Veröffentlicht am 22. Juni 2020 von Juan Proll
Coronavirus und der Naturschutz in Ost- und Süd-Afrika
Als die WHO Corona am 11. März zur Pandemie erklärte, war ich noch inmitten der Vorbereitungen auf meine bevorstehende Saison als Guide in Namibia und Südafrika. Wie immer war ich sehr aufgeregt, zurück in den Busch zu können. Ich freute mich schon, mit Gästen wieder unterwegs zu sein und ganz besondere Begegnungen mit Kultur, Natur und vor allem der Tierwelt zu haben:
Das kuschelige Beisammensein mit den Löwen. Der Blick in die verführerisch großen Augen einer Giraffe mit ihren langen Wimpern. Das natürliche Synchronisieren meiner inneren Ruhe mit den entspannten Bewegungen eines grasenden Nashorns. Oder das Schmunzeln über die Niedlichkeit eines Elefantenbabys, das versucht, Zehntausende von Muskeln in einem Rüssel zu dominieren, der einfach zu lang und zu launisch erscheint. Doch dieses Jahr, 2020, sollte alles anders kommen. Heute möchte ich über den Zusammenhang von Coronavirus und Naturschutz in Ost- und Süd-Afrika berichten.

Zu Beginn der Corona-Pandemie konnte ich mir das Ausmaß der bevorstehenden Kettenreaktion gar nicht vorstellen. Doch dann schloss Namibia Mitte März seine Grenzen für den internationalen Tourismus. Südafrika folgte zehn Tage später. Plötzlich wurde mir klar, dass meine Saison vorbei war, bevor sie überhaupt begann. Unserer einzigartigen Tierwelt konnte ich nicht einmal mehr „hallo“ sagen. Es fühlte sich an, als würde jemand versuchen, mir mein Herz herauszureißen. Zu diesem Zeitpunkt verweilte ich noch in Pretoria, in einer geräumigen Unterkunft im spanischen Hazienda-Stil gebaut. Doch statt das besondere Ambiente zu genießen, schüttelte ich ständig den Kopf und sagte ungläubig: „Nein, das kann nicht wahr sein. Das passiert gerade nicht wirklich.“
Leben mit der Corona-Wirklichkeit in Afrika
In jenen Tagen kämpfte ich mit meiner Bereitschaft, diese neue Realität zu akzeptieren. Ich sah, wie der nationale und internationale Tourismus in Südafrika und Namibia, aber auch in Kenia, Tansania und all den anderen Ländern, die wir als Elefant-Tours unseren Gästen so gerne zugänglich machen, zusammenbrachen. Flugzeuge am Boden, Kreuzfahrtschiffe vor Anker, Hotels, Restaurants, Museen, Denkmäler und Nationalparks geschlossen. Ich hatte plötzlich so viele Gesichter von Menschen vor Augen, denen ich durch meine Touren ständig begegnete und die ich mir nun von heute auf morgen ohne Arbeit und Lohn vorstellen musste. So viele von ihnen versorgten mit einem Einkommen von nicht mehr als 125 Euro sich selbst und eine ganze Familie. Das Coronavirus infizierte eine wichtige Industrie in Afrika und zwang den Tourismus ins künstliche Koma. Allein in Namibia und Südafrika standen nun völlig unerwartet die Jobs und das Einkommen von rund 1,65 Millionen im Tourismus beschäftigten Menschen auf dem Spiel. So mancher von ihnen hatte in den ersten Tagen des Corona-Lockdowns das Bedürfnis nach einem Atemgerät auf einer Intensivstation.

Auch für mich war völlig unklar, wie es weitergeht. In der allgemeinen Unsicherheit beschloss ich, in Deutschland Arbeit zu finden, bis sich der Tourismus von COVID-19 erholt hatte. Und hier bin ich jetzt … physisch zumindest …, denn mein Herz ist weiterhin in Afrika.
Ich sitze gerade auf dem verwahrlosten Balkon meiner Mitarbeiterwohnung im alten Arbeiterviertel Dulsberg in Hamburg. Wenn ich nach vorne schaue, sehe ich roten Backstein und endlose Fensterreihen. In meinem Zimmer hinter mir hängt nicht einmal ein Foto. Alles wirkt ein bisschen trostlos. Umso lebendiger sind aber meine Gedanken und Erinnerungen an Afrika und die vielen Reisesaisons dort in der Vergangenheit. Außerdem verwöhne ich mich mit allem Input, das irgendwie mit Afrika zu tun hat. Letzte Nacht zum Beispiel, während meiner Nachtbereitschaft in einer Jugendwohngruppe schaltete ich um 3 Uhr morgens den Fernseher ein. Ins Bett gehen wäre sinnvoller gewesen. Schließlich musste ich um 6 Uhr wieder einsatzbereit sein. Aber wie der Zufall es will, zappte ich geradewegs in eine dreiteilige Dokumentation über Südafrikas Tierwelt hinein. Vorbei war es mit dem Schlaf.
