, dabei zur einen Seite auf das offene Meer und seine Wildheit zu schauen, auf der anderen Seite den freien Blick mitten hinein in die geheimnisvoll anmutende Schlucht zu haben, geht mir jedes Mal aufs Neue unter die Haut. Es ist wie ein magischer Moment zwischen mir und der Natur.
Wer möchte kann auch auf ein Kanu umsteigen und in die Schlucht hineinfahren.
Lieblingswanderung Nummer 5
Lauft ihr entlang der Küste in westlicher Richtung folgt ihr den Spuren des Otter Trails. Dieser nach dem Cape Clawless Otter (Kapotter) benannte Trail ist ein anstrengender, aber grandioser fünftägiger Küstenwanderweg. Er verläuft durch das Tsitsikamma und endet im Nature’s Valley. Auch unter den internationalen Gästen gepriesen, ist er die Ikone der südafrikanischen Mehrtageswanderungen – und einer der bekanntesten Orte, wo man auf der Garden Route wandern kann. Tiefe Schluchten, gewaltige Klippen, peitschende Wellen und verschiedene Flussdurchquerungen prägen die Besonderheit dieser Wanderung entlang der zerklüfteten Küste. Nur 12 Leute dürfen täglich diese Wanderung antreten. Die Anmeldung kann mit Glück auch mal kurzfristig bedient werden. Es kann aber ebenso mal ein Jahr dauern, bis man seinen Platz bekommt.
Für die, die kein Glück haben oder die eigentlich eh nur einen kleinen Eindruck bekommen möchten, ist es möglich, einen kleineren Abschnitt zu bewandern. Dieser Weg führt bis zum ersten größeren Wasserfall. Dort könnt ihr die Aussicht genießen, sogar ein erfrischendes Bad im Pool am Fuße der Fälle nehmen und dann wieder zurückkehren. Für die insgesamt ca. 6 Kilometer plus Aufenthalt müsst ihr etwa 4 Stunden Zeit einplanen. Vorausgesetzt ihr gehört nicht gerade zu den Langsamsten oder seid im Gegenteil Spazierjogger*innen.
Das Angebot an Wanderwegen im Garden Route Nationalpark ist enorm. Wir stehen daher gerne für Rückfragen und zur Unterstützung bei der Planung eures Abenteuers bereit – egal ob auf einer geführten Rundreise oder einer Selbstfahrer*innen-Reise unterwegs. Dank unseres engen Kontaktes zu unserer Tochterfirma in Südafrika wissen wir über die aktuelle Lage immer gut Bescheid. Also melde dich bei uns! Dein Traum, unsere Expertise – Dein ganz individuelles Südafrika-Erlebnis.