Veröffentlicht am 19. Juni 2023 von Juan Proll
Wie hoch ist das Trinkgeld auf Safaris? Trinkgeld auf Afrika-Reisen
Trinkgeld zu geben, ist in vielen Dienstleistungsbereichen eine Selbstverständlichkeit, egal ob in Europa oder in Afrika. Ist man im Urlaub, kommen die Trinkgelder gleich geballt. Freiwillig sollen sie sein, doch der moralische Druck ist hoch. Trinkgeld auf Afrika-Reisen ist da keine Ausnahme. Deswegen ist die Frage hier oft: Trinkgeld für wen, und wie viel ist angemessen? Wie hoch ist das Trinkgeld auf Safaris? Gedanken dazu und ein paar Antworten obendrauf bietet der heutige Blog.
Über den Sinn und Unsinn von Trinkgeldern
Ungleichheit
Vor meiner Zeit in Afrika war das „Konzept Trinkgeld“ für mich häufig schwer nachvollziehbar. Grundsätzlich verstehe ich natürlich die Idee einer Zahlung über einen Rechnungsbeitrag hinaus, um somit eine besondere Dienstleistungsqualität zu honorieren. Aber was genau heißt das schon? Warum bekommt jede*r Kellner*in beinahe selbstverständlich 5 bis 10 Prozent Trinkgeld, auch wenn er oder sie nur ganz „normal“ serviert? Und warum bekommt Krankenpflegepersonal beinahe genauso selbstverständlich kein Trinkgeld, obwohl sie oft über ihre Grenzen gehen, um beste Dienste gegenüber Kranken zu leisten? Beide tun ihren Job und werden oder wurden nicht angemessen dafür bezahlt.
Selbstverständlichkeit
Generell ist es mein Anspruch, für den vereinbarten Lohn, den ich bekomme, ebenso meine Topleistung zu erbringen. „Trinkgeld machen“ klingt für mich daher nach „noch einen draufsetzen“. Nur weiß ich nie so recht, was das sein könnte oder sollte. Daher trifft es mich – jetzt, da ich als Tour Guide in einem „Trinkgeldjob“ stecke –, wenn Gäste zu mir sagen: „Ja, ja, was tut man nicht alles für ein Trinkgeld!“
Okay, sie sagen es, um mich zu frotzeln und tun es mit einem Lächeln. Aber ich merke immer wieder, dass ich an dieser Stelle sehr sensibel bin. Ich will es gerne erklären: Ihrer Bemerkung scheint ein Verhalten von mir vorausgegangen zu sein, dass sie als „Trinkgeldverhalten“ identifizieren. Bei mir kommt an, dass sie nicht glauben, dass ich so auftreten könnte oder würde, wenn kein Trinkgeld im Spiel wäre. Was auch immer ich getan habe, ist also nun der kritischen Frage ausgesetzt: War es echt oder aufgesetzt?
Notwendigkeit
Mit meinem Selbstverständnis, immer mein Bestes zu geben, kollidiert das mitunter. In der Realität Afrikas sind derartige Gefühle und innere Auseinandersetzungen aber ein Luxusproblem. Für die meisten Menschen hier ist der freiwillig gezahlte Obolus überlebensnotwendig, da sie die Ausgaben des Tages oder der Woche sichern helfen, um der Familie ein Essen auf den Tisch zu stellen oder um den Kindern die Schuluniform zu kaufen. Indes gibt es, anders als in der Schweiz, in Österreich oder Deutschland, in den meisten afrikanischen Ländern südlich der Sahara ein soziales Netz allenfalls im Ansatz. Darüber hinaus gibt es von einem vergleichbaren Sozialversicherungssystem nicht einmal eine Spur. Daher sind hier in Afrika Trinkgelder für alle, die sie zahlen können, eine soziale Verantwortung.
Afrikanische Trinkgeld-Ökonomie
Auf Reisen in Afrika gibt es kaum eine Situation, in der nicht ein kleines Trinkgeld beziehungsweise ein „Tip“ (engl. für „Trinkgeld“) zurückgelassen wird. Immerhin reißen diese Summen im Vergleich zu europäischen Währungen und Standards keine dicken Löcher in die Geldbörse. Auf afrikanischer Seite stopfen sie dafür so manches Leck, und das nicht nur im Tourismus. Denn sehr viele Menschen in Afrika sehen sich mit der Situation konfrontiert, selbst mit einer bezahlten Arbeit weniger zu verdienen, als sie zur Deckung ihrer Kosten bräuchten.