Wie friedlich und sich selbst überlassen wirkten die Bilder in diesen Filmen. Unberührte Natur und ein exotisches Tierreich streichelten meine Sinne. Doch der Schein kann trügen. Wie sieht die Realität für Wildgebiete wie in Reservaten und Nationalparks tatsächlich gerade aus? Bedeutet die koronabedingte Wirtschaftskrise und die Schließung des Tourismus eine erhöhte Gefahr für die afrikanische Natur und Tierwelt? Ein Thema, das mich sehr berührt, weil die Natur und Tierwelt Afrikas in den letzten Jahren für mich zu einem emotionalen Zuhause geworden ist.
Das Dreieck: Coronavirus, Tourismus und Naturschutz in Afrika
Der Zusammenhang zwischen Corona und der Gefährdung des Natur- und Tierschutzes in Afrika ist einfach nachvollziehbar: In vielen afrikanischen Ländern sind große Teile der Einnahmen aus dem Tourismus nicht nur für die Verbesserung des Lebens der Menschen von Vorteil. Sie sind auch die wichtigste Ressource zur Finanzierung des Schutzes von Natur und Tierwelt! Der Corona-Lockdown hat diese lebenswichtige Vene eingeschnitten.
Ebenso ist der Tourismus in diesen Ländern eine wichtige Branche, um ihre Volkswirtschaften zu diversifizieren und die hohen Arbeitslosenquoten durch die Schaffung von Beschäftigungsmöglichkeiten zu senken. Allein der südafrikanische Tourismus trug 2017 laut World Trade & Tourism Council rund 31 Milliarden US-Dollar der eigenen Wirtschaft bei. Einnahmen zur direkten Weiterverwendung in Tourismus relevanten Bereichen verbergen sich für Reisende zum Beispiel hinter Begriffen wie „Naturschutz-Gebühr“ oder „Touristen-Abgabe“. Dazu kommen noch all die Spenden der Touristen, die sie spontan im Urlaubsland zahlen.
Naturschützer, Wildlife-Enthusiasten sowie andere private und öffentliche Organisationen in Ost- und Süd-Afrika investieren viele dieser Einnahmen aus dem Tourismus zum Schutz von Natur und Tierwelt. Sie finanzieren damit unter anderem große lokale, regionale, nationale und internationale Anstrengungen zur Bewusstseinsbildung der Bevölkerung. Diese Maßnahmen haben die Einsicht in die Notwendigkeit des Natur- und Tierschutzes zum Ziel.
Auch in Infrastruktur-Maßnahmen und Personal wird Geld gepumpt. Dazu gehören unter Anderem der Bau oder Abbau von Zäunen, der Einsatz von Beobachtungskameras und anderen geheimdienstlichen Techniken zur Kontrolle illegaler Aktivitäten, der Einsatz und die Ausrüstung von Rangern zur Bewachung von Wildreservaten und Nationalparks. Sogar das Militär ist beteiligt, um Schutzaufgaben zu unterstützen. So ließ sich zum Beispiel allein die Wilderei von Nashorn in Südafrika von 1.215 getöteten Nashörnern im Jahr 2014 auf 594 gewilderte Nashörner im Jahr 2019 reduzieren.
Warum Naturschutz & Tierschutz? Und was hat Corona in Afrika damit zu tun?
In den beliebten Safari-Ländern Afrikas sind Natur und Wildtiere ein sehr wertvolles Gut für den Tourismus. Viele internationale Touristen kennen diese Naturräume und ihre Tiere nur aus dem Fernsehen oder dem örtlichen Zoo. In Ländern wie Namibia, Südafrika, Tansania oder Kenia dagegen finden Reisende Zebras, Leoparden, Flusspferde, Gnus und all die anderen animalischen Schönheiten in ihrem natürlichen Lebensraum. Das macht diese Naturhabitate zu einer der Hauptsehenswürdigkeiten einer Urlaubsreise.
