Veröffentlicht am 12. Dezember 2016 von Claude Melde
Afrika wie aus dem Bilderbuch: Auf Foto-Safari in Tansania
Foto-Guide Claude Melde war unterwegs in Nordtansania und hat fünf begeisterten Hobbyfotografen sein ganz persönliches Ostafrika gezeigt. Ihre Erlebnisse haben sie in einzigartigen Bildern festgehalten.
Ideale Bedingungen
Auch meine diesjährige Fotosafari durch die Nationalparks im Norden Tansanias wurde in der ersten Novemberhälfte durchgeführt. In dieser Zwischensaison sind die Preise günstiger, die Lodges weniger belegt und es sind weniger Autos in den Nationalparks unterwegs. Ohne dass es dafür weniger Tiere zu sehen gäbe oder das Wetter schlechter wäre. Für unsere Fotosafari also ideale Bedingungen.
Am ersten Abend kommen alle fünf Teilnehmer pünktlich und problemlos am Kilimanjaro International Airport an und werden von mir begrüßt. Ein kurzer Transfer bringt uns zu unserer ersten Unterkunft, der Arumeru River Lodge kurz vor Arusha. Da es schon lange dunkel ist, entdecken alle erst am nächsten Morgen die Schönheit des Parks, in dem die einzelnen Bungalows der Lodge verteilt sind. Winzig kleine Antilopen, die Dikdiks, lassen sich zwischen üppigen Pflanzen und bunten Blüten nicht im Geringsten von vorbeigehenden Gästen stören, eine überwältigende Artenvielfalt von Vögeln lässt sich in den teils riesigen Bäumen beobachten und natürlich auch fotografieren. Vorausgesetzt man ist mit den dafür nötigen langen Brennweiten ausgerüstet (am besten ab 300 mm).
Wie abgemacht, holt uns Daniel, der für die ganze Safari unserer Fahrer sein wird, nach dem Frühstück ab und alle machen Bekanntschaft mit dem großen Land Cruiser, in dem wir in den nächsten Tagen viele Stunden pro Tag verbringen werden. Türen zum Einstieg nach hinten auf beiden Seiten machen das Aus- und Einsteigen einfacher, ein großes hochklappbares Dach stellt sicher, dass jeder in jeder Situation ungehinderte Sicht nach draußen auf die zu beobachtenden Tiere hat.
Heute steht, wie immer am Beginn meiner Safaris, ein Ganztagesausflug in den Arusha Nationalpark auf dem Programm. Dieser erste Tag eignet sich einfach perfekt für die Akklimatisierung. Das Gate zum Park ist in einer halben Stunde erreicht, die Landschaft ist atemberaubend, besonders wenn die Sicht zu den Bergen Mount Meru und Kilimanjaro frei ist. Man kann die ersten ikonischen Tiere Afrikas schon ohne große Anstrengungen aufspüren.
So sehen wir heute Paviane, Warzenschweine, Zebras, Büffel und jede Menge Giraffen; im üppigen Regenwald am Rande des Ngurdoto Kraters die schönen schwarz-weißen Mantelaffen sowie die stets sanften und neugierigen Diadem-Meerkatzen.
Das falsche Wetter gibt es nicht
Auch die vielen Flamingos an den Momella Lakes, unserem heutigen Highlight, sind alle da. Und das bringt mich an dieser Stelle zum Thema Wetter. Im vorigen Jahr hatte eine ausgeprägte El-Niño Wetterlage dazu geführt, dass viele Tiere nicht an den für diese Jahreszeit üblichen Orten anzutreffen waren. Überall gab es ungewöhnlich viel Regen und die Serengeti, ja sogar die Lake Natron Gegend waren so grün wie seit Jahrzehnten nicht mehr.
Dieses Jahr ist es ganz anders. Wir haben an allen Tagen Sonnenschein, das Licht ist fast immer perfekt. Dafür ist die Landschaft sehr trocken, der starke Wind wirbelt oft viel Staub auf. Das Wetter ist ein unvorhersehbarer Faktor und zwar in jedem Jahr. Ich persönlich finde diese Tatsache eher positiv, bedeutet es doch, dass jede Safari, auch wenn sie zur gleichen Jahreszeit stattfindet, grundsätzlich anders sein kann. Jeder Safariteilnehmer sollte also auf alle möglichen Wetterlagen eingestellt sein und bereit sein, ohne Bedauern die Vor- und Nachteile der jeweiligen Situation zu genießen.
Unser Abenteuer beginnt
Am zweiten Tag wird der Land Cruiser mit unseren Reisetaschen beladen, die große Rundreise durch den nördlichen Teil dieses riesigen Landes beginnt. Nach einem kurzen Stopp in dem bekanntesten Supermarkt der quirligen Stadt Arusha geht es hinaus durch die schier endlosen Massai-Ebenen bis zum Tarangire Nationalpark.
Und hier beginnt unser unglaubliches Abenteuer!
