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Veröffentlicht am 21. März 2016 von Juan Proll

Der Köcherbaum – ein Baum mit dem kleinen Unterschied

Aloen gelten als robuste, sukkulente Pflanzen, die stammlos, strauchig oder baumförmig wachsen. Zur Gattung zählen über 500 Arten. Unter ihnen ist die Aloe vera aufgrund ihrer Nutzung für die Kosmetik- und Alternativmedizin im deutschsprachigen Raum wahrscheinlich die bekannteste. Weniger prominent ist dagegen die Aloe dichotoma. Schon der Name klingt weniger wie eine medizinische Hoffnung als vielmehr wie ein chirurgischer Eingriff. Tatsächlich verbirgt sich dahinter aber einer der interessantesten Bäume des südlichen Afrikas.

Als 1685 der holländische Governeur der südafrikanischen Kapkolonie während einer Expedition auf der Suche nach Kupfer auf diese Pflanze stieß, konnte er Ureinwohner dabei beobachten, wie sie Äste vom Baum trennten, sie aushölten und zu Köchern für ihre Jagdpfeile verarbeiteten. Es war die Geburtsstunde des Namens „Köcherbaum“, wenn auch erst einmal nur in der Afrikaans-Version „Kokerboom“.

Als Sukkulente hat der Köcherbaum zwar eine harte Außenschale aber nur ein faserig-feuchtes Innenleben. Ist man soweit erst einmal vorgedrungen, lässt es sich leicht aushöhlen und dann gut als Hohlkörper verwenden, … warum also nicht zur Aufbewahrung giftgetränkter Bogengeschosse.

Gerade im Abendlicht der untergehenden Sonne stehen diese bis zu etwa 9 m hohen Wunderwerke der Natur majestätisch da. Ein kräftiger Stamm, dessen Rinde sich mit den Jahren zu harten und an den Rändern scharfen Schuppen ausbildet, wirkt wie in goldbraune Farbe getaucht. Darüber legt sich eine runde Krone aus saftig grünen, Wasser speichernden Blättern, die bis zu 35 cm lang sind, spitz zulaufen und dicht rosettenförmig an den Zweigen sitzen. Ihren Rand säumen bis zu 1 mm kleine Zähnchen.

Heimisch sind die Köcherbäume in der Nordprovinz Südafrikas und in Namibia, wo sie an felsigen Hängen wachsen. Ihre flachen Wurzeln graben sich in die Lücken des Gesteins und klammern sich schließlich daran fest. Die wissenschaftliche Bezeichnung Aloe dichotoma bezieht sich auf das typische Verhalten der Pflanze, sich nach ausreichender Stammbildung und Stabilität fortan zu gabeln … zwei Äste hier, zwei Äste dort usw. Und ist die Pflanze erst einmal irgendwo zwischen 15 und 25 oder sogar 30 Jahre alt, beginnt sie zu blühen. Dass sie das in den kalten Wintermonaten Juni/Juli tut, erwärmt zumindest das Herz des Betrachters.

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In einer kargen Region bieten die Köcherbäume auch Tieren einigen Schutz und Schatten. Ganz besonders Siedlerweber-Vögel lieben es, hier ihre Gemeinschaftsbaracken zu nesteln. Ich finde es ein ausgesprochen unterhaltsames Vergnügen, ihnen dabei zuzusehen, Grashalme oder saisonal vorkommendes Blütenwerk für den Bau oder die komfortable Ausstattung ihrer Großprojekte aufzusammeln und in freudiger Erwartung des Feierabends ins Innere ihrer natürlichen Wohnanlagen zu transportieren. Denn so langsam senkt sich die Sonne hinter dem Berg und taucht die Landschaft in ein rötlich-orangenes Licht. Der Tag geht und ich mit ihm, … wieder einmal erfüllt von der Schönheit der Natur und der majestätischen Anmut dieser ungewöhnlichen Köcherbaumszenerie.