Veröffentlicht am 16. März 2020 von Johanna Höß
Regen in Namibia: Ein langersehnter Gast
Namibia wird oft scherzhaft auch als eine „einzige große Wüste“ bezeichnet. Das relativ dünnbesiedelte Land im südlichen Afrika ist tendenziell sehr trocken. Die letzte ausgiebige Regenzeit hier liegt nahezu zehn Jahre zurück. Seit 2011 hat es in einigen Gebieten des Landes nicht ein einziges Mal geregnet. Dieses Jahr kam dann die Erleichterung – endlich Regen in Namibia.
Regen in Namibia
Sven, der Operations Manager unserer Tochterfirma vor Ort, erzählt uns im Gespräch, wie schlimm die Dürre wirklich war, wie die Stimmung in Namibia nach dem Regen ist und wieso Namibia so trocken ist.
Sven, du lebst seit 2007 in Namibia. Wie hast du das Land in dieser Zeit erlebt, und wie schlimm war die Dürre in Namibia?
Namibia hat ein trockenes Wüstenklima. Die Namib-Wüste macht flächenmäßig den größten Teil des Landes aus. Das letzte Mal so richtig geregnet in Namibia hat es vor fast zehn Jahren, von Januar bis April 2011. Dafür war 2011 ein besonderes Jahr: Farmer, die ihr ganzes Leben in Namibia gelebt haben, sagten, dass sie so etwas noch nie gesehen hätten. In diesen Monaten wurden Niederschläge von bis zu 384 mm verzeichnet. Die Regenzeit im Jahr 2011 wird nicht zu Unrecht auch „Jahrhundertregenzeit“ genannt. Danach hatten wir dann wieder jahrelang kaum Regen in Namibia.
2014 schien es als gäbe es wieder eine gute Regenzeit. In diesem Jahr hatten wir von Januar bis April wieder erhöhte Niederschläge. Das Problem war allerdings, dass der Regen nur territorial war, das heißt, dass einige Gebiete Regen abbekamen – und andere nicht. Die Farmer machten sich einen Spaß daraus, ihren Nachbar anzurufen, der Pech hatte und keinen Regen abbekam. Es wurde regelrecht gewetteifert darum, wer Regen bekam und wer nicht.
Bis dann dieses Jahr die starken Regenfälle kamen, sah Namibia schlimm aus. Der ausbleibende Regen hatte auch verheerende Folgen für die Landwirtschaft, die den Großteil des namibischen Wirtschaftseinkommens ausmacht und natürlich auch Auswirkungen auf die Nahrungsmittelsicherheit der Bevölkerung hat. Wenn es ein oder zwei Jahre kaum regnet, wird das Gras stehend zu Heu. Wenn es in dieser Zeit wieder nicht regnet, wird selbst dieses Heu von den Tieren abgegrast.
Namibia wird oft scherzhaft als eine einzige riesige Wüste bezeichnet. Doch wie trocken ist das Land wirklich?
Namibia ist trocken. Aber man muss zwei Mal hinschauen, um zu sehen, wie trocken es im Land wirklich ist. Viele meiner Gäste sehen traurig aussehende, vertrocknete Büsche und schussfolgern daraufhin, dass die Landschaft ausgetrocknet ist. Ich erkläre ihnen dann, dass selbst Büsche die vermeintlich ausgetrocknet aussehen, wieder grün werden können, wenn es regnet. Wie das funktioniert? Das ist ein namibisches Wunder. Um wirklich zu sehen, ob es trocken ist in Namibia beziehungsweise, ob es lange nicht mehr geregnet hat, gibt es einen Trick. Man muss unter die Bäume schauen. Wenn es unter den Bäumen kein Gras mehr gibt, dann ist es wirklich trocken in Namibia.
Wieso ist Namibia denn so trocken, bzw. wieso gibt es in Namibia so wenig Regen?
