Veröffentlicht am 27. Februar 2023 von Juan Proll
Vier Kilimandscharo Routen hinauf zum Gipfel – welche Routen gibt es?
Der Kilimandscharo ist mit 5.895 m nicht nur Tansanias und Afrikas höchster Berg. Er ist außerdem das größte freistehende Vulkanmassiv der Welt. Der Anblick dieses riesigen Bergkegels über der weiten Ebene ist majestätisch. Und von oben bietet er malerische Aussichten auf die endlose Savanne bis hinüber nach Kenia. Vier Kilimandscharo Routen hinauf zum Dach Afrikas stelle ich euch heute vor.
Über Grünland geht es hinein in die artenreichen, von Colobusaffen bewohnten Wälder. Dann weiter hinauf in eine Heide- und Moorlandschaft bis zum Erreichen der alpinen und Gletscher-Zone. Die gute Nachricht: Der Gipfel des Massivs ist nicht nur für erfahrene Trekker*innen erreichbar. Selbst Leute mit durchschnittlicher Fitness haben beste Chancen, „mal eben“ ganz oben zu stehen. So wie ich, als ich hinauf bin, den Kampf mit meinem inneren Schweinehund aufgenommen und ihn besiegt habe. Allerdings – auch wenn ihr keine spezielle Ausrüstung für Bergsteiger*innen braucht, ist die schlechte Nachricht: Nicht alle packen es. Soll heißen: Der Berg ist eine echte Herausforderung. Die Devise ist daher:
Habt Spaß, aber nehmt es Ernst. Freut euch auf den Berg, aber unterschätzt ihn nicht.
Zu dem außergewöhnlichen Erlebnis einer Kilimandscharo-Tour gehört auch die Erfahrung, das ganze Paket einer Berg-Expedition serviert zu bekommen. Dafür sorgt ein Team aus „Locals“, darunter die Bergführer*innen sowie das Koch- und Gepäckpersonal. Sie kennen den Berg und die Schwierigkeiten eines mehrtägigen Aufstiegs. Und wenn die Füße mal nicht mehr weiterwollen, tragen sie euch zwar nicht hinauf, aber sie haben immer wieder ein motivierendes Lächeln und einige aufmunternde Worte parat. Nette Mitreisende trefft ihr übrigens auch … meistens jedenfalls.
Welche der Kilimandscharo Routen ist die beste und was sind die Unterschiede?
Auf den vier Kilimandscharo Routen nach oben schultert ihr nur euren leicht gefüllten Tagesrucksack selbst. Darin solltet ihr Trinkwasser haben, ein paar Snacks und was man sonst so für den Tag braucht. Um den Rest kümmert sich die Crew, mit der ihr in den nächsten 5-7 Tagen ganz sicher als Team zusammenwachst. Also, auf geht’s, auf nach oben.
Die Marangu Route
Eine Kilimandscharo Besteigung über die Marangu Route ist eine dieser Strecken, die dich nach oben zum Ziel bringen. Sie ist die einzige Strecke, die hin und zurück denselben Weg wählt. Nur eine kleine Variante ist möglich: Zwischen der Horombo- und der Kibo-Hütte gibt es zwei voneinander abweichende Wege, die auf Wunsch immerhin ein paar hundert Meter Abwechslung schaffen. Marangu ist ebenfalls die einzige der Kilimandscharo Routen mit Übernachtungen in einfachen Berghütten statt in Trekkingzelten. Das klingt erst einmal gemütlich, bedeutet aber in den Mehrbett-Hütten alles andere als Privatsphäre.
Weiteren Komfort habt ihr auf den gut ausgebauten Wegen. Zu alledem noch das ausgeglichene Höhenprofil und schon hat die Marangu Route den Ruf, die vermeintlich einfachste Strecke zu sein. Deshalb nennen viele die Marangu Route gerne auch die „Touristen Route“ oder die „Coca Cola“ Route. Als „Softdrink“ suggeriert diese Bezeichnung, dass die Strecke gut ist für „Softies“. Das macht sie offenbar attraktiv für viele wenig vorbereitete Touristen. Aber Achtung: Diese Route weist von allen Routen die geringste Erfolgsquote auf.
Zu einer möglichen Fehleinschätzung der Anforderungen gesellt sich noch dazu eine kürzere Akklimatisierungszeit im Vergleich zu den anderen Strecken. Denn hier kann der Uhuru Peak bereits am fünften Tag erobert werden, wo die anderen Routen die Spitze erst am sechsten Tag attackieren. Wer Zeit hat, sollte also auf dem Weg hinauf zum Gipfel noch eine zusätzliche Übernachtung einplanen.
Die Rongai Route
Von den vier Kilimandscharo Routen hinauf zum Gipfel führt die Rongai Route durch den Hintereingang zum Dach Afrikas. Sie beginnt auf der Rückseite des Berges, nahe der Grenze zu Kenia. Der Weg hier herauf verschafft euch bei gutem Wetter beste Aussichten auf die kenianische Hochebene. So mögt ihr zwar noch nie einen Fuß in Tansanias Nachbarland gesetzt haben, aber ihr habt zumindest schon einmal ein Auge drauf geworfen.