Trinkgelder außerhalb des Tourismus
Trinkgelder zahlen die Menschen in Afrika wie wir in Mitteleuropa auch in Restaurants und Bars, beim Friseur oder in privaten Taxis, auch wenn es nicht überall in gleicher Weise erwartet wird.
Allerdings sind vielen Reisenden, die nach Afrika kommen, bestimmte Berufsgruppen erst einmal fremd. An den Tankstellen zum Beispiel gibt es keine Selbstbedienung. Dort steht Personal parat, das den Wagen betankt, die Scheiben putzt und bei Bedarf Öl, Wasser und Reifendruck prüft. Ebenso laufen Leute an den Parkplätzen in Warnwesten herum, die wie fleischgebliebene Überwachungskameras auf die geparkten Autos aufpassen. In den Supermärkten helfen junge Menschen an den Kassen, indem sie das Einkaufsgut in Tüten packen. Darüber hinaus schleppen sie die Einkaufstüten oder fahren sie den vollen Einkaufswagen auch gerne zu den Autos der Käufer*innen. In diesen Jobs dort erhoffen sich alle ein Trinkgeld für ihre Dienste.
Trinkgeld auf Afrika-Reisen: Trinkgelder im Tourismus
In vielen afrikanischen Safari-Ländern weiß man um das Potenzial des Tourismus und dass es einen direkten und indirekten Beitrag zum Einkommen der Menschen vor Ort beisteuern zu können. Wie immer im Leben gibt es daher Strukturen und Unternehmen, die dies auch ausnutzen. Trinkgeld auf Afrika-Reisen verwenden manche Arbeitgeber*innen deshalb gerne als Anreiz, um ihren Angestellten bewusst weniger zu zahlen. Sie begründen es damit, dass wenn sie gute Arbeit leisten, sie von ihren Gästen entsprechende Geldgeschenke bekommen können. Somit können alle Jobs betroffen sein, die in irgendeiner Weise mit dem Tourismus verbunden sind. Dazu gehören Gepäckträger*innen, Putz- und Küchenpersonal, Rezeptionisten, Consierges, Fahrer*innen und viele mehr bis hin zu Spurenleser*innen und Guides.
Zwei unserer Lieblingsreisen in Afrika:
Faszination Tansania
Besuchen Sie auf dieser Lodge Safari die Highlights Tansanias. Neben dem Tarangire Nationalpark und dem Ngorongoro Krater führt die Safari auch in die weltweit bekannte Serengeti. Sie reisen in einer Kleinstgruppe im 4×4 Geländewagen – ein Fensterplatz ist garantiert.
Selbstfahrer-Rundreise: Südafrikas Süden & Garden Route
Sie fahren entlang der malerischen Garden Route bis zum Addo Elephant Park, wo Sie nach Afrikas Big Five Ausschau halten. Zurück nach Kapstadt besuchen Sie die für Südafrika bekannten Winelands.
Eine persönliche Erfahrung
Meine erste Stelle als Ranger zum Beispiel brachte mir damals umgerechnet etwas über 100,- Euro im Monat. Und das unter Arbeitsbedingungen dort, welche die deutsche Gewerkschaftsbewegung nur aus den Geschichtsbüchern kennt. Von wegen geregelte 40-Stunden-Woche, Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, 28 Tage Urlaub oder ähnlichen Schnickschnack. Heute werde ich als Safari-Guide besser bezahlt und ich arbeite für ein Unternehmen, denen faire Bezahlung in allen Job-Bereichen und bei den Unternehmenspartnern wichtig ist. Safaris zu Schleuderpreisen gibt es bei uns daher nicht. Aber dennoch kann auch mein Arbeitgeber in dieser Branche nach afrikanischen Maßgaben nicht alles abdecken. Mein Job und der vieler anderer Guides ist es, mit internationalen Gästen auf Mehrtagestouren bis hin zu 2- bis 3-wöchigen Rundreisen zu gehen. Das geht deshalb mit viel Verantwortung einher.
