Veröffentlicht am 14. September 2020 von Juan Proll
Namibia-Reise nach Covid-19 (Corona) Lockdown: Zurück in der Natur, ein Erfahrungsbericht
Sven, aufgrund der aktuellen Lage in Namibia ist es gerade mal ein paar Wochen her, dass du auf einem Camping Trip unterwegs warst – das erste Mal seit dem Corona Lockdown. Bis dahin warst du fast vier Monate dazu verdammt, zu Hause zu bleiben, gleichzeitig als Operations Manager das Büro der Elefant-Tours Tochterfirma am Laufen zu halten und den gesamten Fuhrpark des Unternehmens zu behüten. Nun endlich wieder hinaus. Mit wem bist du unterwegs gewesen und wo seid ihr hingefahren?
Ich bin mit meinem Sohn Marlon, einem befreundeten Guide und seiner ältesten Tochter gefahren. Es sah aus wie ein Familienausflug. Es ging aber darum, Landschaftsaufnahmen zu machen und Reiseeindrücke während der ersten Öffnungsphase nach dem Lockdown in Namibia zu sammeln. Wir haben erst einmal am Brandberg gecampt und sind dort den Ugab-Fluss rauf und runter gefahren, um Wüstenelefanten zu finden. Von dort ging es weiter nach Twyfelfontein, wo wir uns hinter dem Damara Living Museum ein neues Camp angeschaut haben, welches wir nächstes Jahr in die neue Familientour einbauen wollen. Und schließlich sind wir weiter zum Etosha Nationalpark. Für uns war es abgesehen von der Arbeit auch eine gute Gelegenheit, mal rauszukommen und die tollen Eindrücke erleben zu dürfen.
Nach Monaten zurück in die Natur. Wie hat sich das angefühlt?
Es war sehr ungewöhnlich. Allein wenn du Schotterpad [Pad = Straße] fährst: Du siehst kilometerweit und kannst an einer Staubfahne erkennen, wenn dir ein Auto entgegenkommt. Aber da war niemand unterwegs. Selbst das Gras holte sich am Straßenrand schon die Straße zurück. Am Brandberg angekommen war noch ein Camper-Ehepaar da. Aber wir sind uns auf dem großen Campingplatz nur einmal kurz im Vorbeifahren begegnet. Ansonsten war dort niemand; die Lodge war leer, das ganze luxuriöse Zelt-Camp war leer. Es war schön, die Ruhe der Natur an einem sonst so belebten Campingplatz genießen zu können. Andererseits waren alle Standplätze gefegt und gepflegt, alles war so vorbereitet, als wenn morgen jede Menge Touristen ankommen würden. Aber du siehst keine Menschen außer ein paar Angestellten.
Euer Weg führte euch auch in Namibias berühmtesten Park, den Etosha Nationalpark. Wie waren deine Eindrücke dort?
Wir haben nicht im Park übernachtet, sondern auf einem Campingplatz außerhalb, den wir aber ganz für uns allein hatten. Hier war es genauso menschenleer wie am Brandberg. Am nächsten Tag sind wir in den Etosha hineingefahren. Ich bin zwölf Jahre als Guide dort ein- und ausgefahren, war bestimmt 150 Mal im Etosha und weiß, was hier in der Nebensaison und der Hauptsaison los ist. Wir sind also ans Tor gekommen, wo man selbst während der Nebensaison warten muss. Aber hier war gar nichts … überhaupt nichts. Selbst die Angestellte war zuerst nicht in ihrem Büro, da sie gar nicht darauf eingestellt war, dass jemand rein will. Im Park sind wir die Nebenstraßen durch den Busch gefahren. Da hat man direkt gesehen, dass die Straßen lange nicht mehr befahren wurden. Denn sie waren in einem sehr guten Zustand, was in einer normalen Hauptsaison mit mehr Besuchern auch schon mal anders aussehen kann.
Dann sind wir in Okaukuejo angekommen. Dort waren vielleicht noch zwei andere Autos, aber der ganze Campingplatz absolut leer. Zwei, drei Angestellte haben wir gesehen. Eine Putzfrau mit Eimer schlenderte daher. Aber ansonsten menschenleer. Ich habe spaßeshalber mal in das Sichtungsbuch hineingeschaut. Da war der letzte Eintrag acht, neun Wochen her. Normalerweise stehen in dem Buch jeden Tag fünf bis zehn Sichtungen von Nashorn, Geparden und Löwen.
Welche Tiere habt ihr gesehen? War ihr Verhalten durch die Covid19-Situation in Namibia anders als gewohnt?
Wie es in der Natur eben ist: Nicht immer sieht man all das, was man gerne sehen möchte. Wir haben erstaunlicherweise erst spät Elefanten und keine Löwen gefunden. Dafür haben sich durch die Corona-Krise alle anderen Tiere – Antilopen, Zebras und auch Giraffen – derart daran gewöhnt, dass kaum Verkehr im Park herrscht, dass sie die Straßen als Hauptgehweg entdeckt haben. Man musste schon im Schritttempo durch manche Zebra-Herde hindurch fahren, die dann nur noch verdutzt geguckt haben. Nach dem Motto: „Huch, was kommt denn da. Habe ich ja schon lange nicht mehr gesehen.“ Das kennt man eigentlich nur von den abgelegensten Gebieten im Etosha, dass da mal eine Zebra-Herde auf der Straße steht und kaum Platz macht. Aber so sah es jetzt im ganzen Park aus. Die Gnus lagen auf der Pad herum. Die liegen sonst in der Regel immer daneben. Ich musste also auch mehrfach abbremsen, damit die Tiere Zeit hatten, den Weg freizumachen. Das war auch eine neue Erfahrung durch die Corona-Situation in Namibia.
