Veröffentlicht am 21. Dezember 2020 von Verena Brode
Mount Kenya Trekking: ein Erfahrungsbericht
Unsere Kollegin Verena ist im Oktober nach Kenia gereist und dort auf den höchsten Berg des Landes den Mount Kenya gestiegen. Wie sie das Reisen während Corona erlebt hat und welche Erfahrungen Sie auf der Bergbesteigung gesammelt hat, erzählt sie unserem Guide Juan Proll im Interview.
Verena, du warst mit deinem Partner zusammen trotz Corona-Zeiten auf einem spontanen Urlaubsbesuch in Kenia. Wieso spontan? Wieso Kenia?
Den Urlaubstermin hatten wir schon seit Anfang des Jahres geblockt, also schon vor Corona. Klar war auch, wir wollten nach Afrika. Durch die Corona-Pandemie war dann nicht vorhersehbar, was möglich sein wird. Also haben wir sehr kurzfristig geschaut, welches Land seine Grenzen geöffnet hat, welche Flüge gehen und wie viel sie kosten. Außerdem sollte es in dem Land auch möglich sein, auf Safari gehen zu können. Und so ist es dann Kenia geworden. Zumal wir beide das Land auch nicht kannten.
Nun stand Kenia zu diesem Zeitpunkt auf der RKI-Liste der Risikogebiete. Welche Erfahrungen habt ihr bezüglich all der damit einhergehenden Corona-Bestimmungen gemacht?
Ja, das war natürlich alles sehr spannend und aufregend. Wir brauchten auf jeden Fall vorab schon einen negativen PCR-Test, um überhaupt ins Land zu dürfen. Den haben wir bereits drei Tage vor Abreise gemacht. 24 Stunden später haben wir das Ergebnis bekommen und es war negativ. Da waren wir erst mal sehr froh drum. Wenn der Test positiv gewesen wäre, hätten wir erstmal in Quarantäne gemusst. Aber alles gut. Also konnten wir beruhigt zum Flughafen. In der Boarding-Zone ließ Lufthansa dann alle Fluggäste noch einmal antreten, damit sie ihre Corona-Tests mit dem negativen Ergebnis vorlegten. Ohne dem kein Boarding.
In den Flieger ging es dann mit Maske, die man die ganze Zeit auch tragen musste. Es sei denn, du trinkst oder isst etwas. Ich hatte eine dieser FFP2-Masken auf, die so aussehen wie ein Kaffeefilter. Die liegen ein bisschen enger an und sind ein bisschen sicherer als eine einfache Stoffmaske. Das hat für mich auch gut gepasst. Es hat nicht gedrückt oder gezogen. Ich habe auch keine Kopfschmerzen bekommen. Auch das Flug-Personal lief entspannt in normaler Uniform mit Maske herum. Anders als bei den Rückholflügen der Bundesregierung vor ein paar Monaten, wo das Personal noch in voller Plastikmontur eingehüllt war.
Das Flugklima scheint sich generell entspannt zu haben, seit bekannt ist, dass die Klimaanlagen der Flugzeuge die Luft wirklich austauschen, also die verbrauchte Luft absaugen und frische hinzuführen.
Wer es noch nicht zu Hause gemacht hatte, musste im Flugzeug einen Gesundheitsfragebogen ausfüllen, den wir nach der Landung bei der Einreise übergeben mussten. Hier wurde nach Kontaktdaten und Symptomen gefragt. Mit der Übergabe des Formulars folgte ebenfalls ein Gesundheitscheck. Dazu mussten wir erneut den negativen PCR-Test vorlegen, bekamen Fieber gemessen und wurden nach Symptomen befragt. Erst danach bekamen wir dann das Einreisevisum. Das hat vielleicht alles ein bisschen länger gedauert als normal, war aber erträglich. Die Stimmung ist allerdings schon ein bisschen aufgeregt, weil es heißt, dass man ab einer Körpertemperatur von 37,5° nicht ins Land gelassen wird. Und dann steht man natürlich da und denkt: „Oh mein Gott, hoffentlich habe ich jetzt kein Fieber. Keine Ahnung, was sich da auf dem Flug so entwickelt hat. …“
Auch wenn wir uns die ganze Zeit gut gefühlt haben, ist da trotzdem die Spannung von: „Hoffentlich klappt alles. Hoffentlich läuft alles gut.“
Es ging alles gut. Wir wurden dann von einem Fahrer abgeholt, der die ganze Zeit – auch während der Fahrt – Maske trug und uns zum Hotel brachte. Im Hotel bekamen wir erneut Fieber gemessen. Auch mussten wir unsere Hände waschen. Erst dann durften wir an die Rezeption. Das Hotel machte einen sehr Corona-bewussten Eindruck und das Zimmer schien hygienisch einwandfrei. Selbst die Fernbedienung des Fernsehers war in einer Schutzhülle.
