Veröffentlicht am 24. August 2020 von Juan Proll
Fish River Canyon in Namibia – Lohnt sich der Besuch?
Der Fish River Canyon im Süden Namibias ist der größte Canyon in Afrika und gilt hinter dem Grand Canyon als der zweitgrößte der Welt. Seine Entstehung geht Millionen von Jahren zurück. Heute liegt er da voller natürlicher Schönheit. Aber viele Urlauber lassen diese gigantische Schlucht links liegen und ziehen andere Sehenswürdigkeiten des Landes vor. Verpassen diese Besucher da etwas? Lohnt sich der Besuch des Fish River Canyons überhaupt?
Meine Antwort ist Ja.
Fish River Canyon Namibia: Die Legende von der Riesenschlange
Als ich das erste Mal in diesen gewaltigen Canyon hineinschaute, war ich ehrfurchtsvoll ergriffen von einer weiteren wundervollen Schöpfung der Natur in diesem Land Namibia. Das extrem trockene Klima in weiten Teilen des Wüstenstaates bedingt die nackten, vegetationsarmen bis vegetationslosen Felsformationen. Jede Schicht lässt sich so gut erkennen, wie Falten in der Gesichtshaut. Ein Traum für alle (Hobby-)Geologen, die glauben, darin die einzigartige Entstehungsgeschichte dechiffrieren zu können. Für sie lohnt sich der Fish River Canyon auf einer Namibia Reise auf jeden Fall.
Glaubt man aber der Volksgruppe der Namas, die diese Region schon lange vor den weißen Kolonialisten bewohnten, dann geht die Entstehung dieser Schlucht auf eine gigantisch riesige Schlange zurück. Sie lebte hier vor langer, langer Zeit und ernährte sich rücksichtslos von den Schafen und Ziegen der Menschen. In ihrer Not sahen diese Menschen nur eine Lösung: Die Schlange musste getötet werden. Wie sonst hätten sie ihr eigenes Überleben sichern können?
Mit Speeren, Pfeil und Bogen bewaffnet und von ihren Hunden begleitet, gingen die mutigen Männer auf die gefährliche Jagd. Es dauerte nicht lange, bis sie sich ihrem Feind gegenübersahen. Aus allen Richtungen kommend fielen Sie über die Schlange her, hielten sie mit ihren Fackeln in Schach, schossen ihr Arsenal an Pfeilen auf sie ab und stießen die Speere mit übernatürlicher Wucht in ihren muskulösen Körper. Chancenlos wälzte und wand sich das Monsterreptil im Todeskampf hin und her und riss dabei tiefe Gräben in die Erde. Dann brach die Riesenschlange leblos zusammen und der Fish River Canyon war geboren – etwa 160 Kilometer lang, bis zu 27 Kilometer breit und bis zu 650 Meter tief.
Die Faszination des Fish River Canyons
Der Fish River nutzte das von der Riesenschlange geschaffene Flussbett und wusch es aus in die heutige Formation. Anfänglich ging das Wasser mehr in die Breite, weil es in der Tiefe auf harte Quarzit-Schichten stieß. Das änderte sich erst vor rund 150 Millionen Jahren. Damals begann der sehr langsame Prozess des Auseinanderbrechens des Riesenkontinents Gondwana. Im Laufe der Zeit spalteten sich die heutigen Kontinente Südamerika und Ozeanien von Afrika ab. Der Bruch ging einher mit Landhebungen, die für ein größeres Gefälle des Fish Rivers sorgten. Dadurch hatte der Fluss vielmehr Kraft, um den Widerstand des harten Gesteins zu durchbrechen und in tiefere Schichten vorzudringen.
Steht man heute an einem der attraktiven Aussichtspunkte, kann man erkennen, dass diese Entwicklung einen Canyon im Canyon erzeugt hat. Einfach faszinierend!
Wasser ist heute allerdings kaum noch in der Schlucht zu sehen, weil der Fluss vor dem Erreichen des Canyons an zwei Stellen zu Seen gestaut wurde. Immerhin bleiben dadurch die farbigen Gesteinsschichten an den Schluchtenwänden sichtbar, die insbesondere vom Hoba-Aussichtspunkt (Ostseite) in der Morgensonne in schönster Klarheit zu sehen sind. Spätestens jetzt würde niemand mehr fragen: „Lohnt sich der Fish River Canyon?“
Was kann man am Fish River Canyon machen? Schluchtenwanderungen und Stromatoliten-Entdeckungen
Für Abenteurer gibt es sogar in den kühleren Wintermonaten (und nur dann) die Möglichkeit, die Schlucht über eine Länge von 80 – 90 Kilometer zu durchwandern. Fünf bis sechs Tage dauert dieser Weg vom Hiker’s Point bis Ai Ais, der nur am Start und am Ende Einrichtungen wie Toiletten oder Zeltplätze vorhält. Für die Strecke muss ansonsten alles mitgebracht und selbst durchgeschleppt werden, wenn man nicht ein paar Träger engagiert. Wilder und natürlicher kann es kaum gehen. Unterwegs genießt man nicht nur die Ruhe, sondern ebenso atemberaubende Aussichten. Auf dem Boden der Schluchten gibt es an einigen Stellen auch heiße Quellen, wie bei ‚Sulphur Springs‘ einige Kilometer südlich des Hauptaussichtspunktes oder bei Ai Ais, wo sie ein Heilbad speisen.
Wer die große Wanderung nicht will, kann aber auch gemütlich am Canyon-Rand entlang spazieren. Auch hier bieten sich überwältigende Einblicke in die Schluchtenlandschaft. Am Hiker’s Point kann man sogar gleich neben dem Toilettenhäuschen ca. 550 Millionen Jahre alte Stromatoliten finden. (Jedenfalls, wenn sie nicht inzwischen weggetrampelt wurden.) Das sind Karbonat-Metabolismus-Produkte von Kalk ausscheidenden Algen und Bakterien, die sich als dichte Teppiche auf den Böden flacher Meere bildeten. Stromatoliten gehören zu den ältesten Lebensformen unseres Planeten, die seit etwa 3500 Millionen Jahren existieren. Sie gehören zu den wichtigsten Grundlagen der Evolution, da diese kleinen Bakterien-Kolonien verantwortlich für freie Sauerstoffentwicklungen in den Ozeanen waren, die letztlich die Atmosphäre füllten. Sehr spannend.
Auf der Westseite des Canyons gibt es übrigens eine Lodge-Unterkunft für Genießer: Die Fish River Lodge. Die geräumigen und geschmackvoll eingerichteten Hütten, befinden sich sehr nahe am Schluchtenrand und erlauben entspannte Momente mit Panorama-View. So lohnt sich der Fish River Canyon ganz sicher. Wer über eine Namibia-Reise nachdenkt und vielleicht auch hier unterkommen möchte, kann sich problemlos an uns wenden. Wir stehen in jedem Fall gerne für Rückfragen und zusätzliche Unterstützung bei der Planung deiner Namibia-Reise bereit – egal ob auf einer Gruppenreise oder einer Selbstfahrerreise unterwegs. Melde dich bei uns! Dein Traum, unsere Expertise – Dein ganz individuelles Namibia-Erlebnis.