Veröffentlicht am 2. Mai 2022 von Juan Proll
Aktiv-Reisen auf La Réunion – auf der Südseite unterwegs
Die Insel-Perle La Réunion im Indischen Ozean ist eine östlich von Madagaskar gelegene französische Übersee-Provinz und der südlichste Teil der EU. Der Austausch findet hier auf Französisch und in Euro statt. Traumstrände, Urwälder und Vulkane wie der eruptionsfreudige Piton de la Fournaise bilden die Hauptattraktionen in einem Nationalpark mit tollen Wandermöglichkeiten, wie der heutige Blog zeigt. Denn Aktiv-Reisen auf La Réunion sind ein echter Traum für echte Naturliebhaber.
Ein Nationalpark, zwei Vulkane
Schon in den Blogs zum Thema „Eine Insel im Portrait“ und „Auf La Réunions Nordseite wandern“ habe ich davon berichtet, dass knapp 42 Prozent dieser Meeresoase heute nicht nur Nationalpark, sondern auch UNESCO-Weltnaturerbe sind. Der allergrößte Teil von mehr als 900 km markierten Wanderwegen findet sich in diesem geschützten Gebiet und durchquert abwechslungsreiche Landschaften, darunter alpines Berggelände, tiefe Talkessel und steile Schluchten, Regenwälder und Vulkanfelder. Kürzere und längere Wanderstrecken bis hin zu mehrtägigen Fernwanderwegen mit Berghütten führen entlang von Flussläufen, vorbei an Wasserfällen, durch Zuckerrohrplantagen bis hin zu einsamen Meeresbuchten und Sandstränden.
Das Fundament des Nationalparks bildet eine Vulkankette. Im Nordteil der Insel erblickte vor ca. 3 Millionen Jahren der Vulkan Piton des Neiges das Licht der Welt und wuchs bis zu einer Höhe von 3.070 m über dem Meeresspiegel. Damals begannen gewaltige Naturkräfte die Insel in eine zerklüftete und dramatische Landschaft von beeindruckender Schönheit zu modellieren. Gleichzeitig schaffte das regenreiche Klima eine üppige Vegetation. Heute verwöhnen tiefe, wasserreiche Schluchten und Bergwälder die optischen Sinne.
Im Südteil der Insel kam vor etwas über 380.000 Jahren Vulkan-Nachwuchs zur Welt. Der auf 2.632 m Höhe gewachsene Piton de la Fournaise steckt im Vergleich zum Piton des Neiges aber noch in den Kinderschuhen und scheint auch nicht erwachsen werden zu wollen. Wahrscheinlich würden ihm westliche Doktoren wegen seiner ungebremsten Aktivität ein klassisches ADS-Leiden diagnostizieren. Allein seit 1950 brach er in über 50 Eruptionen aus. Zuletzt feierte er den Jahreswechsel 2021/2022 mit brodelnder Glut, die wie ein zu schnell gefülltes Champagner-Glas überschwappte und als Lava südwärts strömte. Atemberaubende Bilder entstanden. Und so verwundert es nicht, dass Aktiv-Reisende aus aller Welt in diesem Vulkan eher eine wahre Pilgerstätte sehen als eine Bedrohung.
Da ich zuvor schon dem lieblich schlummernden Piton des Neiges und seinem landschaftlichen Umfeld einen eigenen Blog gewidmet habe, geht es heute vor allem um den hyperaktiven Piton de la Fournaise mit seinen Wandermöglichkeiten in der Umgebung.
Wandern auf La Réunion – Piton de la Fournaise und seine Umgebung
Auch heute kann ich im Rahmen dieses Blogs wieder einmal nur ein paar Empfehlungen möglicher, schöner und interessanter Wanderrouten weitergeben. Sie sollen euch zumindest einen Eindruck von dem verschaffen, welche Aktiv-Reisen La Réunion, die „Insel der Zusammenkunft“, zu bieten hat. Denn auch im Südteil des Landes kann man sich die Beine kurz laufen. Also – gut besohlte Schuhe nicht vergessen. Und was sonst nicht fehlen darf, könnt ihr meiner Packliste Wandern in einem der nächsten Blogs entnehmen.
