Veröffentlicht am 17. November 2014 von Juan Proll
TIA – This is Africa
Hallo, liebe Freunde des Blogs!
Seit meiner Ankunft hier auf dem afrikanischen Kontinent ist der Ausdruck „T.I.A. … This is Africa“ einer der meist gehörtesten Alltags-Bemerkungen. „This is Africa“ lässt sich am besten übersetzen mit „Damit musst du leben“ oder „So ist das eben“. Es dient gleichermaßen als Erklärung oder Entschuldigung, als Ausdruck des Erstaunens oder der Verzweiflung.
Anfangs hatte ich noch den Verdacht, dass es sich hier um eine sehr eurozentrische Perspektive handelte, … oder sollte ich sagen „germanozentrische“? Schließlich hörte ich es vor allem dann, wenn die Dinge nicht so liefen, wie ich es als Deutscher gewohnt war. Jedes Mal stand irgendjemand herum, der meine gerade gemachten Erfahrungen schlicht mit „This is Africa“ kommentierte. Manchmal klang es wie eine tröstende Melodie, manchmal fühlte es sich an wie ein Tritt in den Arsch. Wie auch immer – ich begriff schnell, dass unabhängig von der Entstehung und Herkunft dieses Ausdrucks seine Anwendung universell überall dort gebraucht wurde, wo Einheimische und Fremde das Unfassbare mit Worten einzufangen versuchten:
Ugandas Anti-Homosexuellen-Gesetz und die öffentliche Jagd auf Homosexuelle; Terroranschläge und ethnische Konflikte in Kenia und der sterbende Tourismus; Tansanias Idee eines Highways durch die Serengeti und die Gefährdung der berühmten „Big Migration“ von Millionen von Gnus und Zebras; der deutsche Genozid an Namibias Herero-Volk und dessen Forderung an die Deutschen, die Totenschädel ihrer Ahnen zurückzugeben; 20 Jahre Demokratie in Südafrika und doch von Apartheid immer noch ‘ne Spur; Nashorn- und Elfenbeinwilderei und nur ein Ende der Spezies in Sicht; der Ebola-Virus aus West-Afrika und wie er die Welt infiziert; usw. usw. …
Doch „This is Africa“ ist nicht nur ein Ausruf, wenn es um die Unbegreiflichkeiten in Politik, Wirtschaft und Soziales geht. Es umfasst einfach alle als afrikanische Besonderheit empfundenen Alltagsphänomene. Die afrikanische Küche z.B. entlockt häufig nicht nur ein genießendes „Yummi“ sondern eben auch ein von Frage- und Ausrufezeichen begleitetes //Ti-Ai-Äi//:
In einem Wildschutzreservat, in dem ich als Ranger arbeitete, gab es täglich mittags wie abends Pap (ein dickpappiger Maismehlpüree) und Hühnchen; in Südafrika essen die Menschen wahrscheinlich mehr Biltong (Trockenwurst) als Schokolade; in Guinea steht sogar Fledermausfleisch auf der Speisekarte; und in Namibia wird noch Bier nach dem deutschen Reinheitsgebot gebraut; etc., etc. …
Natürlich lassen sich diese Listen endlos fortsetzen. Wer würde nicht staunen, wenn er oder sie in Tansania Löwen auf Bäumen sehen würde, oder von einer Strandpromenade in Südafrika beste Sicht auf Wale hätte, oder an der Rezeption einer Lodge in Namibia von einem Erdmännchen begrüßt würde.
„This is Afrika“, weil Afrika riesig ist. Er ist der zweitgrößte aller Kontinente, in den Deutschland gut 85x, Österreich lockere 360x und die Schweiz entspannte 732x hineinpassen würden. Afrika hat mit ca. 1,1 Billionen Menschen auch die zweithöchste Bevölkerungszahl, die in 54 souveränen Staaten und 2 nicht voll anerkannten Staaten heimisch sind. Dieser Kontinent ist ein gigantisch anmutendes Gebiet mit einer schier unermesslichen Vielfalt an Kulturen und Lebensformen inmitten einzigartiger Naturlandschaften, bereichert um eine scheinbar grenzenlose Diversität von Flora und Fauna.
In den Ländern Afrikas unterwegs zu sein löst bei vielen sicherlich Bewunderung und Faszination aber eben auch Befremdlichkeit und Unverständnis aus. Mit Elefant-Tours möchte ich daher zukünftig für alle Leserinnen und Leser dieses Blogs den Ausdruck „This is Africa“ mit mehr Leben füllen, also über bewegende Themen berichten, den Appetit anregen und den ein oder anderen Reisetipp weitergeben.
In diesem Sinne wünsche ich allen viel Spaß beim Lesen. Und denkt daran: Kommentare auf Facebook sind natürlich herzlich willkommen!
Lieben Gruß
Juan