Veröffentlicht am 27. April 2015 von Juan Proll
Die Goldene Stunde – auf Fototour durch Namibia
Es ist schon etwas ganz Besonderes, seinen Gästen auf einer Fototour einen so erlesenen Fotografen wie Wolfgang Bauer anbieten zu können. Wunderschöne Bilder, interessante Motive und reichlicher Austausch von Erfahrungen sind garantiert. Und wem das nicht reicht, dem sei versichert, dass auch wenig Schlaf zu Wolfgangs Qualitäten zählt. Selbst wenn sich der Tag noch im Nachtgewand bettet und der Hahn im Tiefschlaf liegt, putzt er schon die Objektive und infiziert alle mit seiner Euphorie.
„Fotoristen“ kommen hier wirklich auf ihre Kosten, weil häufig bereits vor dem ersten Morgenlicht Position bezogen wird und die Jagd nicht eher zu Ende geht, ehe die Blaue Stunde vorüber ist. … Na ja, … wenn da nicht auch noch die Sterne wären, die ebenfalls wundervolle Bilder liefern … Der Köcherbaumwald, die Dünen des Sossusvlei, das Anschlagen der Wellen an den Ufern der Lüderitzbucht, der Nachthimmel und viele Sehenswürdigkeiten des Landes mehr werden im schönsten Licht fotografiert.
Als „normaler“ Guide ohne große Fotografie-Kenntnisse ist das nicht immer leicht für mich. Ich bin zwar wenig Schlaf gewohnt, habe diesen aber nie für die Motivsuche geopfert. Die ‚Blaue Stunde’ brachte ich bisher immer mit dem Feierabend-Bierchen in Verbindung und die ‚Goldene Stunde’ damit, sich nach dem Klingeln des Weckers wieder umzudrehen und weiterzuschlafen.
Ich musste also auch erst mal lernen, dass sich die ‚Blaue Stunde’ auf die besondere Färbung des Himmels während der Zeit der Dämmerung nach Sonnenuntergang und vor Eintritt der nächtlichen Dunkelheit bezieht, und dass die ‚Goldene Stunde’ für den Fotografen jener Moment des Morgens ist, wo die tief stehende Sonne die Landschaft in einen warmen roten Farbton taucht und lange Schatten erzeugt, die den Fotografien Struktur und Tiefe verleiht.
Meine fotografischen Selbstversuche zeigen hier zwar noch zu sehr den Charakter einfacher Erinnerungsfotos aber ich bin wirklich beeindruckt von der Qualität der Bilder, die von der Fototour-Gruppe geschossen werden. Sie zu sehen hilft zu verstehen, warum ich als Guide mit meinen Möglichkeiten zurzeit wenig gefragt bin. Immer wieder erlebe ich, dass alle so sehr mit der Fotografie beschäftigt sind, dass sie sich für meine Erläuterungen zu der Frage, was sie da eigentlich fotografieren, kaum interessieren. … Hart für mich, der ich doch so gerne ‚verbale Bilder’ abgebe. …
Doch so ist es nun mal – und ich gebe gerne zu, dass die Kraft der Fotografie mich zwar komplett in den Schatten stellt, auf den Gesichtern der Leute aber ein magisches Lächeln hinterlässt.