Veröffentlicht am 23. März 2015 von Juan Proll
Happy Anniversary Namibia
25 Jahre ist es nun her, seit Namibia am 21. März 1990 seine Unabhängigkeit erstmalig feierte. Dem vorausgegangen war das weltweit so besondere Jahr 1989, als sich die politische Großwetterlage komplett drehte und eine sintflutartige Strömung der Veränderung die Mauern zwischen Ost und West wegschwemmte. Auch Namibia, zuvor bekannt unter dem Namen Südwest-Afrika, war längst einer der vielen Schauplätze der Welt, in welcher der kalte Krieg die Entwicklung der Ereignisse im Staate beeinflusste.
Die Unabhängigkeitsbewegung des Landes – die South West African Peoples Organisation (SWAPO) – wurde vom kommunistischen Block unterstützt, also solidarisierten sich die US-Amerikaner mit der südafrikanischen Regierung, die damals über Namibia herrschte.
Doch die Situation Namibias vor seiner Unabhängigkeit gestaltete sich komplexer und mich als Guide damit auseinanderzusetzen, fasziniert mich ebenso wie die Landschaften und ihre Tierwelt. Namibia ist für mich in jeder Hinsicht ein Land fern von langweilig.
Schon lange bevor Heinrich Vogelsang und Adolf Lüderitz 1883 das Land betraten und damit den Grundstein für die deutsche Kolonialzeit in „Deutsch-Südwest-Afrika“ legten, gab es eine Vielzahl von anderen Völkern dort, die sich bekämpften oder zumindest verdrängten. Die Hereros und Namas fochten um Grund und Boden, die Damaras flüchteten in die Bergwelt der Spitzkoppe, des Erongo-Gebierges und des Brandberges, die San wurden nur in der Kalahari-Halbwüste in Ruhe gelassen, die Himbas bis hin zur existenziellen Bedrohung ständig um ihr Vieh beraubt usw. usw. …
Die deutsche Kolonialzeit begann offiziell 1884 und endete inoffiziell 1915. In dieser Zeit erfolgte Unterwerfung und Verdrängung in einer bis dahin von den Völkern noch nicht erlebten Weise: systematisch, Völker überspannend und kulturell so fremd, wie für uns das Essen der Mopane Raupe.
Während des ersten Weltkrieges überrannten die Südafrikaner im Auftrag des Commonwealth die deutschen Schutztruppen, übernahmen das Zepter und verbannten nach Ende des Krieges einen großen Teil der Deutschen aus dem Land. Mit dem Versailler Vertrag 1919 und der Gründung des Völkerbundes erhielt Südafrika nun ein so genanntes C-Mandat. Dies bedeutete, das schwach entwickelte Namibia über einen längeren Zeitraum infrastrukturell, verwaltungstechnisch und juristisch zu fördern, um es dann entsprechend vorbereitet in die Unabhängigkeit zu entlassen.

Der Völkerbund erwies sich in seiner regulierenden Funktion jedoch als zu schwach und gleichzeitig mochten die Südafrikaner den Geschmack der Macht. Zu gerne hätten sie Namibia einverleibt, behandelten sie es doch ohnehin schon wie ihre fünfte Provinz. Südafrika war längst die neue Kolonialmacht im Lande. Als nach dem 2. Weltkrieg der Völkerbund starb und die UNO ins Leben gerufen wurde, wollte diese die Kolonie in Treuhand übernehmen. Davon hielt Südafrika aber nichts und führte ab 1948 wie in ihrem eigenen Staat auch in Namibia die Apartheid ein. Das Leiden der als „Schwarze“ bezeichneten indigenen Bevölkerung ging weiter, ihr Freiheitskampf auch.
Erst 1966 entzog die UNO den Südafrikanern das Mandat, doch zeigte sie sich hilflos und wenig durchschlagskräftig. Auch dem Richterspruch des Internationalen Gerichtshofes, der 1971 Südafrikas Herrschaft über Namibia als illegal verurteilte, folgte kein entsprechend konsequentes Handeln. Ganze 24 Jahre nach der ersten Positionierung der UNO und nach 106 Jahren der Unterdrückung mit langen, aufopferungsvollen Kämpfen zwischen den nach Unabhängigkeit strebenden Völkern und den Besatzern fand dieser blutige Teil der Geschichte ein Ende. Südafrika öffnete der Demokratie endlich die Tore und verließ selbst das Land. Nun sind die Völker Namibias also bereits seit 25 Jahren dabei, nicht dort anzusetzen, wo sie vor der deutschen Kolonialisierung aufgehört haben, sondern zu versuchen, in Einigkeit, Recht und Freiheit eine gemeinsame Zukunft zu gestalten. Keine leichte Aufgabe, aber sie packen es an. Herzlichen Glückwunsch dazu.