Veröffentlicht am 28. Dezember 2020 von Verena Brode
Zum ersten Mal in Kenia: Was muss man sehen? Unsere Kollegin Verena unterwegs
Im ersten Teil des Interviews zu ihrem Urlaub in Kenia während der Corona-Zeit berichtete unsere Kollegin Verena von ihren Erfahrungen mit den Corona-Reisebestimmungen und von ihrer Besteigung des Mount Kenya. Heute erzählt sie uns von ihren Safari-Erlebnissen im Mutterland der Safaris und wir fragen sie: Was muss man in Kenia sehen?.
Die Corona-Einreisebestimmungen gut gemeistert, den Mount Kenya fast erobert, ging eure Reise anschließend weiter zu Kenias Safari-Highlights des Landes. Zunächst in die Masai Mara. Was war dort das Besondere für dich?
Wir sind auf einer Camping-Safari mit Emmanuel, unserem Guide, und Castan, unserem Koch, unterwegs gewesen. Statt Laufen war jetzt Sitzen im geräumigen Land Cruiser angesagt. Dennoch kamen wir schön ins Schwitzen. Vorbei war es mit der Kälte während der Bergbesteigung. Es war so warm, dass wir alle Fenster öffnen konnten und die frische Brise ständig für gute Luft im Cruiser sorgte.
In der Masai Mara haben wir schon gleich sehr viel gesehen. Herden von Zebras und Gnus, Büffel, Löwen, Elefanten, Hyänen und so weiter. Kein Nashorn, kein Leopard, aber sonst haben wir so circa alles gesehen. Das Besondere in der Masai Mara war jedoch das berühmte „River Crossing“. [Die Flussüberquerung von Gnus und Zebras, die alljährlich zu Millionen auf „Große Wanderschaft“ (Great Migration) durch die Serengeti und Masai Mara unterwegs sind, um dem Regen und damit einhergehenden guten Futterbedingungen zu folgen.]
Wir sind richtig pünktlich angekommen, haben da geparkt und vielleicht 10 Minuten gewartet. Dann ging es schon los. Emmanuel hatte es bereits vermutet, weil die Tiere so zielstrebig auf den Fluss zugesteuert sind und die Gnus so viel „gegnut“ haben. Dann ist das erste Gnu die Böschung hinuntergesprungen und die anderen hinterher. Das war sehr beeindruckend zu sehen, wie sich sicherlich an die tausend Tiere durch das Wasser auf die andere Seite kämpften. Ich habe natürlich nach Krokodilen Ausschau gehalten, aber irgendwie waren keine da. Komisch, aber na ja. Wir haben allerdings zwei Gnus gesehen, die durch die Strömung abgedriftet sind, und eins, das sich offenbar das Bein gebrochen hatte.
Irgendwann war die Flussüberquerung vorüber. Da haben wir aber auch schon die Geier im Hintergrund fliegen sehen. Also sind wir noch einmal 200-300 Meter den Flusslauf hinuntergefahren. Und dann lagen da bestimmt 150 Gnus tot im Wasser, all die Geier obendrauf und satte, fette Krokodile daneben. Die Geier schienen nur darauf zu warten, dass die Krokodile vorbeikommen und mal ein Bein abschnabulieren, weil sie selbst den Körper der toten Gnus nicht öffnen können. Den Geiern blieb also nur, zu versuchen, über das Auspicken der Augen oder über das Hineinstochern in den After ins Körperinnere zu kommen. Die hatten alle Kohldampf. Nur die Krokodile lagen pappsatt daneben und haben sich nicht bewegt.
Diese Gnus müssen sich von früheren River Crossings hier angesammelt haben, von der Nacht oder vom frühen Morgen oder vielleicht auch vom Vorabend. Da lagen so viele, einfach nur tot. Es hat auch schon ein bisschen gestunken. Und dann die vielen Geier obendrauf. Echt beeindruckend.
Eine Flussüberquerung während der Großen Wanderung zu sehen ist nichts Selbstverständliches. Ein bisschen Glück gehört dazu. Wie ging es dann weiter?
