Veröffentlicht am 11. Mai 2015 von Juan Proll
„Shit“ happens
Ob handballgroß oder perlenklein, wurstlang oder stummelkurz, nudelschlank oder gurkendick – wenn dir auf einer Safari auch sonst nichts begegnet, irgendwelche Tierköttel findest du immer. Für einen Guide ist das neben den Fußstapfen der ultimative Hinweis auf animalisches Leben in scheinbar leergefegten Savannen. Anhand dieser Spuren kann ich dem Reisenden zumindest sagen, welches Tier an dieser Stelle vorbeischaute und seinen Hintern lüftete.
So mancher Gast mag sich dabei verwundert seine Stirn runzeln und mich für etwas durchgeknallt halten, doch gleichzeitig erhöht es seine Aufmerksamkeit. Und zum Glück ist es ja auch nicht so ekelig anzuschauen wie Durchfall auf der Bahnhofstoilette. Die meisten Tiere entwickeln tatsächlich eine gewisse Ästhetik bei der Gestaltung ihrer Darmentladung: Bälle die Elefanten, eine Nierenform die Zebras, mit einem Faden verbundene Würstchen die Stachelschweine, Tropfen die Giraffen oder kleine Schokoladeneier die Antilopen.
Sicher – die Farben sind nicht immer sehr abwechslungsreich. Grünlich-braun sind die hervorstechendsten Kolorierungen. Das dominante Weiß vieler Ausscheidungen von Hyänen, bedingt durch den hohen Kalzium-Anteil der mitgefressenen oder abgenagten Knochensubstanz von Kadavern, ist eher mal eine Rarität im Buschalltag. Aber dafür kann man immer wieder gut die Inhalte erkennen, bei den Vegetariern also das ganze Pflanzenmaterial wie Blätter, Zweige oder Rinde. Manchmal finden sich sogar Beerenreste oder Samen. Nicht, dass es unbedingt Appetit darauf machen würde, nun selbst das Laub vom Baum zu äsen, aber es hilft, die Tiere mit ihrem Essensverhalten zusammenzubringen und wieder ein bisschen mehr über sie zu erfahren.
Wer sich nicht so sehr für die Inhalte der Exkremente interessiert, mag mehr für die spielerischen Möglichkeiten zu begeistern sein, die diese natürlichen Abbau-Produkte zu bieten haben. In der schneefreien Landschaft der Savannen eignen sich z.B. die prozessierten Darmentladungen der Elefanten bestens, um den Dung zu pappen und eine Winterschlacht zu starten. Je frischer der Haufen, desto besser: es prallt nicht kalt an einem ab sondern körpertemperiert.
Auch die ovalen Kügelchen der Impala bieten Spaß, wenn man sich mit Freunden beim Impala-Köttelchen-Weitspucken misst. Das Maßband bitte nicht vergessen. … Anspruchsvoller wird es schon bei dem Versuch, die leichten Verdauungskompretten der Springböcke für eine Jonglage zu verwenden und sie unter einem leichten Gebläse in der Luft oberhalb der Lippen zu halten. Wer braucht dann noch irgendwelche Tiere um sich herum? Das Buschleben hat doch auch ohne ihre direkte Präsenz eine ganze Menge zu bieten, oder …?!