Veröffentlicht am 31. Januar 2022 von Juan Proll
Wo kann man in Kenia wandern? Teil 1 – Wanderrouten auf dem Mount Kenya
Für viele Reisende ist Kenia das Heimatland der Safaris: Masai Mara und die Große Wanderung der Tierwelt, Amboseli mit seinen Elefanten und dem Kilimandscharo im Hintergrund. Doch wer auch mal aus dem Auto aussteigen und wandern möchte, kann auch das in Kenia tun. Wo man in Kenia wandern kann, dazu heute mehr in diesem Blog. Es geht los mit dem Mount Kenya.
Kaum jemand kommt auf der ersten Reise nach Kenia nur zum Wandern hierher. Als Safari-Top-Destination hat die Tierwelt um die Big Five herum – den Löwen, Elefanten, Leoparden, Nashörnern und Büffeln – in der Regel die absolute Priorität. Zurecht, wie in meinen Blogs an anderer Stelle sicher immer wieder zum Ausdruck kommt. Aber manchen ist es dennoch wichtig, während einer solchen Tour auch mal aus dem Auto aussteigen und aktiv sein zu können. Ich meine „aktiv“ über ein leckeres Abendessen und dem anschließenden Besuch der Hotelbar hinaus. Tatsächlich bietet Kenia exzellente Wanderwege im Land. Zu viele, um sie hier alle zu benennen. Aber in meinem Zweiteiler zum Thema „Wandern in Kenia“ möchte ich euch zumindest ein paar Empfehlungen mitgeben, um euch auf den Geschmack zu bringen. Den Start heute mache ich mit Mount Kenya, dem zweithöchsten Bergmassiv Afrikas, gleich hinter dem Kilimandscharo in Tansania.
Wo kann man in Kenia wandern – unterwegs auf dem Mount Kenya
Ein 5.199 m hoher Berg wie der Mount Kenya dürfte schon von Weitem gut zu sehen sein. Doch im rund 150 Kilometer entfernten Nairobi muss man schon ein Hochhaus hinauf, um das nördlich gelegene UNESCO-Weltnaturerbe zu sichten. Dieser erloschene Vulkan hat zwar schon ein paar Millionen Jahre auf dem Buckel, ist aber immer noch kräftig genug, um all die auf ihm herumwandernden Menschen auszuhalten. Es heißt, wenn es ihm zu viel wird, dann stoppt er ganz einfach die Wolken und wartet, bis sie sich ihres feuchten Gewichtes entledigen, um leichter zu werden, dann aufsteigen und über ihn hinweg ziehen zu können. Bei zu viel Belastung oder wenn er einfach mal ein bisschen mehr Ruhe haben möchte, spüle er so das Übergewicht von seinen Hängen. Allerdings habe ich für diese Version noch keine weitere Bestätigung gefunden. Als Erklärung für den häufigen Regen klingt sie aber nachvollziehbar.
Wandern auf dem Mount Kenya – die Wetterlage
Der Berg liegt im Mount Kenya Nationalpark, östlich des Großen Afrikanischen Grabenbruchs. Das bedeutet, dass die besonders niederschlagsreiche Regenzeit hier von Ende März bis Juni dominiert und kürzere Regenfälle von Ende Oktober bis Mitte Dezember das schöne Wetter verdrängen. Oder sagen wir das „bessere“ Wetter, denn von Juli bis September ist es oft bewölkt und kühl. Allein im Januar bis März ist es regelmäßiger sonnig und warm. Regnen kann es aber zu jeder Jahreszeit. Dennoch ist Wandern in Kenia auf den Wanderrouten des Mount Kenya zu jeder Jahreszeit möglich. Allerdings kann während der Regenzeit der Zugang durch verschlammte Zufahrtsstraßen etwas schwieriger werden.
Und wenn ich schon beim Thema „Schwierig“ bin, dann ist hier die Gelegenheit, darauf hinzuweisen, dass sich im Vergleich zum Kilimandscharo der höchste Gipfel des Mt Kenya nicht ohne bergsteigerische Fähigkeiten bezwingen lässt. Aufstiege enden in der Regel auf dem dritthöchsten Gipfel „Lenana“ in 4.985 m Höhe. Auf dieser Strecke sind zwar steile Wege und Schneefelder zu meistern, nicht aber Felswände und Gletscher zu überwinden wie auf dem Weg zum höchsten Gipfel, dem „Batian“. Übrigens gehört der Mt Kenya zu den seltenen Bergen, die trotz ihrer Lage am Äquator ganzjährig Schnee und Eis haben.