Im Herzen des Nationalparks liegt ein typisch afrikanisches Flusstal, gesäumt mit Leberwurstbäumen, Palmen, Akazien und Baobabs. Hier sehen wir unglaublich viele Elefanten, Gnus, Zebras und Büffel und auch die ersten Löwen lassen nicht lange auf sich warten.
Durch das offene Dach lässt sich gut in alle Richtungen fotografieren, ein Bohnensack auf dem Dachrand ersetzt das Stativ. Der Tag vergeht wie im Fluge, kurz vor Sonnenuntergang erreichen wir unser Luxus-Zeltcamp am Ufer des Lake Burunge. In der Nacht hört man nicht sehr weit entfernt das typische Rufen einer Hyäne und wer weiß, wie es sich anhört, erkennt auch in der Ferne das Brüllen der Löwen.
Afrika wie aus dem Bilderbuch
Der nächste Tag gehört ganz der zahlreichen und vielfältigen Tierwelt des Tarangire. Wir fahren durch eine wunderschöne Flusslandschaft und sehen so viele Tiere, dass es einen schon fast erschlägt. Tarangire, das bei ungünstigem Wetter manchmal wie leergefegt ist, präsentiert sich heute in seiner ganzen Pracht. Besonders die Elefanten, die im ausgetrockneten Flussbett graben und so Trinkstellen für sich und andere Tiere freilegen, sind sehr zahlreich, aber auch Löwen begegnen wir mehrfach.
Afrika wie aus dem Bilderbuch!
Am nächsten Morgen verlassen wir Tarangire und fahren einige Stunden lang an der steilen Kante des Ostafrikanischen Grabenbruchs entlang bis zum heiligen Berg der Massai, dem Ol Doinyo Lengai.
An der Südspitze des Lake Natron wohnen wir heute in einem einfachen, aber dennoch luxuriösen Zeltcamp mit riesigen Zelten. Eine unserer Mitreisenden unternimmt am Nachmittag eine Wanderung an einem durch den Steilhang brechenden Fluss entlang hinauf bis zu einem Wasserfall. Der Rest der Truppe erholt sich von der Anfahrt und versucht sich an der Vogelwelt im und um das Camp. Auch der Berg Lengai bietet ein ansprechendes Fotomotiv. Nach einem kurzen Gewitter ist die Luft klar, die Fernsicht ideal.
Am späten Nachmittag macht sich die vereinte Truppe auf den Fußmarsch zum Lake Natron, begleitet von Deon, einem Massai, der sich hier gut auskennt. Auch wenn man sich den vielen Flamingos am Seeufer nicht allzu sehr nähern kann, die Szenerie mit den faszinierenden Vögeln ist unbeschreiblich schön. Zu den anderen Vögeln, die wir sehen, gehören Weißstörche, Löffler, und sogar ein paar Säbelschnäbler. Und die eine oder andere Giraffe lässt sich auch blicken.
Am nächsten Morgen liegt eine friedliche Stimmung über dem Camp. Es ist leicht bewölkt, und das ist gut so, denn es ist eine lange Fahrt in die Serengeti und sie führt uns von einer Höhe von 650 Metern am See über zeitweise mehr als 2.100 Metern bei Waso. Immer wieder ist die Landschaft spektakulär, ja wild. Von Zeit zu Zeit scheint es, als wäre man unvermittelt von einer Mondlandschaft mit grauem Geröll in eine Marslandschaft aus roten Felsen gefahren.
Weit ab von Touristenmassen
Dann erreichen wir den wohl berühmtesten Nationalpark Tansanias, die Serengeti. Und zwar am sogenannten Klein’s Camp Gate, also ganz im Norden, hunderte Kilometer entfernt vom Hauptgate am Naabi Hill, durch den fast alle anderen Besucher kommen.
Die Lobo Wildlife Lodge, äußerst beeindruckend in einer Felsenburg gelegen, thront auf fast 1.800 Metern Höhe. Es ist kühl, recht windig und die Luft ist kristallklar. Hier ist so etwas Selbstverständliches wie Atmen schon ein Genuss!
In der landschaftlich sehr reizvollen Gegend um Lobo Hill – für mich persönlich der schönste Teil der Serengeti – finden wir die meisten der afrikanischen Wildtiere: Giraffen, Büffel, viele Arten von Antilopen und hier und da auf einem der vielen Felsen auch mal einen Löwen, der von dort den Überblick über sein Reich behalten will.
Auch in Lobo bleiben wir zwei Nächte, sodass wir einen vollen Tag haben, um diesen nördlichen Teil zu erkunden. Selbst ohne Tiere wäre die Landschaft einen Besuch wert, aber wir erleben wieder einen Tag mit allem, was die Tier- und Vogelwelt der Serengeti zu bieten hat. Auch wenn sich die ganz großen Gnu-Herden anderswo aufhalten, so ist die Anzahl der Huftiere beeindruckend. Selbst den Geparden finden wir auf seiner Suche nach Beutetieren, an denen es ja nicht mangelt. So viele Thompson-Gazellen habe selbst ich noch selten hier gesehen.