Auch unterwegs im Land zeigte sich immer wieder ein verantwortungsbewusster Umgang mit der Pandemie: Überall heißt es Masken tragen, Fieber messen, Hände waschen. Das beruhigt.
Wie lange ging euer Urlaub in Kenia? Und was habt ihr dort gemacht?
Wir waren gut zweieinhalb Wochen dort, haben den Mount Kenya bestiegen, anschließend auf Safari einige Nationalparks wie die Masai Mara, Amboseli und Tsavo-East besucht und zu guter Letzt noch ein paar Tage am Diani-Beach Strandurlaub gemacht.
Die Strecken zwischen den einzelnen Stationen waren zwar auch mal ein paar Stunden lang. Aber unser Guide hat unterwegs sehr viel erklärt. Dadurch blieb es die ganze Zeit interessant und wir haben viel mehr von Land und Leuten mitbekommen. Zum Beispiel was die vielen LKW’s auf ihren Touren von Mombasa über Nairobi nach Uganda so transportieren und wie das Frachtsystem im Land funktioniert. Oder auch was da so am Straßenrand passiert, wo an manchen Ecken die Tagelöhner stehen und auf Arbeit warten.
Außerdem sind wir an einem Umschlagplatz für Sand vorbeigekommen und haben dazu einiges gehört. Wir haben ebenfalls einen Rindermarkt der Masai gesehen, was ganz spannend war zu beobachten. Wegen Corona haben wir es allerdings vermieden, auszusteigen und näher dran zu gehen. Die Lebendigkeit hier war aber selbst aus der Distanz betrachtet beeindruckend genug.
Wir sind natürlich auch an einer Menge Behausungen der Locals vorbeigekommen, wo uns der Guide erzählte, wer in den Hütten wohnt, wie sie von innen aussehen, wie die Menschen dort leben, welchen Stämmen sie angehören und so weiter.
Euren Urlaub habt ihr ja direkt mit einer Bergbesteigung gestartet. Hinauf auf den 5199 m hohen Mt. Kenya. Wie wars?
Großartig war’s! Wir wurden vom Hotel abgeholt und zum Berg gebracht. Der Weg war schon sehr spannend, weil es unterwegs immer grüner wurde. Dort wird super viel angepflanzt, Früchte und Gemüse. Viel wurde geerntet und so hat man viele Dinge gleich am Straßenrand gesehen: Mangos, Tomaten, Zwiebeln und so weiter. Es geht auch vorbei an Tee- und Reisfarmen.
Am Berg angekommen sind wir dann auf die von Elefant-Tours empfohlene 5-tägige Chogoria-Sirimon-Route gegangen. Es ging erst einmal rund 3 Stunden durch dichten Bambuswald bis zum Chogoria Park Gate. Gut für die Höhen-Akklimatisierung. Unser erstes Abendessen hatten wir dann auf 3000 Metern im Meru Bandas Camp. Wir waren zu zweit und unser Bergteam bestand aus sechs Leuten: Guide und Assistent Guide, Koch und drei Gepäckträger. Wir waren zwar nicht die einzige Gruppe auf dem Berg, aber es war wenig los.