Die Hauptattraktion im Süden der Insel ist ohne Zweifel der Piton de la Fournaise. Er zählt zu den aktivsten Vulkanen der Welt. Das klingt gefährlich und kann es auch sein. Doch so wild wie der Piton de la Fournaise auch erscheinen mag – er scheint sich unter Kontrolle zu haben: Er ist temperamentvoll aber nicht jähzornig. Wie anders wäre sonst ein Zusammenleben auf kleinem Raum mit den Menschen um ihn herum denkbar? Kleinere Eruptionen erlaubt er sich aber keine „pyrotechnisch-spektakulären“ Gas-Explosionen mit denen er die Lava in alle Himmelsrichtungen spucken würde. So ist es zumindest bisher.
Selbst die austretende Lava übt sich sozusagen im geordneten Rückzug: Es geht Richtung Osten. Selbst wenn sie sich mal einen Start in den Süden gönnt, so wendet sie sich in der Regel dann doch irgendwann dem Sonnenaufgang zu. Sie scheint sogar sehr respektvoll zu sein: Einst drang sie einmal in eine Kirche ein, doch statt den Altar in Asche zu legen, blieb sie kurz davor stehen. Es ist die Kontrolliertheit dieser Ausbrüche, die es für die Einheimischen eher zu einem Schauspiel als zu einem Horrorfilm machen. Der Ort verwandelt sich dann in eine Pilgerstätte und die Menschen rufen sich #VolcanLePété zu, was auf Deutsch so viel heißt wie: „Der Vulkan furzt.“
Egal wie man es nennen mag – ob hinten Luft ablassen oder vorne sich übergeben, wenn der Vulkan mit diesen Symptomen zu kämpfen hat, werden verschiedene Wanderwege aus Sicherheitsgründen geschlossen. Das betrifft vor allem die östlich gelegenen. Andererseits richtete die Übersee-Regierung sogar extra einen Entdeckungspfad ein, der allen Neugierigen, Abenteurer Suchenden und Wander-Interessierten den Weg bis zum Kraterrand erlaubt. Jedenfalls solange sich der Piton de la Fournaise gastfreundlich verhält.
Aktiv-Reisen auf La Réunion – Hinauf zum Piton de la Fournaise
Im Inselinneren ist Plaine des Cafres einer der Hauptausgangspunkte für Wanderungen im Nationalpark und die Erkundung des aktiven Vulkans Piton de la Fournaise. Die vollen grünen Weiden dieses Hochplateaus nähren große Teile der Viehzucht auf La Réunion. Die Route Forestière führt von hier direkt zu der brodelnden Suppenküche. Auf diese Straße stoßt ihr, wenn ihr im Ort Bourg Murat der Beschilderung folgt. Hier gibt es übrigens auch ein sehr empfehlenswertes Vulkanmuseum: das „Cité du Volcan“ mit zahlreichen interaktiven Einrichtungen und Modellen, 270° Vorführungssaal, 4D-Kino, Lavatunnel für die Sinne, Klangeffekte, usw. … Sollte das Wetter mal nicht gleich mitspielen, wäre das auf jeden Fall eine Alternative, und Reiten in den benachbarten Urwäldern eine andere.
Euer großer Gegenspieler ist der Nebel in dieser Region. Seht ihr ihn über dem Vulkan oder auf dem Weg dorthin, bevor ihr losgegangen seid, dann bleibt, wo ihr seid. Zieht der Nebel unterwegs auf, seht zu, dass ihr zurück zur Unterkunft kommt. Der Nebel wird so dicht und undurchdringlich, dass viele Wandernde darin verloren gehen. Wie schnell der Nebel euch verhüllt ist ohne Erfahrung und Ortskenntnisse selten sicher einzuschätzen. Unterwegs kann man Glück haben, den Krater noch erreichen, kurz hineinschauen und dann im Eiltempo davonziehen. Aber es braucht wirklich Glück.
Der Weg zum Vulkangipfel verliert immer mehr an Vegetation, bis er sich in eine pflanzenlose Mondlandschaft mit dunklem Gestein verwandelt – Schotter, Sand, abgekühlte Lava. Die Aussichten sind faszinierend, als sei man im Universum unterwegs. Allerdings seid ihr, nachdem ihr den Wagen am Parkplatz „Pas de Bellecombe” abgestellt habt und zu Fuß weiterlauft, ohne Raumanzug für gut vier Stunden der Sonne und eventuell den Winden schutzlos ausgesetzt.
