Veröffentlicht am 14. Dezember 2020 von Juan Proll
Weihnachten in Afrika feiern: Wir lassen uns von Corona nicht unterkriegen
Die Corona-Pandemie hat tiefe Spuren der Veränderung in die gefühlte Normalität unseres Lebens gebracht. Gerade in diesen Tagen scheint das monatelang gelebte „social distancing“ in Deutschland, Österreich und der Schweiz den Wunsch auf Weihnachten und familiäres Beisammensein in besonderer Weise zu beleben. Auch in vielen afrikanischen Ländern steht der emotionalen Bedeutung dieser Zeit des Jahres die Gefahr weiterer Corona-Infizierungen gegenüber. Klar ist: Weihnachten in Afrika findet statt! Und überall läuft es sehr unterschiedlich ab. Wie zum Beispiel in Namibia gefeiert wird, erzähle ich euch hier.
Weihnachten in Afrika feiern
Der Ursprung der Weihnachtsfeierlichkeiten in den verschiedenen Ecken des afrikanischen Kontinents liegt in der Christianisierung des überwiegenden Teils der Bevölkerung. Genauso wie in Mitteleuropa gibt es aber auch in Afrika Volksgruppen, die in ihrer Mehrheit mit diesen Zeremonien nichts am Hut haben. Seien es zum Beispiel die Himbas in Namibia, die Kap-Malayen in Südafrika, die Samburu in Kenia oder die Datooga in Tansania. In ihren Dörfern oder Stadtvierteln sind diese Dezember-Tage „Business as usual“.
Afrika Weihnachten: Die Unterschiede zu Mitteleuropa
Nimmt man nur beispielhaft die vier zuvor genannten Länder Namibia, Südafrika, Kenia und Tansania fällt schnell ein großer Unterschied im Vergleich zu unserer Heimat auf: das Klima ist anders. Während wir zu Weihnachten in winterlicher Kälte mit niedrigen Temperaturen ausharren und uns in vielen Regionen über Schnee freuen können, so ist der süd- und ostafrikanische Dezember in der Regel vor allem eins: heiß!
Dort ist Sommer und für die Chance auf Schnee muss man sehr hoch hinaus auf die Berge, zum Beispiel hinauf auf den Kilimandscharo. In Namibia findet man diese weißen Kristalle allerdings in der Regel auch in höchster Höhe nicht. Also Weiße Weihnacht in Afrika? Leider nein!
Als Europäer ist es ein sehr ungewöhnliches Gefühl, zur besten Weihnachtszeit in Ländern wie Namibia, Südafrika, Kenia oder Tansania unterwegs zu sein. Selbst die Präsenz von Weihnachtsbäumen, Weihnachtsdekoration und Weihnachtslichtern auf den Straßen dort lässt in uns nur schwerlich ein Gefühl von Weihnachtlichkeit aufkommen. Gerade in diesen Ländern spürt man deutlich, wie sehr für uns kaltes Schmuddelwetter und noch lieber knarrende Kälte mit herrlichen Schneelandschaften und blauem Himmel dazu gehören.
Die meisten Menschen, die in den afrikanischen Ländern der Weihnachtskultur verbunden sind, kennen die uns vertraute winterliche Atmosphäre eigentlich nur aus dem Fernsehen. Es mag für sie ähnlich befremdlich erscheinen wie für uns das sommerliche Ambiente. Doch hier wie dort ist es die Zeit der Besinnlichkeit und des familiären Zusammenseins: Ob Schnee, Regen oder Sonnenschein – Weihnachten soll das Fest der Liebe sein.
Wie feiert man Weihnachten in Afrika? Sandmann statt Schneemann in Namibia
Namibia ist ein wahres Wüstenland. Die Kalahari im Osten des Inlands entlang der Grenzen mit Südafrika und Botswana und die Namib-Wüste entlang der Küste des Atlantischen Ozeans bieten vor allem eins: Sand. Wer hier zur Weihnachtszeit also unbedingt einen Weihnachtsmann bauen will und dafür eigentlich gerne Schnee zu dicken Kugeln zusammenrollt, kann das in Namibia tatsächlich nur mit Sand versuchen. Die rote Mütze auf den Kopf, eine Karotte als Nase und ein paar Zweige als Arme … das geht auch in diesem Land. Als Bonus gibt es hier Muscheln, die man für die Knopfleiste verwenden kann.
Viele Weihnachtstraditionen des Landes haben die Deutschen eingeführt, als sie im Jahr 1884 begannen, das damalige „Deutsch-Südwestafrika“ zu kolonialisieren. 1915 wurden die Deutschen während des Ersten Weltkrieges vom Thron der Macht gestoßen. Südafrika übernahm und mischte britisch-holländische Varianten der Weihnachtskultur hinzu.
Weihnachten in Afrika beginnt in Namibia wie bei uns mit dem Advent. Ein Adventskranz und Kerzen visualisieren diesen Brauch vor allem in den Kirchen. Wie bei uns auch werden heute mehr und mehr elektrische Kerzen als echte verwendet. In Namibia liegt das vor allem an der extremen Hitze, die das Wachs schmelzen lässt.
Auch den Sankt Nikolaus oder Samichlaus Tag am 6. Dezember trifft man hier in manchen Haushalten und privaten Schulen an. Viele Städte weihen an diesem Tag die weihnachtliche Straßendekoration ein. Weihnachtsschokolade und Weihnachtsgebäck gibt es jetzt überall. Allerdings brauchen sich die Kinder hier nicht vor dem Krampus zu fürchten.