Und wie war es „so ganz allein“ unter den wilden Tieren Afrikas?
Während meiner Zeit als Guide habe ich mich bewusst nicht länger dort aufgehalten, wo alle anderen waren, sondern immer versucht, anderen Touristen auszuweichen. Deshalb empfand ich jetzt den kompletten Aufenthalt im Etosha als sehr, sehr angenehm. Weil es durch die Coronavirus-Situation in Namibia keine anderen Touristen gab, denen ich hätte ausweichen müssen. Du konntest viel einfacher mal anhalten und dich sogar querstellen, um das Motiv besser einzufangen. Ohne darauf zu achten, ob schon das nächste Auto kommt, ob ich den Weg versperren oder mir jemand durch mein Bild fahren könnte. Diese Dinge gab es jetzt nicht. Du musstest auf niemanden Rücksicht nehmen. Du konntest dich frei bewegen und ganz deinen eigenen Interessen frönen.
Ist durch die aktuelle Covid-19 (Corona) Lage und Stilllegung des internationalen Tourismus ein Einfluss auf den Tier- und Naturschutz in Namibia erkennbar?
Weniger, weil einfach auch die Leute fehlen, die etwas melden würden. Wilderei ist sicherlich ein Problem. Und Wilderer haben es sehr leicht im Moment. Denn jetzt fehlen – und das ist wiederum das Negative an dem Guten – es fehlen die Leute, die Wilderei melden könnten. Die Wilderer haben freie Hand. Selbst tagsüber haben sie jetzt mehr Bewegungsfreiraum und können sich ungesehen und unentdeckt freier bewegen.
Welche Auswirkungen hat das Fernbleiben der internationalen Touristen auf die aktuelle Lage Namibias, den Menschen und die Wirtschaft?
Die Wirtschaft in Naminbia wird sich nach der Corona-Krise wohl so schnell nicht wieder erholen. Die ganzen Steuern, die in der aktuellen Covid-19-Lage versäumt werden, fehlen ja am Ende. Der größte Teil der Bevölkerung, speziell diejenigen, die im Tourismus tätig sind, wissen, dass es einen immensen Schaden verursacht hat. Der wird Folgeschäden mit sich ziehen, die wir heute noch nicht absehen können.
Wie hat sich der Tourismussektor auf die Grenzöffnung vorbereitet?
Wir hoffen alle auf den 18. September. Wir wissen von unseren Unterkünften, dass sie sich vorbereitet haben. Sie werden die Gäste ganz normal mit dem in Namibia üblichen Welcome-Drink begrüßen. Daneben werden sie mit einer Handdesinfektion und einem Kleenex empfangen, damit die Gäste die Möglichkeit haben, ihre Hände zu reinigen und zu desinfizieren. Auch machen unsere Guides eine Covid-19-Schulung mit. Dort lernen sie alles Wissenswerte über die Gefahren und den Umgang mit dem Virus. Das bedeutet auch, zu lernen, das Tourfahrzeug am Ende des Tages nicht nur grob zu reinigen, sondern auch zu desinfizieren. Sitze, Türgriffe, Dachstrippen, Kühlschranköffnung und so weiter. Das wird der Guide zukünftig in seiner täglichen Reinigungszeremonie mitberücksichtigen. Auch werden wir Masken haben, die wir unseren Gästen geben können, wenn sie aus dem Auto aussteigen.
Ich denke, wir sind gewappnet. Wir warten noch auf die finalen Regelungen der Regierung und der Tourismusverbände, die mit der Öffnung der Grenzen für den internationalen Tourismus einhergehen und für uns bindend sind. Selbstverständlich setzen wir diese zusätzlich zu unseren internen Maßnahmen um.
Jetzt, wo sich die Grenzen wieder öffnen und internationale Touristen aufs Neue nach Namibia dürfen, wird sicher nicht gleich alles wieder beim Alten sein. Was glaubst du, könnte für Reisende das Besondere an diesem Land sein, wenn sie sich in nächster Zeit für einen Besuch in Namibia entscheiden?
Also ganz klar die Highlights Namibias, wie zum Beispiel das Sossusvlei. Wir wissen aus eigener Erfahrung, dass an den beliebten Orten auch mal viel los sein kann. Momentan sind dort aber viel weniger Menschen unterwegs als zu normalen Zeiten – ein attraktiver Pluspunkt vor allem für Namibia-Wiederholer, die den Unterschied sicherlich bemerken werden. Generell ist Namibia aber ein Ort, an dem man „physical distancing“ sehr gut einhalten kann, ohne es überhaupt zu bemerken. Wir haben ja nur knapp 2,4 Millionen Einwohner auf einer Fläche etwa zweieinhalbmal so groß wie Deutschland. Trotzdem sind die Hotspots, die normalerweise viele Besucher anziehen, gerade jetzt besonders sehenswert, weil man sie ganz für sich allein haben kann.
Für Rückfragen und zusätzliche Unterstützung bei der Planung deiner Namibia-Reise stehen wir gerne bereit – egal ob auf einer Gruppenreise, einer privat geführten Tour oder einer Selbstfahrerreise unterwegs. Melde dich bei uns! Dein Traum, unsere Expertise – Dein ganz individuelles Namibia-Erlebnis.