Unweit des Parkplatzes erreicht ihr zunächst die Aussichtsplattform „Caldera Enclos Fouqué“. Sie bietet gute Ausblicke auf den Krater. Von hier starten sowohl ein Weg hinunter in den Kessel zum aktiven Vulkan als auch Wanderwege in andere Himmelsrichtungen. Wer zum Piton de la Fournaise will, nimmt den Hauptweg nach unten in die Caldera.
Übrigens versperrt euch hier ein Tor den Weg, wenn der Vulkan zu aktiv und zu gefährlich ist. Deswegen seid ihr aber dennoch nicht umsonst dort oben. Erstens bleibt die tolle Aussicht über den Krater und zweitens könnt ihr von dort in beide Richtungen an der Steilwand, dem Kesselrand, entlang wandern und Mondlandschaft-Atmosphäre schnuppern.
Steht das Tor offen, geht es zuerst über einen treppenartigen Felsweg, die Steilwand Rempart de Bellecombe, hinunter in den Hochtalkessel. Gleich zu Anfang der Ebene erhebt sich der kleiner Krater „Formica Leo“, zu deutsch „Ameisenlöwe“. Er heißt so, weil er in seiner Form den Fallen von Ameisenlöwen (eine kleine Insektenart) ähnelt, mit denen sie vor allem Ameisen erbeuten. Aber Vorsicht: Sollten hier Ameisenlöwen leben, sind sie möglicherweise durch den Spezialcocktail des Vulkans so mutiert, dass sie auch Menschen fressen, die zu nah herankommen und hineinrutschen.
Wenn ihr dem Kraterrand nach etwa 4,5 km näher kommt, dann versucht euch ruhig zu verhalten. Keine Trampelschritte, kein unnötiges Geschrei und schon gar kein Kitzeln der Innenseite des Vulkans. Also nichts, was den Piton de la Fournaise plötzlich quicklebendig machen könnte. Und natürlich auch keine Essensreste hineinwerfen, die seinen Magen zum Gären bringen und Blähungen verursachen könnten.
Aber ihr werdet schnell eines merken: Der Ruf eilt dem Vulkan voraus.
Viele stehen andächtig dort, finden den Moment gleichermaßen mystisch und furchterregend. Um euch herum das tote Land und weitestgehend endlose Stille. Nur vor euch hört ihr vielleicht ein blubberndes Geräusch aus der Tiefe kommend, begleitet von ein paar austretenden Rauchschwaden. Seid ihr wirklich sicher? Was tun, wenn der Vulkan jetzt ausbricht?
Entspannt euch! Noch seid ihr nicht dort. Noch habt ihr also genügend Zeit, Antworten darauf zu finden.
Wandern auf La Réunion – Wichtige Hinweise
- Generell sind die Wege gut ausgeschildert und ihr könnt sie prima in Eigenregie ohne einen Guide abwandern.
- Bergsteigerische Fähigkeiten braucht ihr für Aktiv-Reisen auf La Réunion auch keine, eine gute körperliche Fitness und Kondition für Tagesetappen von vier bis sieben Stunden aber schon. Trittsicherheit, auch im feuchten und rutschigen Gelände, ist Voraussetzung.
- Die hier erwähnten Touren sind nicht empfehlenswert für Kinder unter 8 Jahren.
- Und für die persönliche Sicherheit solltet ihr die Wanderungen mindestens zu zweit durchführen. Wer alleine unterwegs ist, dem empfehle ich zumindest, die Unterkunft in die Wanderpläne einzuweihen.
La Réunion ist ein Wanderparadies für Aktiv-Reisende im Indischen Ozean. Du interessierst dich für Trekking-Reisen auf La Réunion? Wir stehen gerne für Rückfragen und zur Unterstützung bei der Planung deines Abenteuers bereit. Also melde dich bei uns! Dein Traum, unsere Expertise – Dein ganz individuelles La-Réunion-Erlebnis.