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Veröffentlicht am 15. Dezember 2011 von Ute Stierle

Trekking: Mt. Meru Besteigung

Nachdem meine Besteigung des Kilimanjaros über die Marangu Route geglückt und wirklich ein Erlebnis war, hat es mich auch auf den Mount Meru gezogen. Dieser ist mit seinen 4.566 m Höhe der 5.-höchste Berg Afrikas. Vier Monate hatte ich den Mount Meru jeden Tag von meinem Arbeitsplatz in Usa River (Arusha) aus bestaunt und in allen Farben und Wetterlagen gesehen. Es wurde also Zeit, mir den Mount Meru aus der Nähe anzusehen.

Am 3. Dezember ging es dann mit dem Auto die Momella Road hinauf Richtung Arusha National Park. Am Ngorongare Gate hat unsere Dreipersonen-Kleingruppe sich mit der Mountain Crew bekannt gemacht, bestehend aus dem Guide Batschi, dem Koch und den Trägern. An dieser Stelle möchte ich gleich ein großes Lob an die Mannschaft aussprechen, die „Eins A“ für unser Wohl gesorgt hat. Auf dem Weg zum Momella Gate führte die Fahrt durch die sogenannte „Little Serengeti“ und tatsächlich konnten wir schon auf dieser kurzen Fahrtstrecke von ungefähr 20 Minuten eine Giraffenfamilie mit ihren Jungen, eine Warzenschweinfamilie sowie Zebras, Büffel und Affen sehen.

Am Momella Gate angekommen, musste unser Guide erst ein paar Formalitäten mit der Parkleitung klären. Derweilen wurde unser Gepäck an die Träger verteilt. Ein Ranger des Nationalparks, ausgerüstet mit einem Gewehr für den Notfall, muss die Wanderer bei der Besteigung des Mount Meru begleiten, da es vorkommen kann, dass wilde Tiere den Weg kreuzen. Aus diesem Grund werden oft mehrere Wandergruppen zu einer größeren Gruppe zusammengeschlossen und von diesem Ranger begleitet. So kam es, dass ein bunt gemischtes Team verschiedenster Nationalitäten zur Mittagszeit den Aufstieg begann.

Zum Gipfel des Mount Meru gibt es nur eine Route. Am ersten Tag kann zwischen 2 Varianten gewählt werden. Eine längere Route führt vorbei an Wasserfällen und durch den Arched Fig Tree, einem Baumtor. Diese Route wanderten wir hoch. Die 2.Variante, die kürzere Route, welche den Tulusia Wasserfall passiert, stiegen wir ab.

Die erste Etappe vom Momella Gate (1580 m) bis zu den Miriakamba Huts (2514 m) führte uns durch Regenwald und an einer grasenden Büffelherde vorbei. Wir spürten die feuchte warme Luft sehr und schwitzen war, nicht nur durch die Anstrengung, angesagt. Das Lauftempo stellte sich als deutlich schneller als bei der Kilimanjaro-Besteigung heraus. Pole pole (= langsam auf Swahili) gehen schien an diesem Berg nicht ganz so wichtig zu sein – leider. Wir marschierten immer mit offenen Augen und „starrten“ nicht nur auf unseren Trekkingpfad, so entgingen uns die, durch die Bäume springenden, schwarz-weißen Colobus Affen auch nicht. Außerdem bewunderten wir die mit Flechten behangenen Bäume und dieses so grüne ‚Grün‘ des Regenwaldes. Sehr schön fanden wir auch die gelb-roten Fackellilien am Wegesrand. Alles musste, natürlich fotografisch festgehalten werden.

Nach ca. vier Stunden erreichten wir den riesigen Meru Krater und konnten den Aschekegel in dessen Mitte von unten betrachten – was für ein faszinierender Anblick. Um uns herum ragten steile Kraterränder in den Himmel und uns wurde noch einmal sehr deutlich bewusst, was noch auf uns wartete. An diesen Kraterrändern liefen wir entlang und erreichten nach 4 bis 5 Stunden Marsch unser Tagesziel – die Miriakamba Hut auf 2514 m Höhe.

Die Miriakamba Hut besteht aus einer Essenshütte und mehreren großen Hütten mit Zimmern, die jeweils zwei Stockbetten enthalten und uns stark an deutsche Jugendherbergen erinnerten. Außerdem gibt es noch eine Toilettenhütte, die sogar mit Kaltduschen ausgestattet ist. Für die nicht ganz so harten Burschen unter uns gab es aber auch eine Schüssel gefüllt mit warmem Wasser – für eine Katzenwäsche. Wir genossen darin aber auch noch ein warmes Fußbad!! Wir stärkten uns anschließend bei einem lecker zubereiteten Menü unseres Spitzenkochs und tauschten mit unseren Wanderkollegen noch die Erlebnisse des Tages aus, bevor wir alle müde in die Betten fielen.

Frisch und munter starteten wir nach dem Frühstück am nächsten Morgen unsere zweite Trekkingetappe. Wir hatten schon vorher in unserer Reiseliteratur gelesen, dass an diesem Tag hunderte Treppenstufen unseren Weg nach oben unterstützen würden. Nach den ersten Hundert hörten wir auf zu zählen, denn es gab noch viele!! Irgendwann war ein Ende in Sicht und der Weg führte in Serpentinen weiter aufwärts. Das war schon fast Entspannung für die Beine!

