Veröffentlicht am 5. September 2022 von Juan Proll
Warum sich der Aberdare Nationalpark in Kenia lohnt
Wer eine Safari in Kenia will, besucht die Top-Destinationen wie das Masai Mara National Reserve, die beiden Tsavo Nationalparks oder den Amboseli Nationalpark. Weniger bekannt ist der Aberdare Nationalpark. Warum der sich aber lohnt, erfahrt ihr im heutigen Blog.
Nördlich von Nairobi und östlich des Rift Valley liegt der Aberdare Nationalpark. Je nachdem welches Gate ihr ansteuert, seid ihr von der Hauptstadt aus zwischen etwa 135 km (Matubio West Gate) und 165 km (Ark Gate im Osten) unterwegs. Rund 766 km² Parklandschaft liegen hier gut geschützt in den Aberdare-Bergen.
Das mag relativ klein klingen im Vergleich zu den großen Wildschutzgebieten an der Grenze zu Tansania. Aber der Aberdare Nationalpark verschluckt flächenmäßig immer noch sowohl die Stadt als auch das gesamte Bundesland Hamburg.
Statt der Menschen gibt es hier jedoch nur wild lebende Tiere, darunter auch Elefanten, Büffel, Nashörner und Leoparden. Allerdings leben in der Nachbarschaft Bauern, die Vieh- und Landwirtschaft betreiben. Um also beide Seiten zu schützen, umschließt ein ca. 400 km langer Zaun den Park.
Die Aberdare Mountain Range – ein Märchenwald
Die Aberdare Range ist ein ca. 160 km langes Hochlandgebirge vulkanischen Ursprungs. Er bildet einen Abschnitt des östlichen Randes des Großen Grabenbruchs. „Der Berg des jungen Bullen“, Mount (Le-)Satima, erhebt sich dort auf einer Höhe von 4.001 Metern. Um ihn herum stehen eine Reihe von Vulkankegeln, so spitz und so scharfkantig, dass die Menschen sie „Zähne des Drachen“ nennen.
Das Volk der Kikuyu, die größte ethnische Gruppe des Landes, lebt traditionell in diesen Bergen und nennt die Bergkette „Nyandarua“. Es bedeutet soviel wie „trocknendes oder trockenes Fell“ und bezieht sich dabei auf die markanten Falten in seiner Silhouette.
Allerdings ist es in dieser Gegend alles andere als trocken. Zwischen 1000 ml und 3000 ml Regen schütten hier herunter. Die Bergkette liegt nur leicht südlich des Äquators. Dichte Wälder bekleiden die Berghänge. Dazu ein Bambusdickicht am Fuße der Range. In den höheren Lagen ab etwa 3000 m prägen Hochmoore, Bäche und Wasserfälle das Bild. Ein paar hundert Meter weiter oben bestimmen afrosubalpine Pflanzen das Panorama. Zusammen bieten sie atemberaubende Landschaften und spektakuläre Natur-Szenerien.
Die Aberdares bestechen durch eine reiche Vielfalt an Vegetation: circa 778 Vegetations- und Pflanzenarten, Hartholzbäume wie Kampfer, Zeder, Podo oder Hagenia, dazu Farne, Moose, Flechten und Lianen. Sie alle verwandeln dieses Naturreich in einen Märchenwald.
Wo Frösche zu Prinzen geküsst und Prinzessinen zu Königinnen werden
Was ist ein Märchenwald ohne seine Prinzen oder Prinzessinnen? So viel wie Buckingham Palace ohne seine Queen! Okay, zugegeben, es ist nicht belegt, dass irgendwo an einem der vielen Flüsse in den steil abfallenden Tälern der Aberdare-Berge ein Frosch geküsst und in einen Prinzen verwandelt wurde. Aber 1952 kam die damals junge Prinzessin Elizabeth in diesen mystisch anmutenden Wald und verließ ihn dann als Königin.
So romantisch das klingt, so unromantisch sind die Umstände. Denn in jenen Abend- oder Nachtstunden, in denen sie im Treetops Hotel des Nationalparks bei einem gemütlichen State-candle-light-dinner in netter Begleitung ihres geliebten Prinzen Philip und einiger Offizieller sitzt, verstirbt ihr Vater, King George VI. Ohne es zu wissen, ist sie nun Königin. Als der Tod am Morgen des 6. Februar 1952 bemerkt und verkündet wird, fliegt sie gleich zurück nach England und übernimmt den Thron. Und weil sie nicht gestorben ist, sitzt sie dort noch heute.
