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Veröffentlicht am 2. November 2019 von Juan Proll

Joe’s Beerhouse in Windhoek – Das Kultrestaurant

Es gibt bestimmt keinen ernstzunehmenden Reiseführer mehr, der Joe’s Beerhouse in Windhoek nicht ein paar ganz besondere Zeilen widmet. Auf unseren Namibia-Rundreisen ist Joe’s Beerhouse schon von Anbeginn ein fester Programmpunkt. Und wenn wir unseren Selbstfahrern heiße Tipps für herausragende Sehenswürdigkeiten, kulinarische Besonderheiten oder einmalige Erlebniswelten geben, ist Joe’s Beerhouse mit dabei. „Joe’s“ ist nämlich all das zusammen. Der Laden ist einfach „Kult“.

Gleich am Eingang geht es schon los mit einem überzeugenden Statement:
„Unser Hauswein ist Jägermeister“ – nicht Rot, nicht Weiß, nicht Rosé, nicht Port, nein… Jägermeister. Überall und allgegenwärtig stehen die leeren Jägermeister-Flaschen fein geordnet – weil Platz sparend – auf Simsen und Regalen. In einer Menge, die bereits beim puren Hinsehen den Blutalkoholspiegel steigen und das Zählenwollen aussichtslos werden lassen. Hunderte, tausende, alles Zeugen unzähliger Saufgelagen. „Beerhouse“ heißt der Schuppen hier wahrscheinlich auch nur deshalb, weil man den Jägermeister früher für ein Bier hielt, bevor man begriff, dass es eigentlich ein Wein ist.

Joe’s Beerhouse Barkeeper mixing jaegermeister
Foto: Joe’s Beerhouse

Ja, dieser Gastronomie-Palast ist schon irgendwie skurril. In meiner Lieblingsbar in Windhoek sitzt man auf Toilettenschüsseln vor dem Tresen. Auf Sockeln höhergestellt und zementiert haut die auch nichts so leicht um. Die Versuchung ist groß, die Möglichkeiten dieses multifunktionalen Barkonzeptes zu nutzen – sitzen, trinken, abführen… den ganzen Abend lang, ohne sich wegzubewegen.

Ich weiß: nach einem einladenden Restaurant klingt Joe’s Beerhouse in Windhoek bisher nicht. Schon gar nicht, wenn ihr bedenkt, dass hier inzwischen bis zu 600 Gäste gleichzeitig versorgt werden können. Aber das ist eben das Faszinierende. Die Aufteilung, die Einrichtung, die Atmosphäre und die Zusammensetzung des Menüs schaffen es, eine Balance herzustellen, die aufregend, locker, exzentrisch und dennoch harmonisierend ist.

Joe’s Beerhouse in Windhoek und der Boma-Stil

Joe’s ist im Boma-Stil gebaut. Bomas waren einst nichts anderes als afrikanische Tierställe, die zum Beispiel dem Schutz von Rindern, Schafen und Ziegen dienten. Im 18. und 19. Jahrhundert wurden diese Bomas größer, um nicht nur Tiere, sondern auch Dorfgemeinschaften zu sichern. Kräftige Äste wurden dafür wandartig aufgestellt und mit Naturmaterialien zusammengeschnürt. Inzwischen sind Bomas vor allem in vielen Safari-Lodges vorzufinden. Meist ist es ein exotisch gestalteter Platz im Freien, der als Treffpunkt und magische Kulisse dient, wo Menschen sich zum Abendessen, zur Unterhaltung und zu Gesprächen um eine einladende Feuerstelle herum versammeln. Es ist ein Ort, an dem nach dem Essen gerne Geschichten erzählt oder folkloristischer Gesang und Tanz zelebriert werden.

Joe’s Beerhouse Gäste um Feuerstelle
Foto: Joe’s Beerhouse

Schon bei der Ankunft erahnt man hinter der hohen Mauer von Joe’s Beerhouse die besondere Boma-Architektur. Im Vergleich zum versteinerten Windhoek wurden hier vor allem Hölzer und Schilfgräser für den Bau verwendet. Das gibt dem Ganzen schon gleich eine warme Aura. Die große Fläche wurde in kleinere Bar- und Restaurant-Bereiche unterteilt und größtenteils überdacht. Rustikale Holztische und Bänke füllen die Essenszonen. Die Räumlichkeiten sind bis unter die Reet-Bedeckung sehr originell dekoriert und ein regelrechtes Kuriositätenkabinett. Antilopengeweihe, manchmal auch mit Kopf und meterlangem Horn, Zebrafelle, Fischernetze, Sauerkrautdosen im 10-Kilogramm-Format, riesige Wurstrollen und Kaiser Wilhelm Straßenschilder hängen alle irgendwie an Decken, im Gebälk und an Wänden befestigt. Bei Joe’s Beerhouse in Windhoek gibt es einfach eine Menge zu entdecken.