Wanderrouten auf dem Mount Kenya
Mount Kenya gilt als gastfreundlicher Gebirgszug. Bis auf etwa 3000 m Höhe kommt ihr bequem über die Zugangsstraßen herauf. Dieser Teil gilt als „befahren“ nicht „bestiegen“. Zu Fuß geht es je nach Route, persönlichem Interesse oder geführter Tour erst ab etwa dieser Höhe los. Auf der Autoroute nach oben seht ihr fruchtbare Äcker und Anbaufelder für Bohnen, Mais, Kaffee und Tee. Entlang der klimatisch trockeneren Westflanke wird zudem Viehzucht betrieben. Darüber setzt der afroalpine Bergwald an, der sich bis etwa 3500 m Höhe zieht. Die Gegend oberhalb der Höhe von 3200 m gehört zum Mount Kenya Nationalpark. Mehr und mehr verschwindet nun die Bepflanzung und herrscht eher aufgelockerter Bewuchs vor. Es folgen Geröllhalden, die sich ab etwa 4300 m Höhe unter einem Gletscherteppich verkriechen.
Eine schöne Nebensache auf dem Berg sind die vielen Tiere, die es dort gibt: darunter auch Elefanten, Büffel, Colubusaffen, Waldschweine, Nashörner, Paviane und Bongos. Sie alle zu sehen, ist nicht unbedingt leicht. Aber hoffentlich habt ihr hier und da mal Glück.
Verschiedene Wege führen zuerst durch den wunderschönen afroalpinen Regenwald und treffen in den höheren Regionen nach und nach zusammen. Auch wenn man zum Gipfel Lenana keine besonderen bergsteigerischen Fähigkeiten und auch kein Spezial-Equipment braucht, so kann der Aufstieg vor allem bei feuchten Verhältnissen sehr anstrengend werden. Gute Fitness ist auf jeden Fall Voraussetzung. 5 Tage für den Aufstieg sind zu empfehlen, ein sechster für die noch bessere Akklimatisierung ist auch eine Überlegung wert. Wenn man nur wüsste, wie das Wetter wird.
Zurzeit gelten die folgenden drei Strecken als Standardrouten zum Aufstieg:
- die Naro Moru Route
- die Sirimon Route und
- die Chogoria Route.
Wer nicht bis zum Gipfel möchte, kann auch kürzere Wanderungen in den unteren Gebieten unternehmen – vom Chogoria Gate bis zum Bergsee Lake Ellis, oder vom Old Moses Camp durch das Mackinders Valley bis zum Shipton’s Camp mit wunderschönem Bergpanorama. Hier empfiehlt es sich, eine oder zwei Nächte im Zelt oder in einer der Berghütten zu übernachten.
Die Naro Moru Route
Auf diese Strecke gelangt ihr über das Naro Moru Gate. Der erste Tag beginnt entspannt mit einer ca. 4-stündigen leichten und langsamen Wanderung. Es geht durch die sehr
schöne und offene Landschaft des Mt Kenya, entlang des Bergregenwaldes, bis hinauf zur Wetterstation auf 3.050 m.
Der zweite Tag geht auf 4.200 m hinauf. Ja, ohne steigen kein Gipfel. Aber es geht erst einmal sanft ansteigend los. Der Weg führt durch eine wunderschöne Moorlandschaft mit den charakteristischen Senezien und Lobelien. Im Osten Ugandas werden aus den Pflanzenstängeln der Lobelien Flöten ohne Löcher hergestellt und als Musikinstrument gebraucht. Doch den Atem dafür solltet ihr euch für den weiteren Aufstieg sparen. Es geht durch das Teleki Tal mit seinen schönen Aussichten auf die Pflanzen- und Bergwelt des Mount Kenya. Nach ca. 5-6 Stunden hat das Laufen ein Ende und ihr habt Mackinder’s Camp erreicht. Die herrlichen Ausblicke auf die Hauptgipfel Nelion (der etwas niedrigere auf 5.188 m) und Batian (auf 5.199 m) entschädigen für die Mühen des Tages.
Der nächste Tag ist ein Akklimatisierungstag. Eine kleine Wanderung über 3-4 Stunden fördert die Gewöhnung an die Höhe und hält fit.
Ein paar Stunden Schlaf später geht es dann in der Nacht hinauf zum Lenana-Gipfel. Es wird steil und auch die Luft wird dünner. Aber das ist nur halb so schlimm wie dünner Kaffee. Irgendwann habt ihr es dann geschafft und seid oben. Ich wünsche euch hier auf dem Gipfel alles Glück mit dem Wetter. Möget ihr den Anblick der aufgehenden Sonne haben, Purpur verfärbte Gletscherfelder des Lewis Gletschers sehen und den Blick frei haben auf die Mackinder’s Hut und auf die bizarren Felsspitzen der beiden Hauptgipfel.
Wenn die Kraft halbwegs zurück ist, geht es zum Abstieg auf die Chogoria Route mit einem Übernachtungsstopp im Chogoria bzw. Meru Banda Camp.