Für uns Guides bedeutet das beispielsweise, von frühmorgens bis teilweise weit in den Abend hinein direkten Kontakt mit den Gästen zu haben, um ihnen eine schöne Zeit zu ermöglichen. Davor und danach bereiten wir vor oder nach (Autopflege, Administration, Planung, Recherchen usw. …). Selbst während der Schlafenszeit bleiben ein Auge und Ohr offen, weil wir auf Stand-by-Mode eingestellt sind. Schließlich kann jederzeit irgendetwas mit unseren Gästen sein. Außerdem verzichten wir in dieser Zeit auf alle „Normalität“ – keine Familie, keine Freunde, kein Fitness-Studio, kein Besuch von Veranstaltungen etc. … Wenn in der Saison die Post abgeht, kann kein Arbeitgeber so wirklich Rücksicht auf die Befindlichkeiten der Guides nehmen. Und versteht mich nicht falsch: Wir lieben unseren Job! Aber in diesen Phasen ist ein Trinkgeld tatsächlich wie ein Massageöl, um Geist und Körper geschmeidig zu halten.
Trinkgeld auf Afrika-Reisen – Allgemeine Hinweise
Als Selbstfahrende unterwegs
- In der Regel wird Geld gegenüber Geschenken und Cash gegenüber Kreditkartenzahlungen bevorzugt. Erstens können die Begünstigten selbst entscheiden, womit sie sich „beschenken“. Zweitens halten sie das Geld direkt und sicher in der eigenen Hand.
- Übrigens setzen Restaurants bei größeren Gruppen häufig „Service-Kosten“ mit auf die Rechnung, um so einen bestimmten Prozentsatz an Trinkgeld sicherzustellen. Achtet also auf solche Hinweise in der Rechnung und entscheidet dann, ob ihr trotzdem noch etwas oben drauf legen möchtet.
- Eine ganze Reihe von Hotels haben an der Rezeption eine Tip-Box stehen. Die ist nicht dafür da, um auf Zettel geschriebene „Tipps“ für eine bessere Hotelführung hineinzuwerfen. „Tip“ ist die englische Bezeichnung für Trinkgeld. Alles Geld, was in dieser Box landet, wird in der Regel auf das gesamte Hotelpersonal verteilt und berücksichtigt daher auch diejenigen hinter den Kulissen.
- Wo solche Gemeinschafts-Tip-Boxen nicht existieren, ist darum die gezielte Zustellung von Trinkgeldern schwierig. Lasst ihr Trinkgeld im Zimmer zurück, landet es beim Reinigungspersonal allein und wird seltenst von dort weitergereicht. Es an der Rezeption abzugeben mit dem Hinweis, es zu verteilen kann funktionieren, muss aber nicht. Ist euch all das dann nicht egal und ihr wollt einer bestimmten Person das Trinkgeld geben, übergebt ihr es am besten direkt der Person oder steckt es in einen Umschlag mit ihrem Namen drauf und gebt es an der Rezeption ab.
Auf einer geführten Gruppenreise unterwegs
- Trinkgelder in Namibia, Südafrika und Kenia solltet ihr in der Regel am besten in einheimischer Währung zahlen, da Wechselkurse teuer kommissioniert oder mit sehr schlechten Raten umgerechnet werden. Anders ist es dagegen in Tansania und Botswana, wo auch US-Dollar häufig okay sind. Allerdings empfehle ich Selbstfahrenden in Botswana eine kleine Menge „Pulas“ dabei zu haben, da sich Dollars nicht überall so einfach in Pulas tauschen lassen.
- Manche Unterkünfte mit Tip-Boxen trennen die Guides vom sonstigen Personal. Sie erwarten daher, dass die Gäste den Guides das Trinkgeld gesondert übergeben.
- Guides, die Verbindungen nach Europa haben, könnten statt einheimischer Währung durchaus auch Euros oder Schweizer Franken lieber haben. Tut euch deshalb im Zweifelsfall keinen Zwang an und fragt die betreffende Person, was ihr lieber ist.
- Am besten ist es, nur einmal Trinkgeld zu geben, und zwar immer am Ende eures Aufenthalts in einer Unterkunft oder auf einer Safari oder auf einer Trekking-Tour. Kein Hotel oder Guide erwartet ein Trinkgeld täglich oder nach einer einzelnen Aktivität.