Joe’s Beerhouse Restaurant Windhoek
Foto: Joe’s Beerhouse

Die Außenbereiche sind mit tropischen Pflanzen bewachsen. Mittendrin ist sogar ein kleiner Fischteich, bewohnt von japanischen Koi-Karpfen. Die Lichtquellen sind schön gesetzt und versprühen mit den offenen Feuerstellen romantisches Flair. Das Ambiente erinnert an das gallische Dorf in den Asterix-Heften, in dem am Ende eines Abenteuers die Dorfgemeinschaft bei bester Laune feierlich zusammensitzt. Und wo sich zudem auch keiner so wirklich daran stört, dass der Barde den ganzen Abend gefesselt und mit einem Tuch um den Mund gebunden abseits unter einem Baum schmort.

Joe’s Beerhouse: Windhoeks Fleischparadies

Gegessen wird wie bei den Galliern auch hier sehr gut. Kein Wildschwein aber dennoch Wildfleisch: Zebra, Kudu und Oryxantilopen, Springbock, Strauß und Krokodil. Spieße, Steaks und Schnitzel – alles was der Fleischliebhaber begehrt. Dazu gibt es sogar Bratkartoffeln, wahlweise Kartoffelpüree, und Salat. Vegetarier haben es bei Joe’s etwas schwerer, müssen deswegen aber nicht das Restaurant wechseln, wenn sie zumindest den Anblick dieser Fleischberge aushalten.

Joe’s Beerhouse Wildfleisch Steak
Foto: Joe’s Beerhouse

Dafür bekommen sie als Zugabe eine einzigartige Stimmung geboten. Es ist voll, es ist laut, es wirkt geschäftig. Aber es wird auch viel gelacht, die Leute sind gut gelaunt und das Personal ist gut drauf. Als Guide sitze ich dann auch noch mit sehr netten Menschen meiner Rundreise-Gruppe zusammen und genieße den Abschluss eines gelungenen Tages.

Joes Beerhouse Restaurant
Foto: Joe’s Beerhouse

Ja, dem Joe ist mit seinem Beerhouse in Windhoek echt was Tolles gelungen. Auch wenn er selber schon seit Jahren nichts mehr mit der Einrichtung zu tun hat. 2012 sind er und seine Frau ausgestiegen, nach über 20 Jahren in der namibischen Gastronomie. Joe, ein Meisterkoch, kam aus Deutschland hierher, verliebte sich in dieses Land und steckte all seine Schmetterlingsgefühle in den Aufbau von Joe’s Beerhouse. Der Erfolg dieses Lokals war schnell überwältigend und erlaubte bald keinen echten Urlaub mehr. Jetzt hat er hoffentlich mehr Zeit für sich. Es heißt, dass Joe es zwischenzeitlich mal mit Austernfarmerei versucht habe und dann eine Lodge in Namibias Nordosten, irgendwo in der Zambezi-Region, übernehmen wollte. Aber man hört einfach nichts mehr von ihm und kaum einer weiß so wirklich, was er gerade treibt und wie es ihm so geht.

Dem Erfolg des Restaurants tut das allerdings keinen Abbruch. Bis heute gilt für Reisende und Einheimische gleichermaßen: Egal, ob es Restaurants gibt, die kleiner sind. Egal, ob es Restaurants gibt, die eine intimere Atmosphäre haben. Auch egal, ob es Restaurants gibt, wo das Essen vielleicht sogar noch besser schmeckt. Alles egal – wir gehen trotzdem zu Joe’s, denn Joe’s Beerhouse in Windhoek ist Kult.

Joe’s Beerhouse könnt ihr ganz bequem in einer Selbstfahrerreise in Namibia einbauen, Vorreservierungen empfohlen. Bei den geführten Namibia-Rundreisen ist ein Besuch hier ohnehin gesetzt. Meldet euch bei uns und wir planen gemeinsam.