Veröffentlicht am 24. Oktober 2022 von Juan Proll
Was sieht man in privaten Naturschutzgebieten: Die Conservancies in Kenia
Reisende, die in Kenia auf einer Safari unterwegs sind, begegnen den unterschiedlichsten englischen Schutzgebiet-Bezeichnungen: darunter National Park, National Reserve, Game Reserve oder Conservancy. Doch was sieht man in privaten Naturschutzgebieten in Kenia? Was sich hinter einer Conservancy verbirgt und was du dort erleben kannst, darüber klärt der heutige Blog an den Beispielen Mara Naboisho Conservancy und Ol Pejeta Conservancy auf.
Kenia hat mit seinem Wild- und Naturschutzsystem den Schutz der Flora und Fauna ebenso im Blick wie die Balance des Zusammenlebens von Mensch und Tier. Während einige Schutzgebiete, wie zum Beispiel der Amboseli Nationalpark oder das Maasai Mara Natur Reserve nur Tierwelt beheimaten, erlauben die Conservancies (Naturschutzgebiete) auch die Ansiedlung von Menschen. Neben dem Erhalt von Natur und Tierwelt verfolgt Kenia hiermit eine weitere Priorität: die Stärkung des lokalen Ressourcenmanagements und die Förderung nachhaltiger Projekte, die den Menschen helfen, im Gleichgewicht mit ihrer Umwelt zu leben. Was also verbirgt sich hinter der Conservancy-Idee?
Conservancy Areas – Wild- und Naturschutzgebiete der anderen Art
Was sind die Unterschiede zwischen Nationalparks und privaten Naturschutzgebieten? Im Unterschied zu den Nationalparks bieten Conservancies Wildtieren und Menschen einen Raum zum Zusammenleben. Häufig sind es Volksgruppen, die schon lange ihr traditionelles Leben in dieser Gegend führen. Wichtig sind klare Verhaltensregeln für Einheimische und Besucher*innen, da der Wild- und Naturschutz große Priorität genießt.
Die Idee ist daher, dass einzelne Landbesitzer, eine Körperschaft oder ein Unternehmen, eine Gruppe von Eigentümern aber meist eine Gemeinschaft die ökologische Balance ihrer Umwelt sichern und gleichzeitig andere kompatible Formen der Landnutzung zur Verbesserung des Lebensunterhalts nutzen. Sie können zum Beispiel über das Wildtiermanagement vom Tourismus profitieren und die Einnahmen in Infrastruktur (Straßen, Schulen, Wasserversorgung etc.) investieren.
In Kenias Maasai Mara schützen verschiedene Conservancies im Umfeld der Maasai Mara National Reserve einen kritischen Lebensraum für die große Serengeti-Mara-Gnuwanderung. Sie erweitern den Bewegungsraum des Nature Reserves und bieten eine geschützte Puffer- und Auslaufzone für die Tiere. So konnte sich hier auch die Löwenpopulation in den letzten zehn Jahren verdoppeln. Das macht es für den Tourismus zunehmend attraktiver. Und so konnten – zumindest vor der Corona-Pandemie – etwa 3.000 Haushalte jährlich mehr als 4 Millionen US-Dollar mit dem Tourismus verdienen.
Mara Naboisho Conservancy – die Herausforderungen
Die Maasai Mara ist ein äußerst fruchtbares Savannen-Ökosystem. Seit Jahrhunderten sind hier sowohl nomadische Hirtengemeinschaften als auch eine vielfältige Tierwelt zuhause. Doch durch Veränderungen in der Landnutzung und dem gleichzeitigen Zustrom von Touristen ist der Druck auf die Nachhaltigkeit dieses reichen Ökosystems ebenso gewachsen wie der Konflikt zwischen Viehzucht und Wildtierschutz sowie der Konflikt zwischen Natur und Mensch.
Aber Naboisho bedeutet auf Massai „zusammenkommen“. Und in dieser Absicht arrangierten sich die damals rund 500 Landbesitzer der Maasai, die das Land pachteten und die Conservancy gründeten. Zwischen ihnen besteht ein Gefühl des beidseitigen Respekts für die Interessen der Wildtiere und die traditionellen Praktiken der Maasai-Viehhaltung.
Doch die Herausforderungen sind nicht einfach zu lösen, denn die Hochsaison des Tourismus in der Mara steht in direktem Konflikt mit den Bedürfnissen der Hirten während der langen Trockenzeit. Gerade in der Trockenzeit sind sowohl für das Vieh als auch die Wildtiere Tränken und Salzlecken die beliebtesten Orte. Für das Vieh sind es vor allem die guten Weideplätze in Wassernähe. Für die Wildtiere ist es in erster Linie das Wasser selbst.
In jedem Fall sind es auch die besten Lokalitäten für Touristen, um der exotischen afrikanischen Tierwelt zu begegnen. So sind die Interessen untereinander auf der Grundlage von Vertrauen, Selbstlosigkeit und Mitgefühl auszuhandeln. Im Ergebnis gibt es daher zum Beispiel ein Rotationssystem zur Nutzung der Rinderweide. Ebenso gibt es ein Entschädigungssystem im Falle von Raubtierkonflikten. Und sie haben Raubtier sichere Gehege eingerichtet, um das Vieh nachts sicher zu halten.