Vom Märchenwald zum Guerilla-Dschungel
Schon während der Transformation der Prinzessin zur Königin laufen in Kenia erbitterte Unabhängigkeitskämpfe gegen die Herrschaft der weißen Siedler und der Kolonialmacht Großbritannien. Diese immer stärker ausartenden Gefechte bringen in den 1950er Jahren die britische Herrschaft in der ostafrikanischen Siedlerkolonie ins Wanken und gehen in die Geschichte als Mau-Mau-Rebellion ein.
Warum Mau-Mau bleibt ein Mysterium, zumal die Rebellen sich selbst „Land and Freedom Army“ nennen. Sie sind vor allem Kikuyu-Bauern aus Kenias Zentralregion, die seit Jahrzehnten unter massiven Landenteignungen zugunsten weißer Siedler und den Deportationen durch die britische Kolonialverwaltung leiden. Ihre Bewegung zieht sich in die Berge und Wälder zurück und führt von dort aus einen entschlossenen Guerilla-Kampf gegen weiße Siedler*innen, britische Kolonialisten und opportunistische Afrikaner*innen.
Der Aberdare Nationalpark, seine undurchdringlichen Urwälder, schützenden Berge, wasserreichen Täler und nahrungssichernde Tierwelt bieten hierfür den idealen Rückzugsraum. Jahre zieht sich dieser Freiheitskampf hin. Am Ende sind die Rebellen chancenlos. Ihr Führer Dedan Kimathi wird gefasst und gehängt. Für viele Kenianer*innen ist er bis heute ein Held.
Warum lohnt sich der Aberdare Nationalpark: Welche Tiere kann man hier sehen?
Seine landschaftliche Vielfalt und Schönheit sind atemberaubend. Die bewaldeten sanften Hänge im Osten beherbergen eine Fülle an Wildtieren, darunter eine Vielzahl von Elefanten, Büffeln, großen Waldschweinen und Hyänen sowie Jackson-Mungos, Bongos (eine Antilopenart) und das vom Aussterben bedrohte Spitzmaulnashorn.
Auch schleichen verschiedene Katzen, darunter Leoparden, Servale, Zibetkatzen, Ginsterkatzen und die seltene afrikanische Goldkatze durch das Unterholz. Sogar schwarze Leoparden wurden hier in der Vergangenheit gesichtet. Die haben aber mit der Gothic Szene nichts zu tun. Trauer tragen sie auch keine. Vielmehr ist ein rezessives Gen dafür verantwortlich. Es fehlt ihnen damit die Möglichkeit, das vertraute Leopardenfell zu entwickeln. Ebenso anzutreffen sind der schwarz-weiße Colobus-Affe und der Sykes-Affe. Wasserböcke, Riedböcke, Ducker und Buschböcke sind nur Beispiele weiterer Parkbewohner*innen. Mit über 250 ansässigen Vogelarten lohnt sich der Aberdare Nationalpark auch für Vogelfreunde. Darunter sind der Jackson’s Francolin, Sperber, Habichte, Adler, Nektarvögel und Regenpfeifer. Die Herausforderungen für Besucher*innen, all diese Tiere auch leicht zu entdecken, sind hier allerdings schwieriger als in den offenen Savannen der Masai Mara, des Amboseli oder des Tsavo.
Auch die Straßenverhältnisse finden einige alles andere als einfach. Nur ein Geländewagen mit Vierradantrieb sorgt für den richtigen Spaß. Dafür ist es hier längst nicht so überlaufen wie in vielen anderen Nationalparks. Aber es ist genau diese belassene Ursprünglichkeit, die immer mehr Menschen hierher lockt. Und wem das Sitzen im Auto irgendwann zu viel wird, kann im Aberdare Nationalpark und der ihn umgebenden Mountain Range einfach mal das Auto stehen lassen, die Wanderschuhe anziehen und einen netten Spaziergang oder eine kleine Wanderung in der Umgebung machen, am besten in Begleitung eines Guides. Unterwegs könnt ihr den Geschichten des Waldes lauschen, euch an den Wasserfällen berauschen und die Aussichten in die Berg- und Talwelt genießen. Und wen es interessiert, dem erzähle ich im nächsten Kenia-Blog über die Wandermöglichkeiten in der Aberdare Mountain Range.
Kenia bietet erstaunlich schöne und spannende Nationalparks. Ein Besuch im Aberdare Nationalpark lohnt sich allemal. Zu den Möglichkeiten hier wie auch zu allen Kenia relevanten Fragen und Rückfragen sowie zur Unterstützung bei der Planung deiner Kenia-Reise stehen wir gerne bereit. Dank unseres engen Kontaktes zu unserer Tochterfirma in Kenia wissen wir über die aktuelle Lage immer gut Bescheid. Also melde dich bei uns! Dein Traum, unsere Expertise – Dein ganz individuelles Kenia-Erlebnis.