Veröffentlicht am 4. Mai 2020 von Juan Proll
Welche Lodge in Botswana buchen? Dqae Qare San Lodge
Als Guide im südlichen Afrika unterwegs habe ich natürlich das besondere Glück, immer wieder außergewöhnliche Begegnungen mit bemerkenswerten Menschen an touristisch exotisch anmutenden Orten zu erleben. Wenn ich von Reisenden gefragt werde, welche Lodge in Botswana empfehlenswert ist, dann fallen mir natürlich viele ein. Aber eine davon sticht für mich ganz besonders heraus: die Dqae Quare San Lodge.
Wie bitte? Welche Lodge in Botswana buchen?
Ja, ich weiß: den Namen kann eigentlich keiner so richtig aussprechen, der nicht gerade fließend die Khoisan-Sprache beherrscht. Eine Sprache mit vielen Dialekten, die intensiv Klick- und Schnalzlaute gebraucht. Ständig bringt sie mich in Gefahr, frühzeitige Kieferarthrose zu entwickeln, wenn ich mich darin versuche. „Dqae Quare“ bedeutet so viel wie „Steinböckchen Biltong“ in der lokalen Naro-Sprache. Gemeint ist das (gewürzte) Trockenfleisch einer kleinen, wüstenbeständigen Antilopenart.
Die große Besonderheit dieser Lodge ist der Umstand, dass die Lodge ein Community-basiertes Tourismusprojekt einer Volksgruppe der San ist. Man bezeichnete sie früher gerne als Buschmänner, da sie als Jäger und Sammler in den Wäldern und Savannen unterwegs waren. Heute gilt diese Bezeichnung als politisch unkorrekt, weil sie in ihrer Entstehung zu Kolonialzeiten diskriminierend war und als Synonym für „unzivilisiert“ stand. „San“ ist allerdings keine Bezeichnung für eine homogene Volksgruppe, sondern der Versuch, Khwes, Kungs und viele andere Ur-Völker ähnlicher Abstammung unter einen begrifflichen Hut zu bringen. Darunter fällt auch die lokale Gemeinschaft der Ncoakhoes aus dem Dorf D’Kar (Ncoakhoe bedeutet soviel wie Rotes Volk). Sie besitzen und betreiben die Dqae Qare San Lodge, die als soziales Unternehmen gegründet wurde. Die Lodge gibt ihnen nicht nur Arbeit und Einkommen, sondern ist auch ein wichtiges Projekt auf dem Weg zum kulturellen Überleben.
Die San – Urgesteine der Menschheit
Bei der Frage, welche Lodge in Botswana man buchen sollte, spielt bei meiner Empfehlung der Gedanke eines Community-basierten Projektes in Verbindung mit einer San-Volksgruppe eine wichtige Rolle. Die San sind Nachkommen der Menschen, die zum Zeitpunkt der Ankunft anderer ethnischer und kultureller Gruppen bereits lange schon in dieser Region lebten. Trotz der Kolonialisierung und Bildung eines Nationalstaates (hier: Botswana) haben sie ihre traditionelle Kultur, ihre Sprache sowie ihre sozialen, politischen und wirtschaftlichen Strukturen bewahren können, wenn auch anpassen müssen. Nach wie vor sind sie Fremde in einem Staat, der nationale, kulturelle und soziale Merkmale berücksichtigt, die sich sehr von den ihrigen unterscheiden, ihnen sogar sehr fremd sind. Diese Andersartigkeit versetzt sie in eine nicht kontrollierbare, asymmetrische Beziehung zur Landesregierung und zur Mehrheit der Bevölkerung. Ihre Identität sehen sie in der eines indigenen Naturvolkes. Genau hierin besteht ihre besondere Qualität, ihre Einzigartigkeit und Nichtselbstverständlichkeit.
Mit anderen Worten: San sein, eine Lodge zu besitzen und sie unter modernen wirtschaftlichen Bedingungen und den gegebenen touristischen Erfordernissen zu unterhalten, ist erst einmal sehr widersprüchlich. Ihr Selbstverständnis ist nicht kapitalistisch, sondern egalitär und familiär, mit einer selbstverständlich gelebten „sharing is caring“ Mentalität. Wenn zum Beispiel früher eine Jagd erfolgreich war, ging es erst wieder auf die Jagd, wenn die Nahrung dem Ende entgegen ging. Wenn sie heute ihren (Zweiwochen-)Lohn erhalten, müssen sie aber trotzdem am nächsten Tag wieder zur Arbeit kommen. Oder wenn zuhause die Kerzen ausgehen, können sie dennoch nicht die Kerzen einfach aus der Unterkunft der Gäste nehmen, nur weil nach ihrer Auffassung alles allen gehört. Doch dahinter stecken große Lernprozesse. Wenn sich die San auf solche Lernprozesse einlassen, dann vielleicht nicht, weil es ihr Traum ist, es zu tun. Wohl eher, weil ein Weg zurück ins eigene, alte Leben als Jäger und Sammler für die allermeisten Gemeinschaften unmöglich und Anpassung erforderlich geworden ist. Dies proaktiv mitgestalten zu können, es sozusagen innerhalb der eigenen vier Wände behutsam entwickeln zu können und dabei gleichzeitig zu schauen, wie traditionelle Lebensweisen erhalten bleiben können – diese Chance bietet eine eigene Farm und Lodge sicher am besten.