Wir haben in der Masai Mara auch noch einen Heißluftballon-Flug gemacht. Das war auch ganz irre. Wir standen im Korb des Ballons und haben kein Lüftchen gespürt. Es wackelte und schunkelte nicht. Es war ganz still und bei dem Blick hinaus auf den Boden unter uns sah es so aus, als wenn der sich bewegt. Ich dachte: „Ist das jetzt echt? Oder sind wir gerade in einem Videospiel?“ Der Boden bewegt sich, aber man selber spürt es überhaupt nicht, obwohl wir es ja sind, die sich bewegen.
Wir sind dann erst ganz hoch geflogen. Dann so tief, dass wir vielleicht einen Meter über der Grasnabe waren und die Grashopper und Frösche herumspringen sehen konnten. Und so ging es einige Male hoch und runter. Von dort haben wir auch Zebras gesehen und Löwen, Gnus und Büffel. Die Masai Mara von oben, diese Ruhe dabei, das war auch sehr beeindruckend. Zum Abschluss gab es dann ein edles Champagner-Frühstück.
Danach ging es weiter in den Amboseli Nationalpark. Wie ist es euch dort ergangen?
Hier hatten wir morgens bei Sonnenaufgang einen wunderschönen Ausblick auf den Kilimandscharo. Das muss man auf einer Kenia Safari auf jeden Fall sehen. Es war landschaftlich sehr beeindruckend. In vielen unterirdischen Rinnsalen fließt das Schmelzwasser des Kilimandscharos in den Amboseli und kreiert dort eine Sumpflandschaft. Wir waren dann in verschiedenen Abschnitten dieses Feuchtgebietes mit diesem besonderen Grün. Da haben wir Elefanten gesehen, die mit halbem Körper im Wasser standen, am Futtern, am Schmatzen und am Saufen waren. Dann sind wir nur ein paar Meter weitergefahren und plötzlich war es da wüstentrocken. Die Landschaft hier war sehr sandig und kahl und dürr. Dieser Kontrast war echt krass und das Beeindruckendste im Amboseli.
Wir haben dort dann auf einem kleinen Hügel, Constitution Hill genannt, eine kleine Mittagspause gemacht. Von dort oben hatten wir auch eine tolle Aussicht auf die Sumpflandschaft und konnten ein paar Tiere sehen. Leider nicht die Elefanten vom Kilimandscharo, da der Berg in Dunstschleier und Wolken verhüllt war.
Damit war eure Nationalpark-Tour aber noch nicht beendet. Wie ging es im Tsavo-East Nationalpark weiter?
Oh ja, im Tsavo-East hatten wir mal zuerst das Glück, an einem Wasserloch Elefanten zu sehen und ein Löwenpärchen auf Honeymoon, das im Gras lag. Einem der Elefanten-Bullen schien die Präsenz der Löwen aber nicht zu gefallen. Zumindest lief er erst einmal auf die Löwen zu. Dann blieb er aber doch stehen und schnupperte an jedem Mauseloch herum. Wir dachten schon: „Fahren wir mal weiter. Hier passiert jetzt wohl eh nichts.“
Aber dann änderte sich die Situation schlagartig wieder. Der Bulle lief auf die Löwen zu und scheuchte sie weg. Das Liebespärchen rannte jetzt genau in unsere Richtung, setzte sich nach ein paar Metern aber wieder hin. Offensichtlich immer noch zu nah für den Elefanten. Der lief also gleich hinterher und verscheuchte die Löwen ein weiteres Mal. Das flüchtende Pärchen kam dann direkt auf uns zugelaufen und rannte direkt an unserem Auto vorbei. Der Bulle stand jetzt ein bisschen herum. So, als überlege er noch, ob ihm der Abstand nun groß genug sei. Offensichtlich nicht, denn er setzte wieder an, jagte den Löwen hinterher, kam aber auch jetzt auf uns zu. Da mussten wir dann den Rückwärtsgang einlegen und Abstand gewinnen, weil die Elefanten im Tsavo wohl sehr aggressiv sein können. Wir konnten jetzt richtig sehen, wie der Bulle auf die Straße kam – wir waren auf einer Schotterpiste. Er schaute drohend zu uns herüber mit wackelnden Ohren und lautem Trompeten. Dann rannte er aber wieder den Löwen hinterher und scheuchte sie durch die Savanne.