- Wer es gerade nach längeren Touren zusammen unterwegs mit einem Guide etwas netter machen möchte, steckt das Trinkgeld am besten in einen Couvert mit einem kleinen, netten Schreiben dazu.
- Mit Blick auf die Natur des Trinkgeldes gilt auch in Afrika, dass Trinkgelder nicht gezwungenermaßen gezahlt werden müssen. Warum auch, sollte der Service unprofessionell, unhöflich oder unzureichend sein.
Wie hoch ist das Trinkgeld auf Safaris? – Wem wie viel?
Nun haben nicht alle Reisenden in Afrika einen Guide an ihrer Seite, der oder die kurzum sagen könnte, wem man in welcher Situation Trinkgeld zahlen sollte und wie hoch das Trinkgeld auf Safaris ist. Daher soll euch die folgende Aufstellung als Circa-Orientierung im südlichen und östlichen Afrika helfen. Sie decken nicht alle Bereiche ab. Zum Beispiel gibt es bei den Bergtouren in Tansania noch den Assistenz-Guide oder den „Summit-Porter“ (Gepäckträger bis zum Gipfel). Außerdem sind es vorsichtige Empfehlungen mit genügend Luft nach oben für ganz besondere Dienstleistungsqualität. Im Luxusreisen-Segment solltet ihr ohnehin für den Hotelservice und die Guide-Dienste ein paar Euros aufschlagen. Prozente sind dort angegeben, wo eine Rechnung als Grundlage dient. Konkrete Summen in Euro stehen dort, wo es eher um das Standard-Trinkgeld für eine konkrete Service-Gruppe geht.
Trinkgeld-Übersicht für das südliche und östliche Afrika
Südafrika / Namibia | Botswana | Tansania / Kenia | |
Guide (mehrtägig) | 5 – 7,50 Euro p. Person p. Tag | 10 Euro p. Person p. Tag | 15 – 20 Euro p. Gruppe p. Tag |
Guide (ganztags) | 5 Euro p. Person | 10 Euro p. Person | 15 – 20 Euro p. Gruppe p. Tag |
Guide (halbtags) | 2 Euro p. Person | 5 Euro p. Person | 10 Euro p. Gruppe |
Guide (Kurzführung) | 0,50 – 1,50 Euro p. Person | 5 Euro pro Gruppe | |
Tracker (Spurenleser*in) | 2,50 Euro p. Person | 5 Euro p. Person | |
Mokoro-Boot | 5 Euro p. Person | ||
Koch (Berg- oder Campingtour) | 8 – 15 Euro p. Gruppe p. Tag | ||
Gepäckträger*in (Bergtour) | 8 – 10 Euro p. Gruppe p. Tag | ||
Hotelservice | 2,50 – 5 Euro p. Nacht + Zimmer | 5 Euro p. Person + Nacht | 5 Euro p. Nacht + Zimmer |
Gepäckträger*in Hotel | 0,50 – 1 Euro p. Person | 1 – 2 Euro p. Person | |
Gepäckträger*in Flughafen | 0,25 – 0,50 Euro p. Gepäckstück | ||
Transferfahrt Hotel | 1 – 2,50 Euro p. Gruppe | 5 Euro p. Gruppe | |
Restaurant | 10 – 15 % | 10 % | 10 % |
Tankstelle | 0,50 Euro | 0,75 – 1 Euro | |
Parkwache | 0,50 Euro | ||
Einkaufshilfe | 0,25 – 0,50 Euro | 0,50 Euro | |
Privattaxi | 5 – 10% | 5 – 10% | |
Haar-/Massage-/Schönheitssalon | 0,50 – 1 Euro | 10 – 15% |
Vor eurer Abreise schicken wir euch übrigens konkrete Trinkgeldempfehlungen für die gebuchte Reise zu.
Okay, ich hoffe, es hilft. Wir stehen gerne für Rückfragen und Unterstützung bei der Planung deiner Afrika-Reise bereit, egal ob auf einer geführten Reise oder Selbstfahrer*in-Tour unterwegs. Denn dank unseres engen Kontaktes zu unseren Tochterfirmen in Afrika wissen wir über die aktuelle Lage immer gut Bescheid. Also melde dich bei uns! Dein Traum, unsere Expertise – Dein ganz individuelles Afrika-Erlebnis.