Einen Weihnachtsbaum haben viele auch gerne zu Hause stehen. Doch wenn der nicht aus Plastik sein soll, bleibt nur die Möglichkeit, eine Kiefertanne aus Südafrika zu importieren. Die gibt es in Namibia nämlich nicht. Wie einfach eine solche Bestellung heute über den Online-Versand geht, kann ich euch leider nicht sagen. Aber weiter verbreitet als unsere klassische Version von Weihnachtsbaum sind Dornenzweige von Akazienbäumen (bevorzugt Weißdorn-Akazie), die spätestens Heiligabend geschmückt werden. Wer hierfür heute noch echte Kerzen verwendet, bewahrt diese gerne bis kurz vor Gebrauch im Kühlschrank auf.
Das Weihnachtsessen mit der anschließenden Verteilung der Geschenke findet für die meisten der deutschsprachigen Nachfahren wie bei uns am 24. Dezember statt. Für den Großteil des Landes ist es aber der 25. Dezember. Dabei gibt es bei den Deutschen gerne Ente, bei den Afrikaans und den Ovambos Fleisch vom Grill („Braai“). Selbstverständlich gehört für alle Weihnachtsgläubigen auch die Christmette zur Tradition.
Im Norden des Landes ist Weihnachten auch unter der Ovambo-Bevölkerung sehr populär geworden. Sie bilden die größte Volksgruppe Namibias und man findet ihre Angehörigen verteilt im ganzen Land. Aber wer kann, versucht Weihnachten bei der Familie zu sein. Weihnachten bedeutet für sie vor allem eins: zu teilen. Und das nicht nur mit der eigenen Familie, sondern auch mit Freunden und der Gemeinde. Es geht hier daher vielerorts sehr offen zu. Heimische Getränke werden gebraut und zusammen mit dem Essen, das draußen über dem Feuer vorbereitet wird, mit Vorbeikommenden geteilt. Bei dem herrlichen Wetter eine wundervolle Weihnachtsessen-Variante.
Bei den Hereros zwischen Okahandja und Otjiwarongo kommt noch eine weitere Besonderheit hinzu. Hier trifft man immer wieder den Brauch an, dass Kinder ein Theaterstück vorbereiten, das sie ihren Familien zu Weihnachten vorführen.
Erstaunlich ist aber über alle Unterschiedlichkeit der Volksgruppen hinweg, dass es unter den Erwachsenen vor allem einen sehr verbreiteten Weihnachtswunsch im Wüstenstaat gibt. Habt ihr eine Idee, welcher das sein könnte? Es ist etwas, wovon wir in Mitteleuropa zu dieser Zeit schon meist wieder die Nase voll haben: Regen.
Eine weitere Besonderheit ist in Namibia der 26. Dezember. Weihnachten in Afrika verwöhnt in den Commonwealth-Ländern an diesem Tag eigentlich mit ‚Boxing Day’. Traditionell ist Boxing Day der Tag nach Weihnachten, an dem Angestellte von ihrem Arbeitgeber ein Geschenk erhalten, die ‚Christmas box’. Inzwischen ist Boxing Day bekanntlich ja tatsächlich eher ein Kampftag. Es ist der Start des Winterschlussverkaufs in den Kaufhäusern. Wer hier boxerische Qualitäten mitbringt, ist eindeutig im Vorteil.
Namibia hat Boxing Day in den Jahren nach der Unabhängigkeit 1990 durch „Family Day“ ersetzt. Zum einen, um sich aus dem kolonialen Kontext zu lösen. Und zum anderen, um über Weihnachten hinaus seine Energien noch einmal ganz gezielt der Familie zu widmen.
Besonderes Gewicht am Familientag in Namibia liegt darauf, der eigenen Vorfahren zu gedenken – also dem Teil der Familie, der auf dieser Welt nicht mehr leibhaftig anwesend ist. Gleichzeitig soll es die Wertschätzung der Kultur Namibias fördern, da die ganze Nation als eine große, übergroße Familie angesehen wird.
Wer über Weihnachten in Namibia unterwegs ist, hat gerade im zentralen Norden des Landes, dem Ovamboland oberhalb des Etosha Nationalparks, am ehesten die Gelegenheit, weihnachtliche Stimmung in einem für uns exotischen Kontext einzufangen. Wundert euch nicht, wenn hier auch mal die eine oder andere Einladung erfolgt. Wer es aber tendenziell mehr ‚europäisch’ haben möchte, der verbringt die Zeit am besten in Orten wie Windhoek, Swakopmund oder Okahandja. So oder so ist Weihnachten hier aber … einfach anders.
Frohe Weihnachten, Merry Christmas, Geseënde Kersfees, Okrismesa ya yambekwa, Ngai rire ombura yondjoura für euch alle. Und spezielle Weihnachtsgrüße heute auch von meinen ostafrikanischen Kolleg*innen: Heri ya krismasi!
Afrika-Reisen sind nach dem Corona-Lockdown 2020 wieder möglich. Wir stehen gerne für Rückfragen und Unterstützung bei der Planung deiner Afrika-Reise bereit – egal ob auf einer Gruppenreise oder einer Selbstfahrerreise unterwegs. Dank unseres engen Kontaktes zu unseren Tochterfirmen in Namibia, Südafrika, Kenia und Tansania wissen wir über die aktuelle Lage hier und den Nachbarländern immer gut Bescheid. Also melde dich bei uns! Dein Traum, unsere Expertise – Dein ganz individuelles Afrika-Erlebnis.