Lodge in Botswana mieten und aktiv von den San lernen
So viele Lodges gibt es in Botswana nicht, die der indigenen Bevölkerung solche Entfaltungsmöglichkeiten bieten. Doch unabhängig davon ist das Großartige in Dqae Qare, dass auch Gäste, die hierher zu Besuch kommen, von der Lebensoffenheit der San im größten Maße profitieren können. Die San gelten aufgrund ihrer Geschichte nicht umsonst als wandelnde Naturenzyklopädien mit einem Wissensreichtum, der mich immer wieder verführt wie Linguini mit Meeresfrüchten. Nicht nur, dass sie den Hotelbetrieb in allen erdenklichen Bereichen am Laufen halten, sondern sie stehen auch für alle Aktivitäten zur Verfügung, die mit ihrem Wissen und ihrer Kultur verbunden sind. Dazu gehören lehrreiche Buschwanderungen, Feuermachen, Jagdtechniken und Fallenbau, Schmuck herstellen und Flechtarbeiten. Ebenso das Kennenlernen traditioneller Tänze oder das Geschichtenerzählen am Lagerfeuer. Ich garantiere euch: ihr kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus.
Die Dqae Qare San Lodge in Botswana buchen
In der Dqae Qare San Lodge werdet ihr von den San persönlich begrüßt. Sie bereiten eure Zimmer vor und kochen eure Mahlzeiten. Und durch das Angebot an traditionsorientierten Aktivitäten gewährleisten sie euch ein authentisches Erlebnis der San-Kultur. Zugegeben – auf die Frage, welche Lodge man in Botswana buchen sollte, ist die Dqae Qare San Lodge nicht die Antwort für Luxus suchende Gäste. Die Unterkünfte und Einrichtungen sind einfach, aber sauber und funktional. Ebenso der weitläufige Campingplatz unter den landestypischen und unter Naturschutz stehenden Kameldornbäumen.
Die Lodge befindet sich auf einer schönen 7500 ha (sprich 75 km2) großen Wildfarm, ca. 32 km von Ghanzi im Westen Botswanas entfernt und rund 235 km von Namibias Ostgrenze.
Die Farm hat sogar ein 4×4-Streckennetz mit einer umfassenden Karte und Beschilderung. Ihr könnt sie so auf eigene Faust erkunden und dabei eine große Auswahl von Wildtieren entdecken, darunter Giraffen, Eland, Zebras, Gnus, Kudus, Gemsböcke, Warzenschweine und Strauße. Mit ein bisschen Glück sogar Raubtiere, wie Geparden, Leoparden und braune Hyänen oder Wildkatzen, Karakale, Schakale und Honigdachse. Die Landschaft bietet typisches „Dornveld“ der zentralen Kalahari mit weiten Freiflächen.
Und wer weiß? Vielleicht verbringt ihr ja tatsächlich einen Abend mit einer San-Familie am Lagerfeuer und werdet Zeuge, wie sie dort von ihren täglichen Aktivitäten erzählen. Oder wie die Ältesten Geschichten von legendären Jägern weitergeben und wie sie mit sanfter Stimme murmelnd bei knisterndem Feuer schläfrige Kinder in den Schlaf wiegen. Vielleicht erlebt ihr sogar, wie sie vor euren Ohren die Sternformationen des Nachthimmels interpretieren, um das Wetter vorherzusagen oder die Erfolgsaussichten ihrer Jagdexpeditionen. Die Dqae Qare San Lodge ist auf jeden Fall eine Reise wert, vor allem für Interessierte lokaler, traditioneller Kulturen. Ein Besuch dort (GPS: 21°38’04.2″S 21°49’02.7″E) lässt sich relativ einfach in eine Selbstfahrerreise in Botswana integrieren. Wir stehen auf jeden Fall für Organisatorisches, Rückfragen und zusätzliche Unterstützung bereit. Meldet euch bei uns und wir planen gemeinsam.
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