Die Rückseite des Berges ist regenärmer, was häufiger einen wolkenfreien Blick in Richtung Kibo- und Mawenzi-Gipfel beschert. Ein weiterer Vorteil: Die Rongai Route ist vergleichsweise menschenleer und erlaubt mit einer Portion Glück sogar Begegnungen mit Büffeln und Antilopen. Viele mögen auch den relativ flachen Aufstieg am Anfang. Es ermöglicht, erst einmal in Tritt zu kommen, bevor es deutlich steiler wird. Natürlich ändert das nichts daran, dass ihr auch auf dieser Strecke 5.895m überwinden müsst, um auf dem Gipfel zu stehen.
Immerhin geht die Standard-Route über 6 Tage und verspricht daher eine erfolgreiche Akklimatisierung. Außerdem spürt ihr in Gipfelnähe den verstärkten Sog der Menschen, auf die ihr dort stoßt. Denn egal auf welcher Route ihr startet: spätestens auf den letzten Metern zum Gipfel trefft ihr euch. Und so wie ihr auch haben sie die ultimative „Gipfel-Attacke“ um Mitternacht herum gestartet, wenn es dunkel und kalt ist und die Müdigkeit dominiert. Mit der Einsamkeit der ersten Tage ist es nun vorbei, denn zurück geht es über die Marangu Route.
Die Machame Route
Obwohl die steilen Passagen am Lava Tower sowie die Great Barranco Wall kräftezehrende Herausforderungen sind, gilt die Machame Route als eine der schönsten Kilimandscharo Routen. Sie ist deshalb sehr beliebt, auch wenn sie dem Körper einige Trittsicherheit und Leistungsfähigkeit abverlangt. Die Menschen hier bezeichnen diese Strecke daher gerne als „Whiskey Route“. Anders als die vermeintlich „softe“ Coca Cola (Marangu) Route steht Whiskey für starke Tropfen und „echte Härte“. Aber es geht auch ohne Whiskey. Zumal die sehr hoch aufsteigende Vegetationszone den Bergsteiger*innen über eine längere Zeit eine gute Sauerstoffversorgung beschert.
Bis es auf dieser Strecke wirklich hart wird, könnt ihr die besondere Atmosphäre der Umgebung aufsaugen. Das beginnt bereits bei der Anfahrt aus Moshi oder Arusha, wo euch interessante Einblicke in die Lebenswelt der lokalen Communities an den Berghängen erwarten. Später führt euch der Weg nach oben an einer kargen, Mondlandschaft ähnlichen Zone vorbei. Und ihr könnt unterwegs sogar schönste Aussichten auf den Mount Meru genießen, wenn sein 4.566m hoher Gipfel über dem Wolkenmeer herausragt.
Die Lemosho Route
Die Lemosho Route beginnt im Westen des Berges. Sie ist von den vier Routen hinauf zum Gipfel des Kilimandscharo mit etwas über 46 km die längste der Aufstiegsstrecken. Das beschert euch immerhin 7 Tage Bergbesteigung. Wohl zu lange für manche – deshalb wählen die wenigsten diesen Weg. Der Route hat es offensichtlich eine größere Ursprünglichkeit erhalten. Begegnungen mit Antilopen, Büffeln und sogar Elefanten sind möglich, wenn auch selten.
Neben den möglichen Tiersichtungen gesellen sich noch weitere Vorteile: Mehr Tage unterwegs bedeutet eine bessere Akklimatisierung. Sie ermöglichen den Guides zudem, euch mehr über die Flora und Fauna zu erklären und Geschichten zum Berg zu erzählen. Doch irgendwann nehmen die Herausforderungen zu. Spätestens wenn die Lemosho Route sich mit der Machame Route verbindet. Aber schon zuvor kann es schwierig werden. Das gilt ganz besonders für die Regenzeit, wo extrem schwierige Bodenverhältnisse in den Wäldern den Spaß am Wandern trüben. Es sei denn ihr seid Freunde des Extremwanderns.
Aufgrund der Mischung der Besonderheiten aus Machame und Lemosho Route halten viele Kenner*innen die Lemosho Route für die schönste Route.
In jedem Falle ist die Besteigung des Kilimandscharo eine prägende und unvergessliche Erfahrung. Wenn ihr erst einmal oben auf dem Gipfel steht, habt ihr den höchsten Berg Afrikas bezwungen und den Kontinent zu Füßen liegen. Euch selbst habt ihr gezeigt, zu welch besonderen körperlichen und mentalen Leistungen ihr im Stande seid. Traut euch.
Wir stehen gerne für Rückfragen und Unterstützung bei der Planung deiner Kilimandscharo-Besteigung bereit. Dank unseres engen Kontaktes zu unserer Tochterfirma in Tansania wissen wir über die aktuelle Lage immer gut Bescheid. Also melde dich bei uns! Dein Traum, unsere Expertise – Dein ganz individuelles Tansania-Erlebnis.