Veröffentlicht am 13. Juni 2016 von Juan Proll
And the winner is …
Stellt euch vor, ihr nehmt an einem Preisausschreiben teil und ihr gewinnt eine zweiwöchige Rundreise durch das Safariland Namibia. Stellt euch vor, eines Nachmittags erreicht euch der Anruf einer Unbekannten, um euch die frohe Botschaft vom Gewinn zu verkünden aber ihr haltet es zunächst für einen Werbegag der Kategorie: „Herzlichen Glückwunsch! Sie sind der 10.000ste von uns Angerufene und erhalten mit der nächsten Post eine Exklusiv-Windel aus der Kinderzeit des Tutanchamun, wenn Sie uns nur schnell sagen, wie wir einen direkten Zugang zu ihrem Bankkonto bekommen.“
In einer Zeit, in der Werbeanrufe und „gefakte“ Gewinne die Geduld vieler überstrapazieren, ist es nicht immer einfach, Anrufer ausreden zu lassen, statt gleich den Hörer wieder in die Gabel zu knallen. Und ja … auch unser Gewinner hätte tatsächlich fast aufgelegt, wenn er nicht doch noch in einem entfernten Winkel seines ungläubig gestimmten Gehörganges die Worte „Elefant-Tours“ wahrgenommen hätte.
Als Ernst endlich sein Glück begriff, hörte man ihn erst einmal nur im besten Bayrisch fragen:
„Ja, gibt’s denn des?“
„Jawoll“, war dann die Antwort, „Sie reisen mit ihrer Frau in die ehemalige deutsche Kolonie Deutsch-Südwestafrika.“
Na ja, vielleicht war dies nicht der genaue Wortlaut, aber die Nachricht war klar und die Freude bei dem Siegerpärchen groß. Auf einer Reisemesse in München hatten sie am Stand von Elefant-Tours an unserem Preisausschreiben teilgenommen und es eigentlich schon abgehakt. Aber dann schlug das Schicksal „grausam“ zu: In der Abwesenheit von Arzt und Apotheker, die sie nach den Nebenwirkungen der nicht im Deutschen Fernsehen übertragenen Ziehung hätten befragen können, wurde ihr Name aus der Lostrommel gefischt – „And the winner is … Misterrrr and Missiiiiis … Ernst and Ingeeee…“
Beide kamen gut vorbereitet und mit großen, neugierigen Augen in Windhoek an.
Bei dem Empfang der beiden war ich mir nicht sicher, ob ich sie mit einem Blumenstrauß begrüßen sollte, oder ob ein einfaches „Herzlichen Glückwunsch“ reichen würde. Aber … so dachte ich mir schließlich … Wasser ist knapp in diesem Land und was sollten die beiden mit einem Blumenstrauß auf ihrem Schoß, während wir den ganzen Tag mit dem Landcruiser durch die Gegend fuhren. Außerdem wollte ich keine Krise heraufbeschwören: „Schatz, heute musst du die Blumen halten.“ – „Nein, mein Engel, gestern sind wir nur ein kleines Stück gefahren, da kannst du doch noch ein zweites Mal übernehmen, oder?! Pass nur bitte auf, dass dir nicht wieder das Wasser überschwappt.“ … Welcher Guide könnte so eine Situation ernsthaft haben wollen?
Die beiden glücklichen Gewinner unseres diesjährigen Preisausschreibens waren ganz auf Genuss eingestellt. Sie hatten was Besonderes gewonnen und wussten es wirklich sehr zu schätzen. Mir war, als würden sie etwa alle 2 km auf der rund 3600 km langen Strecke eine Fotoserie schießen, um diese einzigartigen Landschaften zwischen der Kalahari und der Namib-Wüste festzuhalten. Und wie sehr war ihnen die Begeisterung im Gesicht abzulesen, wenn sie von der Dünenwanderung, vom Deadvlei, von der Robbenkolonie am Cape Cross oder von der Tour in der Weltkulturerbestätte Twyfelfontein zurückkamen. Kein Wunder, dass bei so viel Euphorie auch die Tiere im Etosha Nationalpark in Massen Spalier standen: Zebras, Giraffen, Nashörner, Elefanten, Löwen usw. …, selbst ein Leopard kreuzte ehrfurchtsvoll vor uns die Straße, um wenigstens einen kleinen Blick auf den Landcruiser zu bekommen, in dem das freudestrahlende Pärchen saß.
Auch die Stimmung in der 5-köpfigen Reisegruppe intensivierte diese außergewöhnliche Namibia Experience. So unterschiedlich alle Mitreisenden wohl waren – Bayrisches Gemüt traf auf Berliner Schnauze und die wiederum auf einen Münchner Moderne-Welt-Verweigerer –, aber es passte und fühlte sich mit zunehmender Reisedauer immer familiärer an.
Ich selbst habe bisher vielleicht kein Glück bei Preisausschreiben gehabt und nie eine Reise gewonnen. Aber dafür habe ich ganz viel Glück mit den Gewinnern unseres Preisausschreibens gehabt und mit ihnen eine tolle Tour erlebt. Danke dafür!