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Veröffentlicht am 29. Juni 2020 von Juan Proll

– Zuletzt aktualisiert am: 4. April 2025

Kolmanskuppe: Die Geisterstadt in Namibia

Die alte deutsche Kolonialstadt Kolmanskuppe, oder Kolmanskop auf Afrikaans, welche als Geisterstadt in Namibia bezeichnet wird, ist ohne Frage ein Höhepunkt einer jeden Rundreise im südlichen Namibia.

Einst war sie das glanzvolle Zentrum der Diamantenindustrie in Deutsch-Südwestafrika. Heute erinnern nur noch die verlassenen Häuser an den einstigen Wohlstand und die bewegte Geschichte dieses Ortes.

Diese Geisterstadt in Namibia ist heute ohne Zweifel die bekannteste im südlichen Afrika: Zerfallene und vom Wüstensand verschüttete Gebäude neben gut erhaltenen und sich tapfer gegen die Naturgewalt stemmenden Strukturen. Mondäne Ruinen mit mystischem Flair.

Geisterstadt in Namibia: Kolmanskuppe

Das Bild wirkt surreal, die Szenerie künstlerisch. Ihr Anblick schafft einen schier unwiderstehlichen Reiz, näher zu kommen und einzutauchen in diese vergangene Welt.

Die Aussicht aus einem verlassenen Haus in Kolmanskop in Namibia.
Kolmanskop – Die heutige Geisterstadt in Namibia

In meiner kleinen Trilogie möchte ich euch die Geisterstadt Kolmanskop in Namibia näherbringen. Drei Fragen versuche ich dabei nachzugehen, dessen Antworten euch hoffentlich noch mehr Appetit machen, den Ort bei Lüderitz zu besuchen, zum Beispiel auf einer Selbstfahrer-Tour:

  1. Was in aller Welt bringt Menschen dazu, Kolmanskuppe in die Wüste zu bauen?
  2. Wie gestaltet sich der Aufbau von Kolmanskuppe und was bewirkt ihren Fall?
  3. Warum ist ein Besuch der Geisterstadt Kolmanskop so cool und eine echtes Namibia-Erlebnis zugleich?

Im ersten Teil geht es heute darum, was geschah, bevor man Kolmanskuppe baute.

Mit dem Ochsenkarren in den Sandsturm

Einer Überlieferung zufolge gerät 1905 der Transportfahrer Johnny Coleman mit seinem Ochsenkarren in einen Sandsturm und strandet auf einer Düne. Johnny habe man retten können, den Karren nicht.

Wie es dem Ochsen ergeht, weiß ich nicht. Aber Coleman bekommt seinen Platz in der Geschichte und der Ort, wo es passiert, bekommt den Namen „Kolmanskuppe“ beziehungsweise auf Afrikans „Kolmanskop“.

Fortan spricht ein jeder mit Ehrfurcht von dieser Stelle, liegt sie doch in der Wüste der Namib, ca. 10 Kilometer außerhalb der Küstenstadt Lüderitz mit ihrem berühmten Wahrzeichen, der Felsenkirche.

Warnend erhebt sich die Kolmanskuppe über dem Sandmeer. Sie steht für die unwirtlichen, ausmergelnden und lebensfeindlichen Verhältnisse dieser gnadenlosen Trockenregion, die jedes unvorsichtige Verhalten mit exzessiven Hunger- und Durstattacken peinigt.

Und doch entsteht ausgerechnet hier eines der verrücktesten Projekte der deutschen Kolonialzeit in Namibia – der Bau der deutschen Kleinstadt Kolmanskuppe, heute die Geisterstadt in Namibia: Kolmanskop.

Kolmanskuppe in Namibia: Das Juwel der Kolonie ist heute die Geisterstadt in Namibia

Wer damals unmittelbar vor Ort die Bauaktivitäten beobachtete, ohne die Hintergründe zu kennen, muss sich gefragt haben, was in diese Menschen gefahren sein mag. Warum wollte man mitten in der Wüste, ohne eine angrenzende Wasserquelle und ohne Elektrizität eine Ortschaft zimmern?

Es sind Diamanten, die im Jahre 1908 an der Oberfläche des Wüstensandes entdeckt werden. Verführerisch glitzern und funkeln sie im Sonnen- und Vollmondlicht und machen es den auf Knien Suchenden zunächst trügerisch leicht, sie vom Boden abzuschöpfen.

Eine Kegelbahn in einem einem verlassenen Haus der Kolonialstadt Kolmanskop, auch Geisterstadt in Namibia genannt.
Früher deutsche Kolonialstadt, heute Geisterstadt in Namibia: Kolmanskuppe

Ihr bloßer Anblick und auch schon die simple Verwendung des Namens dieses Edelsteins sind in jenen Tagen hochinfektiös und verwandeln die Bewunderung für sie in chronische Gier.

Seit 1884, seit der offiziellen Erklärung des afrikanischen Wüstenlandes zum „Schutzgebiet“ des Deutschen Reiches unter der Bezeichnung Deutsch-Südwestafrika warten die deutschen Kolonialherren auf diesen besonderen Moment: endlich ein Bodenschatz, der so richtig Reichtümer verspricht. Kolmanskuppe wird das lang ersehnte Juwel der Kolonie.

Die Stunde des August Stauch

Die Geschichte des Diamantenfundes in Namibia ist unweigerlich verbunden mit dem deutschen Auswanderer August Stauch, einem Angestellten der Deutschen Reichsbahn. Aufgrund seines Asthmas rät ihm sein Arzt, sich in das wüstentrockene Klima Deutsch-Südwestafrikas versetzen zu lassen.

