Veröffentlicht am 7. März 2022 von Juan Proll
Lohnt sich eine Kilimandscharo-Besteigung?
Der Kilimandscharo, liebevoll das Dach Afrikas genannt, ist der höchste Berg des Kontinents und das bedeutendste Wanderzentrum Tansanias. Aber lohnt sich eine Kilimandscharo-Besteigung wirklich? Dieser Frage geht mein heutiger Blog nach.
Der Vorteil eines Blogs ist, dass nicht immer – wenn überhaupt – größtmögliche Objektivität bei der Bearbeitung eines Themas gefragt ist. Im Gegenteil: ein Blog erlaubt mir die Kombination aus hilfreicher Information und persönlicher Erfahrung. Also sage ich es gleich frei heraus: Es fühlt sich für mich komisch an, hier die Frage zu stellen: „Lohnt sich eine Kilimandscharo-Besteigung?“ Ich habe ihn bestiegen. Und jede Pore meines Körpers schreit laut „Ja“ als Antwort auf diese Frage: „Ja, es lohnt sich!“
Aber natürlich will ich euch hier gerne erzählen, warum das für mich so klar ist wie der Blick durch eine frisch geputzte Fensterscheibe. Also los geht’s:
Lohnt sich der Kilimanjaro? – Wer oder was ist der Kilimanjaro?
Sicher, der Kilimandscharo ist ein Berg. Aber er ist nicht irgendeiner. Er ist mit 5.895 m der höchste Berg Afrikas und gleichzeitig das größte freistehende Vulkanmassiv der Welt. Schon vom Flugzeug aus dachte ich: „Wow, cooles Ding!“ Da steht dieser riesige Bergkegel mit seiner weißen Gletscherkrone majestätisch über der weiten Ebene und bietet malerische Aussichten auf die endlose Savanne bis hinüber nach Kenia. Allein diese optische Anziehungskraft ist immens, ein echter Hingucker, ein „Das-will-ich-gesehen-haben“.
Was sind die Herausforderungen bei einer Kilimanjaro-Besteigung?
Die Herausforderung war für mich vor allem eine sportliche. Das heißt zunächst einmal: Ich wollte was für mich und meinen Körper tun, mich bewegen, mich fordern, aber Fordern durch Herausfordern. Natürlich kann ich das auch im Gym tun und mir sagen: „In 10 Wochen will ich 100 Kilogramm stemmen.“
Das Prinzip ist erst einmal dasselbe: Man formuliere ein Ziel, erstelle ein Programm, um es zu erreichen, und lege los. Aber ich glaube, dass Zielformulierungen, die mit der Natur zu tun haben, spannender sind. Das kann ein See sein, den ich durchschwimmen möchte, oder eine Radstrecke durch die Eifel, oder ein Ultra-Marathon durch den Fish River Canyon in Namibia. Ich mag es, wenn es etwas ist, wo ich auch an der frischen Luft sein kann, in der Natur bin und gleichzeitig Neues entdecken darf.
Und dann ist da plötzlich die Gelegenheit, den Kilimandscharo zu besteigen. Ein 5.000er, wie es ihn weder in den Pyrenäen noch in den Alpen gibt. Außerdem der höchste Berg eines Kontinents; und schließlich ein wirklich realistisches Ziel für ansonsten ungeübte Bergsteiger*innen. Ich frage euch – ohne Übermut, ohne Arroganz und ohne die harten Herausforderungen des Aufstiegs herunterzuspielen: Wann hat man schon einmal die Chance im Leben, einen fast 6.000 Meter hohen Berg relativ einfach und ohne spezielle Bergsteiger*innen-Ausrüstung bei normaler Fitness zu bezwingen? Und wann kann man anschließend auch noch sagen: „Ja, ich habe den höchsten Berg Afrikas bestiegen.“
Was bei mir also sportlich begann, wurde dann doch sehr persönlich, weil es sich zu einer ganz besonderen Lebenserfahrung entwickelte. Es ist die Art von Herausforderung, wie ich sie auch gerade jetzt während all dieser Einschränkungen durch die Corona-Pandemie suche. Also raus aus der Bewegungsarmut, raus aus den eigenen vier Wänden, raus aus den notwendigen aber Lebensraum begrenzenden Abschottungsmaßnahmen. Und endlich wieder hinein in die große weite Welt: Reisen, wandern, erleben, genießen und die befreiende Luft des Abenteuers atmen.
Kilimanjaro Routen: Wie verlaufen die Wege nach oben?
Eigentlich ist es ähnlich wie bei den Dokumentationen, die man im Fernsehen über den Mount Everest sieht. Da sind Bergsteiger*innen im Vordergrund und ein ganzes Team von anderen Menschen im Hintergrund: darunter die Guides, der Koch und die Träger. Ihr selbst tragt euren leicht gefüllten Tagesrucksack, habt Wasser, ein paar Snacks und was man sonst so für den Tag braucht darin. Und um den Rest kümmert sich die Crew. In den nächsten 5 bis 7 Tagen wachst ihr als Team zusammen. Ihr habt all die Freuden auf dem Weg nach oben, mit tollen Aussichten und spannenden Walks. Später dürft ihr euch zunehmend um die Überwindung eures inneren Schweinehundes kümmern. Und die anderen tun alles Mögliche, um euch den Rücken zu stärken und die Besteigung zu vereinfachen.
Schon allein das finde ich aufregend. Das Team an eurer Seite besteht aus Einheimischen, die den Berg sowie die Schwierigkeiten eines mehrtägigen Aufstiegs kennen. Sie haben immer wieder mal ein motivierendes Lächeln und ein paar aufmunternde Worte parat.