Das war total spannend. Und so etwas sieht man eben nur, wenn man sich wirklich Zeit nimmt und einfach mal den Motor abstellt und guckt, was da jetzt so passiert. Manchmal passiert nichts und manchmal erlebt man, was wir erleben konnten. Wir standen da bestimmt eine Stunde und haben einfach nur diesem Löwenpärchen und dem Elefanten zugeguckt. Das war schon eine einmalige Szene, die wir auch nie vergessen werden.
Ja, das klingt echt aufregend. Kann es da noch besser kommen?
Es kann. Als wir im Übernachtungscamp ankamen, sagten uns die Ranger gleich, dass am Nachmittag schon ein Löwe durch das Camp gelaufen sei. Wir dachten nur: „Okay …, Löwe, aha …“ Im Camp liefen auch ein paar Impalas und ein Eland herum und einer der Ranger meinte, dass es sein könne, dass der Löwe es auf die Eland-Antilope abgesehen habe. Man wisse nicht, ob der Löwe deshalb vielleicht noch einmal zurückkomme.
Wir haben jedenfalls erst mal die Zelte aufgebaut, danach gab es Abendessen und dann war es irgendwann dunkel. Wir sprachen mit dem Guide darüber, was ist, wenn man nachts auf Toilette muss. Darf man aus dem Zelt raus oder nicht? Emmanuel sagte, wenn ihr unbedingt raus müsst, dann auf jeden Fall erst einmal die Umgebung mit der Taschenlampe ableuchten. Da wir eine Taschenlampe dabei hatten, haben wir sie nun auch sofort mal ausprobiert. Wir haben direkt so 30 Augen gesehen, die uns alle anstarrten und wir dachten: „Uch, was ist das denn?“ Das waren aber glücklicherweise nur die Impalas. Emmanuel meinte auch gleich, wenn die uns so entspannt angucken, ist alles okay. Erst wenn sie allesamt in eine bestimmte Richtung starren, stimmt irgendwas nicht.
Also mit der Taschenlampe auf Augen schauen, schien erst einmal hilfreich. Aber dann sagte Emmanuel, dass Elefanten-Augen nicht im Licht reflektieren und man deshalb auch ein bisschen vorsichtig sein muss. „Toll“, dachte ich und fragte ihn, wie man denn weiß, ob Elefanten vor dem Zelt sind oder nicht. „Ja“, sagte Emmanuel, „man hört das schon, wenn sie mit ihren Füßen schaben oder Äste von den Bäumen reißen.“
Als wir dann ins Bett gegangen sind, haben wir gleich mal den Löwen brüllen gehört. Der war wohl nur etwa ein Kilometer entfernt. Wir haben nur gedacht: „Ja, das könnte eine spannende Nacht werden.“ Wir sind trotzdem bald eingeschlafen. Irgendwann in der Nacht wurden wir aber tatsächlich vom Füße scharren und Äste zupfen der Elefanten wach. Und weil wir nur das Moskitonetz des Zeltes geschlossen hatten, konnten wir richtig durch das Netz sehen, wie der Elefant an unserem Zelt vorbeilief. Er war aber nicht der einzige. Die ganze Nacht durch kamen immer mehr Elefanten an unserem Zelt vorbei. Einmal stand auch ein Impala nur einen Meter vor unserem Zelt. Den konnten wir wunderschön im Mondscheinlicht sehen. Morgens kurz vor Sonnenaufgang kam dann wieder ein Elefant und der hat sich direkt am Baum neben unserem Zelt seinen Rücken und seinen Hintern ‚geschabbelt’. Wir saßen in unserem Zelt und konnten richtig sehen, wie er nur ein paar Meter von uns entfernt es sich gut gehen ließ. Das war echt eine ziemlich coole Nacht. So eine Nacht werden wir nie vergessen.
