Veröffentlicht am 8. Februar 2016 von Juan Proll
Faszination Fotogalerie
Natürlich ist es für die meisten Reisenden das Größte, eigene Bilder vom Urlaub zu schießen und in einem eigenen Album zusammenzustellen. Als Guide freue ich mich jedes Mal über die Begeisterung in den Gesichtern meiner Gäste, wenn ihnen wieder einmal ein gutes Foto gelungen ist.
Anders als früher mit den analog arbeitenden Kameras, dessen Bilder erst Tage nach dem Urlaub zu bewundern waren, erlaubt das digitale Zeitalter heute eine Sofortbetrachtung der Knipsereien. Sehr zum Spaß aller Beteiligten.
Analoges Fotografieren bedeutete für die meisten Reisenden kostenbedingte Zurückhaltung in der Nutzung der Ressource Film. Mit Bedacht wurde überlegt, ob man von diesem oder jenem Motiv 1, 2 oder sogar 3 Bilder macht. Nicht selten hörte man gleich nach dem Shooting die Leute sagen: „Hoffentlich ist das Bild was geworden.“ Spätestens zwei Wochen nach dem Urlaub – wenn man schon längst wieder in den Alltag eingetaucht war – konnte man sich dann in der Regel vom ordnungsgemäßen Zustand des gemachten Bildes überzeugen, ohne aber den Arzt oder Apotheker nach Risiken und Nebenwirkungen der eigenhändigen Bildnachbearbeitung fragen zu können. Dies blieb allenfalls den Foto-Profis vorbehalten.
Immerhin: Wenn man nicht schon zu sehr von der Nachurlaubsrealität aufgesogen war, lag zumindest noch eine gehörige Portion Spannung und Vorfreude in der Luft. Man sehnte den Moment herbei, die Bilder endlich abholen und sich gemeinsam mit der Familie oder Freunden anschauen zu können. Freud und Leid lagen dabei häufig eng beieinander: einerseits rief es die Erinnerung an eine tolle Reise ins Gedächtnis zurück und zauberte ein glückliches Lächeln her; andererseits trauerte man um Fotos, die nicht den Qualitätssprung in die Abholtüte schafften, oder unscharf blieben, oder an entscheidenden Stellen abgeschnitten waren.
Heute dagegen werden Fotos so gnadenlos viel geschossen wie Fastfood gegessen. Frei nach der Devise „Lieber 100 Bilder zu viel als 10 zu wenig“ wird fotografiert, bis die spontane Befriedigung einsetzt oder der Finger am Abzug schlapp macht. Die Ergebnisse sieht man sofort und kann sogar – wenn nötig –schnell nachregulieren, also weitere Bilder fotografieren. Schnell kommen auf diese Weise über die Dauer einer 14-Tage-Tour mehrere Tausend Fotos zusammen. Sie ersetzen die Nachurlaubswarterei durch wochenlange Nachferienplackerei, bei der Bilder aussortiert, bearbeitet, sortiert und organisiert werden.
Wie auch immer – von den analogen Bildern früher hätte ich wahrscheinlich kaum welche je zu Gesicht bekommen. Moderne Fotografie erlaubt dagegen den unmittelbaren Genuss der Aufnahmen. Das Foto eines Vogels im Flug ist schwierig genug zu bekommen. Aber was für ein doppeltes Wow-Gefühl, den Vogel live gesehen zu haben und nun noch einmal in einer ganz besonderen Momentaufnahme auf dem Bild bewundern zu können. Den anderen Teilnehmenden der Reisegruppe die frisch gezauberten Bilder zu zeigen, ist immer auch Ausdruck einer irgendwie freundschaftlichen oder sogar familiären Stimmung im Landcruiser. Man freut sich füreinander und miteinander über besonders gelungene Fotografien.
Schnell entwickeln sich dabei auch schon mal Gespräche, welche Kamera-Einstellungen jemand für ein bestimmtes Bild verwendet hat. Und schon ist man inmitten eines lehrreichen Erfahrungsaustausches, nach dem Tipps und Tricks mit dem eigenen Fotoapparat selbst ausprobiert werden. Es ist vor diesem Hintergrund naheliegend, dass wir inzwischen sogar gezielt Foto-Safaris anbieten, bei denen solche Momente gefördert und intensiviert werden. Selbstredend, dass die Jagd nach Motiven und dem richtigen Licht einen Teil des Abenteuers ausmachen.
Unsere nächste Foto-Safari findet Ende April in Namibia unter der fotografischen Leitung von Wolfgang Bauer statt. Seine Bilder geben mir manchmal das Gefühl, die Schönheit um mich herum erst so richtig durch seine Fotografien selbst zu begreifen. Nicht selten erwische ich mich dann bei dem Gedanken, mir die Landschaft noch einmal genauer anschauen zu wollen. Ich kann euch seine Namibia-Fotogalerie unter http://www.wolfgang-bauer-fotografie.de/#!namibia/c19fl nur empfehlen, um einen kleinen Eindruck von dem zu bekommen, was ich meine. Und wer dabei Blut leckt, sollte schnell zum Telefon greifen und bei Elefant-Tours nachfragen, ob noch Plätze für den Trip zu bekommen sind.