Was sieht man in privaten Naturschutzgebieten: Mara Naboisho Conservancy – das Angebot
Da die Mara Naboisho Conservancy gleich an das Maasai Mara National Reserve angrenzt und es keine Zäune gibt, sind beeindruckende Herden von Elefanten, Giraffen und Gnus anzutreffen. Die Löwendichte in Naboisho gilt als extrem hoch. Aber auch seltene Arten wie Erdferkel, Karakal, Servalkatze, Erdwolf und Honigdachs sind gelegentlich zu sehen.
Darüber ist Naboisho ein Paradies für Vogelbeobachter mit einer beachtlichen Zahl an Vogelarten, die anderswo in der Mara selten zu beobachten sind, darunter Weißkopf-Büffelweber, Weißkopfwürger, Zwergfalke, Von-der-Deckens-Hornvögel und Buschpieper.
Um sicherzustellen, dass die bestehenden Safari-Regeln der Conservancy eingehalten werden, dürfen nur lokale Guides der Conservancy Pirschfahrten durchführen. Dadurch wird auch sichergestellt, dass die Anzahl der Fahrzeuge innerhalb des Schutzgebiets auf ein Minimum beschränkt bleibt. Zu den Richtlinien gehört ebenso eine Begrenzung der Anzahl von Autos, die bei einer Sichtung anwesend sein dürfen. Auch die Bettenzahl ist limitiert und reguliert die Anzahl der Touristen in der Conservancy. Zusammen vermindert es die menschlichen Auswirkungen auf die Umwelt und die Tierwelt. Anders als in Nationalparks oder in der Maasai Mara National Reserve können hier aber Nachtfahrten, Wandersafaris und Busch-Dinner angeboten werden.
Ol Pejeta Conservancy – die Herausforderungen
Auch die Ol Pejeta Conservancy, etwa 210 km nördlich von Nairobi gelegen, kümmert sich um Menschen und Tiere. Ihre Mission und Vision ist es, Wildtiere zu schützen, besonders gefährdeten Arten einen Zufluchtsort zu bieten und ihr Einkommen durch Tourismus und weitere Unternehmen in Naturschutz und Infrastruktur zu reinvestieren. Ol Pejeta bastelt an einem nachhaltigen Entwicklungsmodell, das die Biodiversität bewahrt und gleichzeitig die Lebensqualität ländlicher Gemeinden verbessert.
So ist die Ol Pejeta Conservancy derzeit der einzige Ort auf dem Globus, wo man das ostafrikanische Spitzmaulnashorn, das Südliche Breitmaulnashorn und das Nördliche Breitmaulnashorn sehen kann. Besondere Bedeutung kommt den derzeit weltweit letzten beiden Nördlichen Breitmaulnashörnern zu. Hier in Zentralkenia, am Äquatorstreifen gelegen, futtern sie sich gemütlich durch die Grassavanne ihres Hochsicherheitstraktes, einem natürlich gehaltenen Freigehege. Könnten Nashörner gut sehen, würden sie ganz sicher auch ihre Aussicht auf den mächtigen Mount Kenya und die Aberdare Gebirgskette genießen. Die beiden Nashorn-Ladies können kaum erahnen, was hier alles getan wird, um ihr Leben vor all den Wilderern zu schützen, die mit der verführerischen Wirkung ihres Nasenhorns nicht klarkommen.
Ein internationales Team versucht bereits seit Jahren, das Überleben des Nördlichen Breitmaulnashorns zu sichern. Es gibt leider keine Männchen mehr, dafür aber eine gut geführte Samenbank. Mit dem tiefgekühlten Nachlass des letzten Nashorn-Männchens wird mit künstlicher Befruchtung experimentiert und mit biologischen Zaubersprüchen versucht, die Spezies durch Nachwuchs zu retten.
Was sieht man in privaten Naturschutzgebieten: Ol Pejeta Conservancy – das Angebot: Welche Tiere kann man hier sehen?
Nach soviel Intensität in der Begegnung mit den beiden Stammhalterinnen freut ihr euch dann sicher über eine entspannte Safari durch das Big-Five-Schutzgebiet. Ihr könnt unter anderem Elefanten, Löwen, Leoparden und Büffel sehen. Wer also nicht in dem ambitionierten Schicksalsplan der Artenrettung involviert ist, darf sich hier frei bewegen. Zäune gibt es für diese Tiere keine. Lediglich eine Vorrichtung, die es den Nashörnern unmöglich macht, die Schutzzone zu verlassen. Ansonsten freut euch auch über Wildhunde, Oryxe, Zebras, Giraffen, Flusspferde, Schakale, Hyänen, verschiedenen Antilopen und Gazellen etc. … Es gibt außerdem ein Rehabilitationszentrum für Schimpansen, das ihr ebenfalls besuchen könnt.
Auch darüber hinaus hat Ol Pejeta außergewöhnliche Angebote. Neben Nachtsafaris und Bush-Walks sind das zum Beispiel Reit-Safaris, Touren mit den Anti-Wilderei-Hunden oder Fitness-Sessions in der Wildnis.
Kenia führt ein intensives und diversifiziertes Management, um Tiere und Natur zu schützen. Das gibt Touristen unterschiedliche Erlebnis-Möglichkeiten. Es bleibt die Qual der Wahl, sich für das richtige Angebot zu entscheiden. Für Rückfragen und Unterstützung bei der Planung deiner Kenia-Reise stehen wir gerne bereit. Dank unseres engen Kontaktes zu unserer Tochterfirma in Kenia wissen wir über die aktuelle Lage immer gut Bescheid. Also melde dich bei uns! Dein Traum, unsere Expertise – Dein ganz individuelles Kenia-Erlebnis.