Am Morgen stellte sich auch heraus, dass die Elefanten die Wasserzufuhr im Küchenbereich auseinander genommen hatten, um an Frischwasser zu kommen. Was wohl auch der Grund dafür war, dass so viele Elefanten im Camp waren, weil die davon eben alle getrunken haben.
Da geht einem in der Nacht doch bestimmt auch die Muffe, oder? Das Zelt so klein, die Elefanten so groß, dass man sich fragt, warum sollten die nicht einfach über das Zelt hinwegtrampeln?
Ja genau! Bloß kein Geräusch machen, ganz langsam umdrehen, auf gar keinen Fall den Elefanten erschrecken. Auch das Handy ausmachen, um jede Aufregung zu vermeiden und um zu verhindern, dass er nun panisch losläuft.
Und wie weit war der Toilettenkomplex entfernt?
Zu weit! 50, 20, 30 Meter? Da wäre ich auf gar keinen Fall hingegangen. Vor allem mit den Löwen in der Nähe. Es war zum Glück auch nicht nötig, in der Nacht darüber nachzudenken.
Und wie ist dein Resümee nach dieser Zeit in den Bergen und den Nationalparks?
Großartig! Es gab wirklich nur eine Sache, die uns überhaupt nicht gefallen hat: der Rückflug! Wir wären einfach so gerne noch länger geblieben. Abschalten vom Corona-Alltag in Deutschland, trotzdem sich sicher fühlen in Kenia; supernette Menschen, frische Luft, viel Bewegung, viel Natur. Jeder Nationalpark hatte so sein eigenes Highlight. Es waren extrem wenig Menschen unterwegs. Wir haben richtig was erlebt. Und um all die Eindrücke genüsslich zu verdauen, haben wir zuletzt noch ein paar Tage in einem Strandhotel am Diani-Beach verbracht. Badewannen-Temperaturen, herrlich türkis-blaues Wasser und feiner, weißer Sand, einfach perfekt zum Entspannen. Genau der richtige Abschluss.
Nun stand die Rückreise an und damit wieder die Corona-Realität in Deutschland. Welche Erfahrungen hast du da gemacht?
Wir sind ohne Probleme zurück nach Deutschland gekommen und haben uns dann im Corona-Testzentrum am Frankfurter Flughafen testen lassen. Das läuft am besten per Online-Vorabregistrierung. Man bekommt dann einen QR-Code, der vor Ort einfach gescannt werden kann. Die ganze Geschichte hat uns vielleicht 20 Minuten Zeit in Frankfurt gekostet. Wir sind dann nach Hause gefahren und in Quarantäne gegangen, bis die Testergebnisse kamen. Die sollten eigentlich nach 24 Stunden eintreffen, brauchten aber zweieinhalb Tage, weil das Labor wohl sehr überlastet war. Die Ergebnisse waren jedenfalls negativ und wir konnten raus aus der Quarantäne.
Seit dem 8. November läuft es allerdings anders: Wer jetzt aus einem Risikogebiet zurückkommt, muss in eine 10-tägige Quarantäne, kann dann aber nach 5 Tagen einen Test machen lassen und aus der Quarantäne raus, wenn das Ergebnis negativ ist. Ausnahme ist Nordrhein-Westfalen, wo wohl jemand erfolgreich dagegen geklagt hat, überhaupt in Quarantäne zu müssen.
Vielen Dank für das Interview und bleib gesund.
Wir stehen gerne für Rückfragen und Unterstützung bei der Planung einer Kenia-Reise bereit und beraten dich zur Frage „Was muss man in Kenia sehen“. Dank unseres engen Kontaktes zu unserer Tochterfirma in Kenia wissen wir über die aktuellen Reisebedingungen immer gut Bescheid. Also melde dich bei uns! Dein Traum, unsere Expertise – Dein ganz individuelles Kenia-Erlebnis.