Kurz entschlossen folgt der knapp 30-Jährige der Empfehlung seines Arztes, beantragt die Entsendung, sagt seiner Frau und den Kindern Lebewohl, schifft sich 1907 auf einem der großen Wöhrmann-Dampfer in Richtung Kolonie ein und tauscht den Arbeitsplatz in Thüringen mit einem Bahnhofsvorsteherposten an seiner neuen Einseelen-Wüstenstation.

„Grasplatz“ ist der Name des Bahnhofs und mehr Wunschdenken als Realität. „Vorplatz zur Hölle“ trifft da Stauchs neue Lebenswirklichkeit sicher genauer, denn er soll dort einen ca. 20 Kilometer langen Eisenbahnabschnitt von den ständigen Sandverwehungen freihalten.

Zur Unterstützung und gegen die Einsamkeit bekommt er einen einheimischen Mitarbeiter an seine Seite gestellt, Zacharias Lewala.

Zacharias Lewala

Innenansicht eines verlassenen Hauses das langsam von der Wüste verschlungen wird. Sand häuft sich in diesem Zimmer.
Die Wüste erobert die Geisterstadt zurück

Wenig weiß man wirklich über ihn, wie so oft bei Kolonialgeschichte üblich, denn sie wurde von den Kolonialherren geschrieben. Nur, dass er wohl zuvor in einer Diamantenmine im südafrikanischen Kimberley gearbeitet haben soll und sich mit den Edelsteinen gut auskennt.

Er ist es jedenfalls, der eines Tages im April 1908 bei seinem Vorgesetzten Stauch vorbeikommt und ihm ein paar gefundene Steinchen in die Hand drückt, die sich schließlich als Diamanten erweisen.

Stauch reagiert schnell, erwirbt ein paar Schürfrechte, steckt seine zugesicherten Gebiete ab und macht sich auf die Suche. Während im Rest des Landes noch große Skepsis bezüglich der Echtheit dieser Funde geäußert und Fake-News unterstellt werden, ist Stauch schon auf dem besten Weg zum Millionär.

Zacharias Lewala geht wenigsten als Finder der Diamanten in die Geschichte ein. Mehr wohl aber nicht. Ich kann keine Hinweise darauf finden, dass er an dem resultierenden Reichtum seiner Entdeckung beteiligt wird.

Genauso wenig weiß man, ob er an Bahnkilometer 19 von einem Sandsturm zugeschüttet, von einem Pferd getreten oder von einem Zug überfahren wird. Vielleicht hat er aber auch bei Kilometer 18 den Kehrbesen auf das Gleis geworfen und sich dann hauptberuflich der Diamantensuche gewidmet.

Sollte ihn heutzutage zufällig mal jemand in vernebelten Nächten über die Diamantenfelder zwischen den zerfallenen Häusern der Geisterstadt Kolmanskop spuken sehen, so möge man ihn doch bitte mal genauer fragen.

Ein verlassenes Haus in der Wüste in Namibia.

Kolmanskuppe und die Einrichtung eines Diamanten-Sperrgebietes

Die Zweifel an Stauchs Geschichte weichen bald. Und so erfüllt ein immer größer werdender Zustrom an Diamantenfieber erkrankten Glücksrittern die Wüste mit neuem Leben. Aber mit der wilden und unkontrollierten Sucherei ist es schnell vorbei.

Die Reichsregierung stimmt der Schaffung eines riesigen Diamanten-Sperrgebietes zu. Südlich des 26. Breitengrades bis zum Orange River und ca. 100 Kilometer landeinwärts wird eine Zone eingerichtet, in der man Zugänge regulieren, den Abbau und den Handel reglementieren und die Gewinnbeteiligung des Deutschen Reiches garantieren will.

Sämtliche damit einhergehenden Befugnisse werden an die Deutsche Kolonialgesellschaft delegiert. Um die Interessen der einzelnen Schürfrechte-Inhaber um Kolmanskuppe herum zu sichern, gründet sich die Koloniale Bergbaugesellschaft (KGB).

Gemeinsamkeit macht stark. Mit im Führungsgremium: August Stauch. Das Büro wollen die Verantwortlichen dort haben, wo die Diamanten sind. Es gibt keine Zeit zu verlieren. Man will den Abbau kontrollieren, den Gewinn maximieren und in Infrastruktur investieren. Deshalb also beginnt 1908 der Bau der Siedlung Kolmanskuppe. Noch ahnt niemand, dass aus ihr eines Tages die Geisterstadt Kolmanskop hervorgeht.

Die Geisterstadt Namibias – Wie kann ich sie besuchen?

Die Geisterstadt Kolmanskop könnt ihr ganz bequem in einer Selbstfahrerreise in Namibia einbauen. Das Tor zum Gelände ist von 8:00-13:00 Uhr geöffnet. Hier bekommt ihr auch die Tickets. Um 9:30 Uhr und 11:00 Uhr gibt es eine geführte Tour durch den Ort, wahlweise auf Deutsch oder Englisch.

Sonntags nur einmal um 10:00 Uhr. Das Café bleibt an diesem Tag geschlossen. Im Eintritt sind Permit und Führung enthalten. Auch eine geführte Rundreise in den Süden Namibias ist möglich. Melde Dich bei uns: Aus Deinem Traum und unserer Expertise wird Deine individuelle Namibia-Reise.

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