Wildtiere und ihre Habitate zu schützen bedeutet außerdem, ihr Aussterben zu verhindern sowie zu vermeiden, dass große Teile der Natur in Landwirtschafts- oder Bergbaufelder umgewandelt werden. So können die Kinder von morgen immer noch exotische Tiere in freier Wildbahn erleben, statt sie nur eingesperrt in städtischen Tierparks zu sehen.

Für die Menschen, die in den artenreichen afrikanischen Ländern leben, sind Natur und Tierwelt zudem „Vermögenswerte“. So gibt es zum Beispiel in Namibia ein kommunales Naturschutz-Programm. 86 Kommunen, die sich nachhaltigem Naturschutz und Tourismus verschrieben haben, nehmen derzeit daran teil. Damit haben rund 228.000 Einwohner das Recht, selbstbestimmt über ihr kommunales Land zu herrschen, es zu regulieren sowie wirtschaftlich davon zu profitieren. Ihre Einnahmen aus dem Tourismus gehen sofort zurück in die Kommunen, um Bildung und Gesundheitsinitiativen, Natur- und Wildschutz-Management sowie den Kampf gegen Wilddieberei zu unterstützen. Auf diese Weise gelingt es in vielen Regionen Afrikas, aus früheren Jägern Natur- und Tierschützer zu machen.
Ein weiterer Grund für die Wichtigkeit des Natur- und Tierschutzes ist nun durch das Coronavirus deutlicher zum Vorschein gekommen. Es geht hier um den Zusammenhang des Handels mit Wildtieren – so genanntes „Bushmeat“ (Buschfleisch) – und den gehäuft auftretenden, global expandierenden Viren wie zum Beispiel HIV, SARS, Ebola und Corona, die offensichtlich von Wildtieren auf Menschen übertragen wurden. Es verdichten sich die Befürchtungen, dass die immer tiefer gehende Zerstörung von Natur und Tier-Habitaten ein Grund für die Freisetzung bisher versteckt gebliebener Viren sein könnte.
Für die Übertragung auf den Menschen spielt vermutlich der enge Kontakt gewilderter und sich fremder Tiere eine Rolle, die für den Handel und Verkauf in Boxen zusammengepfercht aufeinandertreffen. Da die Tiere in der freien Natur nicht zusammenleben, sind sie anfälliger für die Erkrankungen der anderen Spezies. So werden sie zu Wirten fremder Viren, die sich deren Organismen anpassen, dort mutieren und dann, zum Beispiel auf überfüllten Märkten wie dem im chinesischen Wuhan, auf den Menschen überspringen. Soweit die Kurzformel.
Die Organisation Global Conservation Force weist in einer Erklärung auf ihrer Webseite darauf hin, dass etwa alle acht Monate eine neue Infektionskrankheit am Menschen festgestellt wird (Karesh, 2005). Davon sind ca. 60% zoonotisch, das heißt, sie werden hier vom Tier auf den Menschen übertragen (Taylor, 2001).
Der Schutz von Natur und Tierwelt rettet also auch Menschenleben. Das ist keine neue Erkenntnis, wird an dieser Stelle in Verbindung mit COVID-19 aber noch einmal besonders deutlich.
Corona in Afrika und die Risse in der Wand des Natur- und Tierschutzes
Viele Menschen in afrikanischen Ländern leben unter verarmten Bedingungen in vereinsamten ländlichen Regionen, in Townships oder zusammengeschusterten Siedlungen auf spontan besetzten Grundstücken. Nicht wenige sind Tagelöhner. Und selbst wer ein karges, geregeltes Einkommen hat, verfügt in der Regel nicht über Sparmöglichkeiten. Ein Krisen absichernder Sozialversicherungs-, Arbeits- und Kündigungsschutz, wie wir ihn in Deutschland, Österreich oder der Schweiz kennen, ist nur in aller Bescheidenheit präsent. Die Einstellung oder Schließung von Tourismusunternehmen und der Corona bedingte Lockdown der Wirtschaft zwingen daher viele noch tiefer in die Armut.
