Veröffentlicht am 9. Februar 2015 von Juan Proll
Maasai Olympics… oder: Die Jagd nach Medaillen statt Löwen
Die letzten Tage der Anmeldefrist für den diesjährigen New York Marathon laufen. Zwei Maasai-Krieger aus Kenia haben ihre Teilnahme an dem berühmten Rennen aber bereits sicher. Sie qualifizierten sich direkt nach dem Gewinn der Gold-Medaille über 800 m und 5 km bei den letzten Maasai Olympics.
Hätte ich nicht das Vergnügen als Guide auf einer anderen Tour gehabt, wäre ich gerne im Dezember vergangenen Jahres bei diesem einzigartigen Event in Kenia dabei gewesen. Die Maasai Olympics gibt es erst seit 2012. Ihre Besonderheit liegt vor allem in der Idee, eine nicht mehr haltbare Tradition durch einen sportlichen Wettkampf zu ersetzen. Seit Jahrhunderten ist die Jagd und das Töten von Löwen eine Mutprobe der Wahl für den zu Kriegern aufsteigenden Maasai-Nachwuchs. Doch schon lange gibt es zu viele junge Maasai-Männer und zu wenige Löwen. Viele davon noch dazu in den Nationalparks geschützt. Wie also soll es zukünftig den Jungs möglich sein, ihre Männlichkeit unter Beweis zu stellen?
Nun, die Ritual-Palette der Maasai ist glücklicherweise vielfältiger und nicht nur ein getöteter Löwe macht sie zu Männern. Die Beschneidung an sich ist der Anfang. Und während des Heilungsprozesses werden sie in die Welt geschickt, um Abenteuer zu bestehen. Warum also nicht mal versuchen, einem Raubvogel ein Ei aus dem Nest zu fischen? Natürlich ohne diesen zu töten oder sonst wie seinen Bestand zu gefährden.
Die Maasai Olympics versucht das Abenteuer auf den Sportplatz zu bringen und dabei die notwendigen Fähigkeiten eines Kriegers in sportliche Disziplinen zu übersetzen. Auf diese Weise können sie Mut beweisen, Frauen beeindrucken und Führungsqualitäten zeigen. Neben den Laufdisziplinen (200m, 800m und 5km) gibt es noch den Speer-Weitwurf, den Maasai-Keulen-Zielwurf und den Hochsprung nach Maasai-Art, bei dem sie aus dem Stand mit dem Kopf eine immer höher gespannte Leine berühren müssen.
Sogar für die Frauen gibt es Wettbewerbe, den 100m- und den 1500m-Lauf. So ist garantiert, dass beide Seiten heiß laufen und schneller ein Funke überspringt.
In vorolympischen Qualifikationsrunden heißt zunächst, sich einen Platz im Olympics-Team einer Region zu verdienen. Diese Vorausscheidungstreffen steigern selbstverständlich die Spannung und Konzentration, vor allem aber die Vorfreude auf den Weg ins Olympische Dorf. Wenn es dann endlich soweit ist, ist die Nervosität ähnlich groß wie bei den echten Stars. Die Zuschauerränge sind gefüllt mit Familien, Freunden und Bekannten, aber auch mit Offiziellen und Touristen. Siegerehrungen werden abgehalten und echte Medaillen verteilt. Neben den Einzelsiegern, gibt es schließlich auch den Team-Gewinner, der am Ende einen Preis-Zuchtbullen mit ins Siegerdorf nehmen darf.
Der Weg heim ist für die Teilnehmenden sicher lang genug, damit die Marathon-Kandidaten bereits für das Rennen um den Big Apple trainieren können. Um sich die Ausdauer für die 42,195 km der berühmten New York Renn-Strecke zu verschaffen, müssen sie ganz sicher noch viel Schweiß ihre Körper hinunter fließen lassen, aber wie heißt es doch so schön: Dabei sein ist alles!
Ist von euch jemand dabei?