Die Sirimon Route
Auf dieser Mount Kenya Wanderroute gelangt ihr über das Sirimon Gate. Auch hier beginnt der erste Tag entspannt mit einer ca. 4-stündigen leichten und langsamen Wanderung durch den Bergregenwald. Wenn sich dahinter die Baumreihen lichten, ist es nicht mehr weit hinauf bis zum Old Moses Camp auf 3.500 m. Es steht auf freier Ebene und erlaubt herausfordernde Ausblicke auf die Berggipfel.
Der zweite Tag geht auch auf dieser Route durch die Moorlandschaft. Ihr erreicht den Ontulli Fluss und habt dann einen ansteigenden Weg hinauf nach Liki Nord. „Nach oben ist richtig“, mögt ihr denken. Aber von hier aus geht es erst einmal wieder etwas hinunter bis zum Mackinder’s Tal. Insgesamt circa 7 Laufstunden, einigen Steigungen und etliche schöne Aussichtsmomente später erreicht ihr auf 4.250 m Höhe das Shipton Camp. Der Blick auf die Gipfel wirkt hier schon näher als noch am Vortag.
Es folgt ein Akklimatisierungs- und Wandertag, an dem ihr etwa 3 Stunden unterwegs seid, bis zu einem 4.500 m hohen Pass lauft, dort dem Lenana-Gipfel kurz ‚hallo‘ sagen könnt und dann ins Camp zurückkehrt.
Nun heißt es auch hier: Warten und schlafen bis in die Nacht.
Dann geht es in dickster Dunkelheit in Richtung Gipfel. Oben angekommen trefft ihr die Bergsteiger*innen der Naro Moru Route, die hoffentlich die in deren Abschnitt beschriebene Aussicht mit euch teilen. Wie sie geht auch ihr über die Chogoria Route mit einem Übernachtungsstopp im Chogoria bzw. Meru Banda Camp nach unten.
Die Chogoria Route
Für viele startet diese Wanderroute des Mount Kenya schon am sogenannten „Kilometer Zehn“. Von hier führt der gut angelegte Weg zunächst durch einen dichten Bambuswald. Nach ungefähr drei Stunden erreicht ihr das Chogoria Park Gate. Von hier ist das Meru bzw. Chogoria Bandas Camp auf 3000 m Höhe schnell erreicht. Vielleicht bleibt sogar noch Zeit für eine kleinere weitere Wanderung in der näheren Umgebung, bevor ihr es euren ersten Tag nennt.
Der zweite Tag führt durch Sumpfgebiete, vorbei an den klaren Gewässern von Gebirgsbächen und durch einheimische Wälder. Im weiteren Verlauf der Wanderung öffnet sich eine weitläufige Landschaft vor euch. Haltet Ausschau nach Büffeln, Antilopen und Elefanten, die diese Region bewohnen. Ein kleiner Abstecher zum wunderschön gelegenen Nithi Wasserfall ist natürlich empfehlenswert, wenn man schon mal hier ist. Am Nachmittag erreicht Ihr das Camp am Lake Ellis auf 3.455 m Höhe. Wer will, kann sich vom See verführen lassen, am Ufer entlang spazieren und die Ruhe der Umgebung genießen.
Am nächsten Morgen könnt ihr noch einmal die Aussicht auf den See genießen, während ihr eine tiefe Schlucht durchquert und anschließend einen steilen Aufstieg entlang eines Bergrückens unternehmt. Unterwegs werdet ihr auch einen tollen Blick auf den Lake Michaelson erhaschen können, bevor ihr am Nachmittag das Mintos Camp auf 4.200 m Höhe erreicht.
Der nächste Morgen erlaubt auch hier einen Akklimatisierungstag mit einer kleinen Wanderung zur besseren Gewöhnung an die Höhe.
Wie schon bei den anderen beiden Routen wird es in der Nacht wieder ernst. Die letzten Höhenmeter stehen bevor. Es gilt, das Letzte aus sich herauszuholen, bis es geschafft ist. Oben auf dem Lenana-Gipfel angekommen, könnt ihr eure Freude und die bereits beschriebenen wundervollen Aussichten mit denen teilen, die ihren Weg über die Naro Moru Route und die Sirimon Route gemacht haben. Leider heißt es aber dennoch, bald wieder Abschied zu nehmen und den Abstieg nun über die Sirimon Route mit einem Übernachtungsstopp im Old Moses Camp in Angriff zu nehmen.
Nach all den hoffentlich positiven Strapazen heißt es nach dieser Tour erst einmal, sich auszuruhen. Und wo kann man das besser als auf einer Safari? Zu den Möglichkeiten hier wie auch zu allen Kenia relevanten Fragen und Rückfragen sowie zur Unterstützung bei der Planung deiner Kenia-Reise stehen wir gerne bereit. Dank unseres engen Kontaktes zu unserer Tochterfirma in Kenia wissen wir über die aktuelle Lage immer gut Bescheid. Also melde dich bei uns! Dein Traum, unsere Expertise – Dein ganz individuelles Kenia-Erlebnis.