Wer unter diesen Bedingungen die Nähe zu Naturgebieten und Tierwelt hat, mag sich daher schnell verführt sehen, sich vom Naturschützer zum Wilderer zu verändern. Kein neues Phänomen. Auf unseren Rundreisen durch Namibia und Südafrika spreche ich immer wieder mit Farmern, die von ansteigenden Wilderei-Aktivitäten in Krisenzeiten berichten, zum Beispiel bei extremer Dürre. In ihrer Verzweiflung schlachten Notleidende die Natur aus, um zum Beispiel Feuerholz zu haben. Die Tierwelt verschwimmt vor ihren Augen von Devisen bringenden Safari-Entertainern zu leicht verfügbarem „Buschfleisch“, das für sie und den Lebensunterhalt der Familie billiger zu jagen als im Supermarkt zu kaufen ist. Einige gehen sogar kleinen Schwarzmarktgeschäften nach und verwandeln überschüssiges Fleisch in willkommenes Geld. Andere versuchen den vermeintlich „großen finanziellen Wurf“. Sie schließen sich Wildererbanden an, die Elefanten für ihre Stoßzähne, Nashörner für ihre Hörner, Löwen für ihre Knochen oder Gürteltiere für ihre Schuppen und ihr Fleisch töten.

Alle Betroffenen profitieren dabei vom Offensichtlichen. Dies ist, dass während des Corona-Lockdowns der Geldmangel Risse in den Wänden des Natur- und Tierschutzes verursacht. Da keine Touristen kommen und damit keine Einnahmen sowie nur reduziert Spenden eingehen, gibt es keine Gehälter für Wildhüter, Konservierungspersonal oder Dienstleister in Unterkünften, Restaurants, Souvenirläden, Werkstätten und so weiter. Folglich schicken Wildreservate, Wildfarmen und Nationalparks ihr Personal nach Hause, um Kosten und logistische Bedürfnisse wie die Bereitstellung von Nahrungsmitteln zu minimieren. Es bedeutet aber auch, dass weniger Menschen die Farmen, Reservate und Parks kontrollieren und Wilderer daran hindern könnten, hereinzukommen.
Der Kruger Nationalpark in Südafrika, der Etosha Nationalpark in Namibia oder das Serengeti Schutzgebiet (einschließlich des Serengeti Nationalparks) in Tansania sind noch dazu sehr groß. Der Kruger und Etosha Nationalpark sind zusammen etwa genauso groß wie die Schweiz. Die Serengeti schluckt das Bundesland Brandenburg. Es gibt viele Straßen und Kilometer zu fahren. Zu viele für die Wächter dieser Naturoasen. Durch den Corona-Lockdown fehlen Gelder für die Wartung von Autos und Ausrüstungen, für Benzin und Arbeitskräfte. Eingestellte Bilder von Park-Rangern muten daher gespenstisch an: Sie zeigen menschenleere und autobefreite Parks. Tiere erobern die Straßen zurück und kommen sogar den verlassenen Camps sehr nahe. … Das ist einerseits erfreulich für die Tiere. Es macht es andererseits aber einfacher, sie zu finden.
Es besteht kein Zweifel, dass es im Tourismus kritische Themen gibt, zum Beispiel die Luftverschmutzung aufgrund der Anzahl der Flüge oder manchmal zu viele Autos und Besucher in den Nationalparks. Der Tourismus an sich dient jedoch in vielen afrikanischen Ländern als hilfreiche Option zum Schutz und zur dauerhaften Kontrolle bestimmter Gebiete. Mit ihm kommt Geld und Leben in die Parks: Servicemitarbeiter mit offenen Augen dafür, seltsame Aktivitäten zu entdecken. Ranger, die ihre Gäste herumfahren und dabei gleichzeitig patrouillieren können. Und wir Safari-Guides, die wir sehr gut sensibilisiert sind für verdächtige Szenarien im Bush. Auch wir halten Ausschau nach potenziellen Wilderern. Niemand von uns möchte, dass Natur unnötig zerstört und die kostbaren Tiere getötet werden. Ohne Ranger, Safari-Guides, Parkangestellte und Touristen erweisen sich die Parks als leichtere Beute für Wilderer.
Die Gefahren der Wilderei
Noch sind keine Zahlen verfügbar, die Änderungen im Wilderei-Verhalten wirklich belegen. Es gibt jedoch Beobachtungen von Rangern und Naturschützern, die darauf hinweisen, dass sich ausgesprochene Ängste und fundierte Prognosen als richtig erweisen könnten.
Leider findet Wilderei zu jeder Zeit statt. Es ist daher immer auch Gesprächsstoff auf meinen Rundreisen mit unseren Gästen. Ein extrem spannendes Thema bei dem ich viele Fragen zu beantworten habe. So gibt es zum Beispiel nicht DEN Wilderer. Ihre Herkünfte, Motive und Profile können sehr unterschiedlich sein. Sehr grob kann man aber mindestens zwei Typen von Wilderern unterscheiden. Zum einen die Person, die sich vom Beschützer zum gelegentlichen Wilderer gewandelt hat, um den eigenen Magen zu füllen oder ein kleines Ausgleichseinkommen zu erzielen – der Subsistenz-Wilderer.