Danach kommt ein weiterer Höhepunkt der Reise: Wir wechseln über in die Seronera Gegend im Zentrum der Serengeti. Hier sind zwar deutlich mehr Safariautos unterwegs, aber dafür ist die Dichte an Tieren, besonders an Raubkatzen, sagenhaft. Ein Rudel Löwen, die wir beobachten können, umfasst 18 Tiere, darunter viele Jungtiere in unterschiedlichen Altersklassen. Am Ende haben wir nicht nur alle großen Katzen wie Löwe, Leopard und Gepard gesehen, sondern auch noch den eher selten zu beobachtenden Serval.
Unser Camp mitten im Nichts
Aber der wahre Höhepunkt ist unser Camp mitten im Busch, an einer frei übersichtlichen Stelle. So zelten wir mit unzähligen wilden Tieren direkt vor unseren Augen.
Ein Leopard marschiert ungeniert durch die Steppe und springt dann mit einem eleganten Satz auf die einzige große Akazie vor uns. Auf einer Astgabel lässt er sich nieder und späht von dort zu uns herüber.
Am Abend streifen mehrere Hyänen um uns herum, um dann, als wir alle im gemütlichen Bett liegen, aus unserem Messezelt die Erdnussbutter zu stehlen und restlos zu verputzen. Auch das Wetter spielt mit und bietet uns zum Sonnenaufgang wie zum Sonnenuntergang eine perfekte Stimmung.
Eigentlich möchte hier so schnell niemand wieder weg, aber nach zwei Nächten im Busch durchfahren wir den südlichen Teil der Serengeti, um in die Ngorongoro Conservation Area überzuwechseln. Hier sind die Massai mit ihren Kuh- und Ziegenherden überall anzutreffen. Dann müht sich unser Land Cruiser die steile Straße hinauf, bis wir am Rande des berühmten Ngorongoro Kraters angekommen sind. Auch diejenigen, die diesen Ort aus Fotos und Filmen kennen, sind überwältigt.
Der Kontrast könnte nicht grösser sein: Nach zwei Nächten im Camp mit Busch-Toilette und -Dusche checken wir in ein Drei-Sterne-Hotel ein. Auch wenn wir dem Camp nachtrauern, eine ausgiebige Dusche, ein großes Schlafzimmer – in dieser Höhenlage von fast 2.600 Metern Gott sei Dank beheizt – und ein riesiges Buffet zum Abendessen haben auch ihren Reiz.
Eine sensationell gute Safari
Auch hier bleiben wir zwei Nächte, weil wir unseren Ausflug hinunter in den Krater ungestört genießen wollen. Das erlaubt es uns, ohne Gepäck, nur mit Kameras und Lunchbox ausgestattet, die wichtigsten Ecken im Krater abzufahren. Auch hier werden wir nicht enttäuscht. Selbst beim Mittagessen auf dem Picknickplatz am kleinen See beobachtet uns eine ganze Löwenfamilie aus einer Entfernung, die noch so gerade keinen Einfluss auf unseren Appetit hat. Mit der Sichtung eines Nashorns haben wir dann auch die berüchtigten Big Five voll. Auch am Hippo Pool verweilen wir länger. Es gibt einfach zu viel dort zu beobachten, nicht nur mehrere Dutzend Flusspferde dicht gepackt in einem viel zu kleinen Teich.
Die absolute Krönung des Tages ist die Paarung eines mächtigen Löwenmännchens mit der Dame seines Herzens direkt neben unserem Fahrzeug! Aber auch die Elefantenfamilie, die in Berührungsdistanz zu unseren Objektiven seelenruhig mit messerscharfen Dornen bewehrte Akazienzweige ins Maul schieben als wären es Salatblätter, müssen erwähnt werden.
Dann ist der ‚wilde‘ Teil der Reise beendet, es geht aus einer Höhe von fast 2.600 Metern Stufe für Stufe hinab ins Rift Valley und auf der in den letzten Jahren schön ausgebauten Straße zurück nach Arusha. Noch ein wenig Souvenirs shoppen, dann belegen meine Gäste etwas müde aber glücklich ihre Tageszimmer in der Nähe des Flughafens für eine letzte Dusche und Vorbereitungen für den Rückflug.
Ich danke allen, die mit mir unterwegs waren, für ihre Begeisterungsfähigkeit und wünsche ihnen, dass auf ihren Speicherkarten alles festgehalten werden konnte, was sie sich erhofft hatten. Es hat unglaublichen Spaß gemacht, ‚mein‘ Afrika mit ihnen zu teilen.
All diejenigen, die beim Lesen meines Textes empfunden haben, ich hätte übermäßig viele Superlative bei meinen Beschreibungen verwendet, sei gesagt: Es war tatsächlich und ohne Übertreibung eine sensationell gute Safari! Ich wüsste keinen Grund, sie nicht nächstes Jahr mit einer neuen Gruppe Tier- und Fotobegeisterten zu wiederholen.
In unserem Newsletter informieren wir Sie über die nächste Foto-Safari mit Claude Melde.