Eine Reihe von Routen führen über grünes Land hinein in die artenreichen, von Colobusaffen bewohnten Wälder, hinauf in eine Heide- und Moorlandschaft bis zum Erreichen der alpinen und Gletscher-Zone. Unterwegs eröffnen sich immer wieder Ausblicke auf den Kibo- oder Mawenzi-Gipfel.
Die Marangu Route
Eine der Strecken nach oben verläuft über die Marangu Route. Wegen ihrer gut ausgebauten Wege und einem ausgeglichenen Höhenprofil gilt sie als der vermeintlich einfachste Aufstieg hinauf zum Gipfel. Interessanterweise hat diese Route aber die geringste Erfolgsquote. Vorsicht also: einfacher heißt nicht ohne Tücken. Die Marangu Route ist die einzige mit Übernachtungen in einfachen Berghütten. Auf den anderen Strecken werden Kindheitserinnerungen wach, denn hier heißt es, sich im Zelt in den Schlafsack zu kuscheln.
Die Rongai Route
Die Rongai Route ist der Hintereingang zum Kilimandscharo. Ihr fahrt also erst einmal auf die Rückseite des Berges, nahe der kenianischen Grenze. Das erlaubt euch auch beste Aussichten auf die kenianische Hochebene. Danach könnt ihr steif und fest behaupten, Kenia schon gesehen zu haben. An guten Tagen reicht die Sicht sogar bis zum Amboseli Nationalpark. Ob ihr auf diese Distanz aber Löwen entdeckt …, ähm … vielleicht.
Die Machame Route
Ein sehr beliebter Weg nach oben führt über die Machame Route. Bereits die Anfahrt aus Moshi oder Arusha kommend bietet interessante Einblicke in die Lebenswelt der Locals an den Berghängen. Die Machame Route gilt als eine der schönsten Routen, obwohl sie auch ihre kräftezehrenden Herausforderungen hat: darunter die steilen Passagen am Lava Tower sowie die Great Barranco Wall. Sie verlangen dem Körper einige Trittsicherheit und Leistungsfähigkeit ab.
Die Lemosho Route
Eine vierte Strecke verläuft entlang der Lemosho Route. Sie beginnt im Westen des Berges, ist die längste der Aufstiegsstrecken und deswegen die am wenigsten gewählte. Immerhin hat ihr das eine größere Ursprünglichkeit erhalten. Sogar die Begegnung mit Antilopen, Büffeln und auch Elefanten ist möglich. Solltet ihr diese aber oben auf dem Gipfel sehen, dann geht davon aus, dass eure Schaltstellen im Gehirn etwas durcheinander gekommen sind. Das kann dann an der Höhe, dem Sauerstoffmangel oder der Erschöpfung liegen.
Genügend Abwechslung also bei der Routenwahl. Und abenteuerlich sind sie alle.
Lohnt sich der Kilimandscharo? – Was ist die Belohnung
Sich der Herausforderung zu stellen und zu versuchen, den Kibo oder auch Uhuru Peak genannten Gipfel des Kilimandscharos zu erreichen, ist an sich schon eine Belohnung. Denn der Moment, sich das vorzunehmen, alles zu organisieren und das Projekt tatsächlich in Angriff zu nehmen, hat schon viel mit einem positiven Selbstwert zu tun. Es sagt: „Ich trau mir das zu. Und ich gönne mir ein ganz besonderes Erlebnis.“
Natürlich ist es maximale Belohnung, wenn man am Ende auch wirklich oben auf dem Gipfel steht. Aber wenn nicht, dann ist es nicht wirklich ein Scheitern. Es sollte einfach nur dieses Mal noch nicht sein. Ein großer Teil meines Lebensglücks besteht darin, dass ich nicht allein im Erreichen meines End-Ziels eine Belohnung sehe, sondern mich auch mit dem Erreichen von Teilzielen belohnt fühle.
„Der Weg ist das Ziel“ heißt es so schön und ist hier so treffend richtig. Schon die verschiedenen Routen nach oben belohnen für all das Warten, die Vorbereitungen und die Vorfreude. Unterwegs lernt man häufig auch sehr nette Menschen kennen, die Gleiches vorhaben und auf den schmalen Pfaden nach oben in ähnliche Extremsituationen geraten. Und wenn euch nicht die Höhenkrankheit erwischt oder unzumutbare Wetterbedingungen davon abhalten, die Spitze des Massivs, das Dach Afrikas, zu erreichen, dann wird es zu einem der „unvergessbarsten“ Augenblicke eures Lebens.
Doch ob mit oder ohne Gipfelsturm war vor meiner Tour bereits klar, dass ich all die gemachten Anstrengungen mir auch mit einer anschließenden Safari in Tansanias einzigartige Tierwelt der Serengeti und des Ngorongoro Kraters entlohne und am Ende der Reise meine Beine zuerst im türkisfarbenen Meer vor Sansibar abkühle und sie dann an den weißen Sandstränden hochlege. Herz, was willst du mehr.
Fazit
Den Kilimandscharo zu besteigen ist eine prägende Erfahrung und unvergesslich. Stehst du oben auf dem Gipfel, hast du nicht nur den höchsten Berg Afrikas bezwungen, sondern auch den Kontinent zu Füßen liegen. Sich auf dem Weg dorthin den besonderen körperlichen und mentalen Herausforderungen zu stellen, ist allemal lohnenswert. Trau dich. Wir stehen gerne für Rückfragen und Unterstützung bei der Planung deiner Kilimandscharo-Eroberung bereit. Hier vor Ort wissen wir über die aktuelle Lage immer gut Bescheid. Also, melde dich bei uns! Dein Traum, unsere Expertise – Dein ganz individuelles Tansania-Erlebnis.