Zum anderen die Person, die es professionell oder semiprofessionell des Geldes wegen macht und mit einem Syndikat zusammenarbeitet – der Gierhals-Wilderer.
Während der Subsistenz-Wilderer hauptsächlich Antilopen „für den Topf“ jagt, liegt die Gefahr in der wahllosen Verwendung von Tierfallen. Dort hineinzutappen kann alle Tiere erwischen. Viele Opfer sind nicht gleich zu finden. Oft müssen diese dann Wochen oder Monate leiden, bevor sie ihren Wunden erliegen. Sie sterben langsam mit ihren Gliedern, dem Hals oder Kopf in grausamen und tödlichen Fangeisen oder Drahtschlingen gewickelt.

Das De-Snaring Program der Frankfurter Zoologischen Gesellschaft in der Serengeti berichtete dieses Jahr, dass es seit seiner Gründung 2017 bereits 30.000 Schlingen gefunden und 286 Tiere lebend daraus befreit hat. Das Projekt könnt ihr übrigens mit dem Kauf eines T-Shirts aus dem Elefant-Tours Shop oder auch direkt mit einer Spende unterstützen.
Anders dagegen die Situation der Gierhals-Wilderer. Als Mitglied eines gut organisierten Syndikats haben sie derzeit sicher den Vorteil, auf weniger Patrouillen und weniger koordinierte Anti-Wilderei-Einheiten zu stoßen. Die Corona-Krise hat Geld und den Fokus auf Wildtierprobleme weg verlagert. Priorität haben nun die Folgen des Lockdowns in der Bevölkerung und Wirtschaft.
Ein Anstieg der Wilderei-Zahlen für äußerst lukrative Hörner, Stoßzähne, Knochen und dergleichen wird voraussichtlich bald sichtbar. Das gilt besonders, nachdem in China die Nachricht auftauchte, dass Nashorn-Hörner helfen würden, COVID-19 zu bekämpfen. Obwohl diese Nachricht als Fake-News angesehen werden kann, kurbelt sie vermutlich dennoch die Nachfrage nach Nashorn-Hörnern an. Daran werden wahrscheinlich auch die derzeitigen Unannehmlichkeiten im Transportwesen wenig ändern. Flüge und Versand sind eingeschränkt und unterliegen einer intensiveren Kontrolle durch den Zoll. In der Vergangenheit erwiesen sich Syndikate jedoch als sehr flexibel und kreativ, wenn es darum ging, neue Wege für den Vertrieb ihrer geschmuggelten Waren zu finden.
Corona und der Naturschutz und Tierschutz in Afrika – ein kleines Resümee
Nach der Umsetzung radikaler Lockdown-Maßnahmen rutschen die Wirtschaften einschlägiger Safari-Länder auf den Knien. Es wird einige Zeit und finanzielle Unterstützung für die Wirtschaft und den Tourismus brauchen, um sich von enormen Arbeitsplatz- und Geldverlusten zu erholen. Wichtig ist, nach der Erstversorgung der notleidenden Bevölkerung die Konzentration auch wieder auf Natur- und Tierschutz zu lenken. Es gilt hier, Kräfte zu einen und das zu schützen, was geschützt werden muss. Sicher ließe sich dabei die Subsistenz-Wilderei durch nationale Maßnahmen der Existenzabsicherung noch positiv beeinflussen. Die Gierhals-Wilderei wird das aber kaum stoppen. Hier ist weiterhin das stärkere Zusammenwachsen der internationalen Gemeinschaft gefragt, um rechtliche und operative Maßnahmen zu koordinieren und durchzuführen.
Auf meinen Rundreisen erlebe ich mit meinen Gästen immer wieder, wie kraftvoll sich wilde Tiere den lauernden Gefahren entgegenstellen. Hier in meinem deutschen Exil sehe ich dagegen wieder einmal sehr deutlich, wie machtlos sie gegen den Homo sapiens sind. Unter uns Menschen leben ihre größten Feinde. Unter uns Menschen sind aber auch ihre dicksten Freunde. Bleibt nur zu hoffen, dass wir uns als ihre loyalsten Verbündeten im Kampf gegen die Wilderei und gegen die Zerstörung ihrer natürlichen Habitate erweisen.
Jede Reise nach Ost und Süd-Afrika trägt somit auch ein Stück zum Naturschutz bei. Wenn auch ihr Träume in Pläne verwandeln wollt, ruft uns an oder schickt uns eine Mail.