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Veröffentlicht am 23. November 2015 von Juan Proll

Welwitschia Mirabilis

Was kann man von einer Pflanze erwarten, die sich ausgerechnet die Namib-Wüste als Lebensraum auswählt und sich dabei auch noch freiwillig den Bedingungen von feuchtigkeitsfeindlicher Hitze und faltenfreundlicher Trockenheit aussetzt?

Kann solch eine natürliche Kreatur in irgendeiner Weise interessant sein? Gibt es irgendeinen denkbaren Grund, warum man bei einer Reise in diese Region nicht einfach nur über sie hinweg fahren sollte?

Die Fragen sind berechtigt. Umso mehr als diese Wüstenblume die meiste Zeit ihrer Existenz wie ein hässliches Entlein fristet. Geschredderte und zerfranste, meist mehrere Meter lange Blätter, hängen am kurzen Stamm herunter wie ungekämmte Haare an den Seiten eines ansonsten kahlen Schädels, … ein bisschen Guildo-Horn-mäßig. Die immergrünen Blätter liegen noch dazu so kraftlos im Dreck. Als würden sie sich nicht einmal Hoffnungen auf ein Rendezvous mit ihrem geschlechtlichen Gegenpart machen.

Wenn ich 1859 der Botaniker Welwitsch gewesen wäre, der sie irgendwo im küstennahen Bereich zwischen dem namibischen Kuiseb-Fluss und dem südlichen Angola entdeckte, hätte ich wahrscheinlich gesagt: „Muss nicht sein“, und wäre weiter gegangen. Aber weder bin ich Botaniker noch lebte ich damals.

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Und wer weiß: Vielleicht erblickte Welwitsch dieses Namib-Eigengewächs in seiner Blütezeit zwischen Hochsommer und Frühling. Das ist der Moment, wo insbesondere die zapfenartigen Blütenstände der weiblichen Pflanzen wie Schlangenköpfe aus dem verholzten Stamm dieser Wüstenblume hervor kriechen und – als sei es Medusa persönlich – den Betrachter verzaubern. Es ist der Augenblick, in dem sich Bewunderung für eine leblos erscheinende Flora entfacht, die kraftvoll und willensstark den widrigen Umständen einer Gegend trotzt, in der gerade mal um die 50 mm Regen pro Jahr fallen und ansonsten nur ein paar hinwegrollende Nebelfelder bescheiden weitere Flüssigkeit bieten.

Wissenschaftler schätzen die Lebensfähigkeit der Welwitschia auf bis zu 2000 Jahre. Ein echter Oldtimer der Wüste also. Ohne Regen kann sie wohl bis zu 5 Jahre überleben. Ohne Wasser schaffe ich es vielleicht gerade mal ein paar Tage. Und ich sehe dann wahrscheinlich weit verschrumpelter aus als die Welwitschia.

Sogar ihre Größe ist unter den gegebenen Bedingungen beeindruckend. Die beiden einzigen Laubblätter, die dieser Pflanze entwachsen, können immerhin Längen bis zu 6 m und mehr aufweisen. Und selbst der Stamm erreicht Höhen von 1,50 m und manchmal mehr. Selbstredend, dass die Welwitschia bei diesen Dimensionen in keine Blumenvase mehr hineinpasst. Und verständlich also, dass man sich diese Pracht tatsächlich besser mal persönlich vor Ort anschaut. Sie ist sozusagen die Rose der Namib.