Nach ca. 4 Stunden erreichten wir die Saddle Hut (3566 m). Die Ausstattung der Hütte war ähnlich der Miriakamba Hut. Nach einer Stunde Ruhepause auf der Saddle Hut stiegen wir mit unserem Guide Batschi noch 1 bis 2 Stunden bis zum Litte Meru auf, der mit einer Höhe von 3820m hinter der Saddle Hut aufragt. Typisch Afrika erhält doch jeder, der den Gipfel des sogenannten Little Meru erreicht, auch schon ein Zertifikat – dieses ist zwar nur grün und nicht golden eingerahmt. Dann hieß es möglichst früh schlafen zu gehen, denn in der Nacht um 01:00 Uhr sollte der große Gipfelsturm beginnen.

Um Mitternacht wurden wir geweckt. Es gab noch Tee und Kekse bevor der Aufstieg begann. Als wir alle warm eingepackt waren, liefen wir im Schneckentempo los. „Pole pole“ wurde – zu unserer Freude, in der Gipfelnacht ganz groß geschrieben! Es ging in Serpentinen bis zum Rhino Point, dort verschnauften wir kurz und bewunderten den phantastischen Sternenhimmel. Dann liefen wir weiter über Stock und Stein, wobei man Stein hier wirklich wörtlich nehmen kann – denn wir kletterten über
steile Felshänge. (Beim Abstieg sahen wir erst, wie steil der Weg wirklich war und uns wurde noch nachträglich ganz mulmig, was wir da nachts, mit unseren Kopflampen ausgerüstet, wirklich gemeistert hatten).

Als wir höher kamen, der Weg nur noch aus einem schmalen Grat bestand, mussten wir ganz schön trittsicher sein, da uns der Wind sonst umgefegt hätte. Stunden später, wir hatten schon gar kein Gefühl mehr, wie lange wir unterwegs waren, wurde es heller und wir sahen ein tolles Morgenrot im Osten.

Wir freuten uns schon riesig. Doch hinter dem nächsten Felsen hatten wir auch noch einen unglaublich schönen Ausblick auf den Kilimanjaro bei Sonnenaufgang. Eine ganze Stunde hatten wir noch vor uns! Aber der herrliche Ausblick hatte uns neue Energie gegeben und so kletterten wir weiter über große Felsbrocken unserem Guide Batschi hinterher – von einem Pfad oder Weg konnte nicht mehr die Rede sein. Auf einmal sahen wir die tansanische Fahne oben am Gipfel.

Angekommen, oben am Gipfel, trugen wir uns stolz ins Gipfelbuch ein und schossen Fotos am Socialist Peak vor dem Schild mit der Aufschrift: 4562,13 m!

Die Sicht in den Krater des Merus mit dem Ascheschlot war gigantisch! Dank des umsichtig langsamen Gehens, wie durch Batschi vorgegeben, erreichte unsere Gruppe ohne Probleme mit der Höhe als eine der ersten an diesem Morgen den Gipfel des Mount Merus.

Nach einer halben Stunde machten wir uns an den Abstieg. Ganz ehrlich, den Weg vom Gipfel zurück zur Saddle Hut habe ich anstrengender in Erinnerung als den Aufstieg. Die einmalige Aussicht vom Kraterrand trug aber doch sehr zur Motivation bei. Trotzdem waren wir froh, als wir um 11:00 Uhr morgens für eine Stunde in der Saddle Hut in die Betten fallen konnten.

Nach einem leckeren Mittagessen machten wir uns dann an den weiteren Abstieg von 2,5 Stunden bis zur Miriakamba Hut. Jede der über hundert Stufen abwärts spürten wir in unseren Beinen. In der Miriakamba Hut angekommen, war unsere Müdigkeit und Anstrengung schnell verflogen und wir feierten unsere erfolgreiche Besteigung.

Am letzten Morgen hatten wir mit Blick auf die Momella Seen und den Ngurdoto Krater nur noch 2 Stunden leichten Abstieg vor uns. Am Momella Gate erhielten wir von Joseph, dem Ranger der uns begleitete, unsere Zertifikate für die erfolgreiche Besteigung des Mount Meru. Erschöpft aber glücklich fuhren wir zur heiß ersehnten Dusche.

Vier erlebnisreiche, anstrengende aber unvergesslich tolle Tage lagen hinter uns!
Hier noch ein paar praktische Informationen für alle Interessierten:

Die Besteigung des Mount Merus ist konditionell einfacher als etwa die Kilimanjaro Besteigung. Durch die geringere Höhe sind die Temperaturen nicht so eisig und die Auswirkungen der sauerstoffarmen Luft wesentlich geringer. Technisch gesehen ist die Besteigung aber definitiv schwieriger und sollte nicht unterschätzt werden. Auch wenn die Besteigung des Mount Merus grundsätzlich das ganze Jahr hindurch erfolgen kann, so ist doch die Regenzeit von Ende März bis Ende Mai aufgrund starker Niederschläge nicht empfehlenswert.

Auf unseren Touren gehen ein Führer und eine entsprechende Bergmannschaft mit. Die Beschäftigung als Guide, Koch oder Träger ist bei den Einheimischen sehr beliebt und stellt eine der wenigen Möglichkeiten dar, direkt vom Tourismus zu profitieren. Ohne die richtige Ausrüstung kann jede Bergtour schnell zur Tortur werden: Während es am Parkeingang noch tropisch warm ist, herrschen am Gipfel Temperaturen von -10°C und darunter. Sie als Bergsteiger brauchen selber nur das nötigste im Tagesrucksack tragen. Den Transport des weiteren Gepäcks übernehmen die Porter. Nach der Besteigung sind Trinkgelder für alle Mitglieder der Bergmannschaft üblich.
Bei allen Aktivitäten am Mount Meru sollten Sie immer im Hinterkopf behalten, dass es keine Bergrettung wie z. B. in den Alpen gibt. Sollten Sie aus eigener Kraft nicht mehr Absteigen können, werden Sie getragen oder auf einer Trage hinunter gebracht.