Dass Namibia so wenig Regen abbekommt, liegt unter anderem am Benguela Strom, der kalten Meeresströmung im Südatlantik. Der Benguela Strom „drückt“ die Wolken förmlich zurück, weswegen Regenwolken keine Chance haben über den Atlantik nach Namibia zu kommen. Der kalte Meeresstrom ist auch der Grund, wieso Namibia so anders aussieht als die Nachbarländer Angola, Sambia oder Botswana, die allesamt schön grün sind. Tendenziell gibt es im Norden Namibias etwas mehr Regen. Hier können Regenwolken aus nordöstlicher Richtung ihren Weg leichter nach Namibia machen, über Angola, Sambia und Botswana. Dieses Jahr gab es viel mehr Wolken, die es dann letztendlich auch geschafft haben, über die Grenze zu kommen und die dieses Mal sogar bis ganz in den Süden Namibias weiterzogen. Das bedeutete, dass wir auch endlich Regen im gesamten Land hatten, und nicht nur im Norden.
Wie ist denn die Stimmung, nachdem es nun endlich Regen in Namibia gab?
Die Stimmung ist gut! Alle sind erleichtert. Seit die heftigen Regenfälle im Februar anfingen, können sich die Farmer entspannen. Sie müssen ihr Geld jetzt nicht mehr für Futter sparen. Dank des Regens haben sie nun erst einmal für ein bis zwei Jahre Futter für ihre Tiere. Allgemein hat die Kaufkraft in Namibia zugenommen.
Wenn ich an Namibia denke, denke ich an enorme Dünen und viel Sand. Sieht das Land denn derzeit anders aus, nach dem vielen Regen?
Wenn es in Namibia gut regnet, wird das Land üppig grün. Es sieht dann so aus, als könnte man auch in den Alpen sein. Spannend ist auch, dass selbst Gebiete, von denen man denkt, sie seien komplett ausgetrocknet, wieder „lebendig“ werden. Die Grassamen vom letzten guten Regen befinden sich noch im Boden. Es braucht tatsächlich nur einen guten Regen und das Gras kann neu wachsen.
Namibia ist durchzogen von einer Vielzahl an Trockenflüssen, die auch „Reviere“ genannt werden. Wir haben ein solches Revier in unserem Hinterhof. Mit dem Regen hat sich dieser Trockenfluss in einen regelrechten Strom verwandelt, in Namibia nennen wir das „abkommen“.
Mein Highlight ist jedoch die sogenannte „Lilienpfanne“. Im Süden Namibias gibt es eine große Lehmpfanne, in der Nähe der Malta Höhe. Ungefähr alle zehn Jahre, das letzte Mal im Jahr 2011, steht die Pfanne unter Wasser. In der Lehmpfanne befinden sich Lilienzwiebeln. Das Wasser lässt die Lilien sprießen und verwandelt die Lehmpfanne in einen riesengroßen Liliensee. Das ist wunderschön anzuschauen, am besten chartert man ein Flugzeug, um die Blütenpracht aus der Vogelperspektive zu bestaunen.
Aber heißt das jetzt, dass es dauer-regnet und man gar nicht mehr ohne Schirm raus kann? Graues Regenwetter habe ich auch in Deutschland. Wieso sollte ich dann nach Namibia reisen?
Namibia in der Nebensaison ist immer einen Besuch wert. Die Unterkünfte sind günstiger, es sind weniger Reisende im Land, und derzeit können Sie Namibia von einer ganz anderen Seite erleben. Das „grüne“ Namibia ist wahrscheinlich besonders spannend für Besucher, die bereits in Namibia waren und es als staubtrockene Wüste erlebt haben. Der Regen hier ist auch nicht vergleichbar mit Regenwetter in Deutschland. Die Regenzeit im südlichen Afrika zeichnet sich durch kurze, heftige Gewittergüsse aus, die normalerweise ein bis maximal zwei Stunden dauern. Danach scheint sofort wieder die Sonne.
Für Tier-Fans könnte der Namibia-Besuch allerdings derzeit weniger erfolgreich werden. An den Wasserstellen, die man sonst anfährt, um Tiere zu sehen, ist „tote Hose“: Die Tiere finden derzeit überall Trinkstellen, ganze Straßen stehen unter Wasser und überall sind riesige Wasserlachen. Man muss also aktuell etwas mehr Glück haben, um Tiere zu sehen. Dafür sieht die Landschaft wirklich wunderschön aus. Im März dieses Jahres haben wir einen Ausflug rund um Windhoek gemacht. Überall blüht der Morgenstern und verwandelt Namibia in eine gelbe Blumenlandschaft.
Falls Sie dieses Naturspektakel in Namibia erleben möchten, melden Sie sich bei uns. Unser Team informiert Sie gerne im Detail darüber, wieso Namibia auch in der Nebensaison einen Besuch wert ist.