Wir hatten leider sehr schlechtes Wetter. Es hat sehr viel geregnet. Aber die Landschaft ist trotzdem sehr beeindruckend. Erst läuft man durch regenwaldähnliche Landschaft und sieht viel Tierwelt. Von den Elefanten haben wir zwar nur den Dung, aber ansonsten Büffel und verschiedene Antilopen gesehen. Kommt man dann höher, verändert sich die Landschaft. Irgendwann hat man keine Bäume mehr, sondern nur noch Büsche. Aber alles war extrem grün, weil es ja auch viel geregnet hatte. Es gab viele Bächlein und viele Pfützen unterwegs. Also auch viel Matsche. Aber trotzdem war die Landschaft einfach wunderschön.
Wir hatten auch viel Nebel auf der Strecke. Aber hin und wieder wurde der Vorhang nach oben gezogen. Dann konnten wir ein bisschen sehen und staunen. Und, zack, war es wieder nebelig und wir konnten weiterlaufen. Morgens bei Sonnenaufgang konnten wir jedes Mal den Gipfel und das Bergpanorama sehen. Das war unglaublich beeindruckend! Man konnte sich so auch sehr gut vorstellen, wie alles aussieht, wenn man dann für den Rest des Tages wieder durch Nebel und Regen marschierte, dabei Schluchten überquerte oder einen Bergkamm entlang wanderte.
Es war schon auch eine Herausforderung, weil das Wetter so schlecht und die Wege sehr matschig waren. Wir mussten viel zickzack laufen. Hier und da stießen wir auf Bächlein, wo drumherum alles überschwemmt war. Wir mussten dann einen Weg hindurch finden oder über Büsche laufen, um weiterzukommen. Aber das ist eben die körperliche Herausforderung, die man auch auf dem Kilimandscharo oder dem Mount Meru hat. Dass man eben die ganze Zeit läuft, egal wie die Umstände sind.
Uns hat das auch so gut gefallen, weil wir beide einen Bürojob haben und sehr viel arbeiten und uns jetzt 5 Tage lang jeden Tag nur bewegt haben. Es war einfach schön, die Bewegung zu haben, die einem im normalen Alltag recht häufig fehlt. Wir haben diese Herausforderung gerne angenommen, wenn leider auch die Höhe uns irgendwann zu schaffen machte. Als wir das Mintos Camp auf 4200 Metern erreichten, ging es meinem Freund nicht so gut.
Wir haben deshalb auch nicht den geplanten Aufstieg bis Point Lenana auf 4985 Metern durchgezogen, sondern sind noch bis auf ca. 4650 Meter hinauf und dann wieder abgestiegen. Ganz hoch bis zur höchsten Spitze von Mt. Kenya kam eh nicht in Frage. Das geht nur, wenn man klettern kann und das richtige Equipment dabei hat. Wir haben uns am Gipfeltag einfach Zeit gelassen, sind langsam gelaufen und haben viele Fotos gemacht.
Wir hatten auch Glück, dass es an diesem Tag nicht so viel regnete. Wir konnten richtig was sehen, was natürlich auch gleich sehr spannend war. Wir sind durch Schluchten hindurch, in weite Heide- und Moorlandschaften hinein, an Bächen entlang, zurück in die pflanzenreicheren Vegetationszonen auf ca. 3300 Metern. Es war wieder richtig schön grün. Und selbst in der Dunkelheit blieb es spannend, weil es bergab immer wärmer wurde, der Regen ganz nachließ und jetzt sogar die Sterne zu sehen waren. Wir haben dann sogar alle Lichter ausgemacht, um diesen krassen Sternenhimmel genießen zu können. Das war alles wahnsinnig beeindruckend. So etwas erlebt man hier in Deutschland eben nicht.
Also wenn ich dich richtig verstehe, hat sich der Berg auf jeden Fall gelohnt. Man muss nicht unbedingt den Gipfel erklimmen, um den Berg zu genießen?
Nein, auf keinen Fall. Es war auch ohne Gipfel ein superschönes Erlebnis. Die Landschaften sind wunderschön. Selbst mit dem Regen und dem Nebel. Es erzeugt einfach eine zusätzliche Spannung. Man freut sich über jede überraschende Aussicht, wenn der Nebel mal kurz ein Fenster freimacht.
Wem würdest du eine Mt. Kenya Besteigung empfehlen, wie fit muss man sein?
Also es ist auf jeden Fall eine körperliche Herausforderung und man kommt da auch an seine Grenzen. Ich würde es deshalb auch nur denen empfehlen, die regelmäßig Sport treiben oder Bergwandertouren gewohnt sind. An einem Tag waren wir ca. 14 Stunden unterwegs. Da war ich echt fertig! Auf so etwas muss man dann auch eingestellt sein.
Welche Tipps hast du für diejenigen, die eine Mt. Kenya Besteigung planen?
Dadurch dass es so viel geregnet hatte, waren unsere Klamotten auch sehr nass. Ich empfehle also jedem, auf jeden Fall einen Poncho dabei zu haben. Wir hatten leider keinen dabei. Mit Poncho bleibt man selber inklusive Rucksack einfach trocken. Auf der Gipfeletappe hatten wir nur noch ein Set trockene Klamotten. Alles andere war einfach klitschnass. Und bei der Höhe und der Feuchtigkeit trocknet es auch nicht mehr.
Gute Schuhe gehören natürlich auch zur Ausrüstung. Bei diesen Anstrengungen ist es das A und O, dass die Schuhe richtig passen.
Und eine Vorübernachtung mehr für die Höhenanpassung würde ich auch auf jeden Fall empfehlen. Nairobi liegt schon auf ca. 1800 Metern und es hilft. Wir hatten leider nur eine zu kurze Nacht dort.
Du warst auch schon auf dem Kilimandscharo in Tansania. Kann man die beiden vergleichen?
Na, der Gipfel des Kilimandscharo [5895 m] liegt ja fast 1000 Meter höher als Point Lenana. Natürlich gab es immer wieder Momente auf dem Mount Kenya, wo ich über meine Zeit auf dem Kilimandscharo nachgedacht habe. Vor allem so bei 4000 Metern Höhe fiel mir wieder ein, wie anstrengend auch der Kilimandscharo für mich war und wie ich dort an meine körperlichen Grenzen gekommen bin. Zwar habe ich den Kilimandscharo bis zum Gipfel geschafft, aber es war eben wie gesagt auch anstrengend.
Trotzdem würde ich beide Berge immer wieder besteigen. Es ist eine schöne persönliche Herausforderung, den Körper zu bewegen, nicht den ganzen Tag irgendwo herumzusitzen, sondern eben auch unterwegs zu sein. Und dadurch, dass man den Berg hoch wandert, läuft man auch durch verschiedene Landschaften und Vegetationszonen hindurch. Irgendwann sieht man keine Bäume mehr. Dann werden die Büsche immer kleiner. Und irgendwann hat man nur noch eine Steinwüste um sich herum. Kommt man dann wieder nach unten und dreht sich um, denkt man: „Wow, und das hast du alles geschafft!? Krass!“
Das ist einfach ein schönes Gefühl, zu sehen und zu spüren, dass man so viel geleistet hat und es auch geschafft hat. Und auch wenn man es nicht geschafft hat, war man trotzdem nahe am Gipfel, hat man tolle Landschaften gesehen, tolle Aussichten gehabt, hat trotzdem seinen Körper herausgefordert und gesehen, wo die Grenzen sind. Man sieht, was man schafft und was nicht und wozu der Körper in der Lage ist. Wenn ich nur an diesen 14-Stunden-Tag denke. So nass und matschig wie der war, das Zickzack-Laufen und wie ich abends wie tot auf meine Matratze fiel und dachte, dass ich am nächsten Tag bestimmt nicht mehr auf meine Beine komme. Meine Füße taten weh, die Beine, nichts ging mehr. Und trotzdem bin ich am nächsten Tag wieder aufgestanden, habe gefrühstückt und bin dann wieder 9 Kilometer gelaufen. Da war ich erstaunt, dass der Körper so viel leisten kann und sich so schnell wieder erholt.
Was Verena auf Ihrer Kenia Safari erlebt hat, berichtet sie uns in Kürze.
Wir stehen gerne für Rückfragen und Unterstützung bei der Planung einer Kenia-Reise bereit. Dank unseres engen Kontaktes zu unserer Tochterfirma in Kenia wissen wir über die aktuellen Reisebedingungen immer gut Bescheid. Also melde dich bei uns! Dein Traum, unsere Expertise – Dein ganz individuelles Kenia-Erlebnis.