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Veröffentlicht am 18. Juli 2016 von Juan Proll

Geparden-Traum

Es ist erst wenige Wochen her, als ich mit meinen Gästen im Etosha Camp „Fort Namutoni“ beim Mittagessen zusammensaß und wir tief beeindruckt über den unglaublichen Tierreichtum sprachen, den wir an diesem Morgen aber auch tags zuvor bewundern durften. Wir sahen Elefanten, Löwen, Nashörner, Hyänen, Giraffen, Zebras sowie Unmengen von Antilopen und Straußen. Aber es war nicht die Quantität, die so besonders war, sondern die Qualität, die Nähe zu den Tieren und die Weise, wie sie uns an ihrem Leben teilhaben ließen.

Da war z.B. der Honigdachs – eigentlich mehr dämmerungs- oder nachtaktiv –, der uns zu bester Mittagszeit eine Audienz gewährte und sich minutenlang vor unseren Augen damit beschäftigte, mit seinen scharfen, schaufelartigen Pranken ein Erdloch auszuheben. Oder der große Sekretär, ein stattlicher Greifvogel, der auf seinem Spazierweg zum Wasserloch ständig von einer Gruppe von fast amselkleinen Waffenkibitzen im Tiefflug attackiert wurde, aber immer nur wieder den Kopf senkte und unbeeindruckt weiterging. Es war einer dieser Nachmittage, an denen man sich sagte: „Der Tag läuft so gut, dass wir bestimmt auch noch einen Geparden und einen Leoparden sehen werden. Also lasst es uns versuchen.“

Überzeugt vom Momentum unseres Glücks brachen wir auf. Und siehe da – wir fuhren vielleicht 2 Kilometer weiter und entdeckten unter einem Baum einen Geparden. Als Guide kann man es sich gar nicht besser für seine Gäste wünschen. Zwar war die Raubkatze für das bloße Auge ein bisschen weit weg. Aber bedenkt man, dass es im Etosha weit einfacher ist, Löwen als Geparden anzutreffen, dann nimmt man diesen kleinen Entfernungsnachteil gerne in Kauf.

Vermutlich war es ein Weibchen. Sie bevorzugen eher ein einsames Dasein. Männchen schließen sich gerne mit Brüdern zusammen. Allen gemein ist aber ihr Vorsichtsverhalten. Immer wieder richten sie sich auf, um in alle Himmelsrichtungen nach eventuellen Feinden Ausschau zu halten. Das garantiert stets ein bisschen Leben und Bewegung vor den Augen der staunenden Touristen. In der Hierarchie der Raubkatzen stehen sie zu weit unten, um sich ähnlich sicher fühlen zu können wie die Löwen. Auch wenn sie fressen, hat man als Beobachter ständig das Gefühl, dass sie ihre Beute kaum genießen können, weil sie Angst haben, dass Löwen, Leoparden, Hyänen oder Wildhunde ihnen ihren Fang streitig machen könnten.

Geparden tendieren wohl deshalb auch zu Tagaktivitäten. Die Nacht gehört der Konkurrenz. Aber aufgrund ihrer Schnelligkeit brauchen sie auch nicht unbedingt die Nacht, wo die anderen Katzen von der enormen Fähigkeit ihrer Augen profitieren, kaum vorhandenes Licht in gute Sicht umzuwandeln.

Überhaupt ist der Körper des Geparden ganz auf Schnelligkeit ausgerichtet: lange Beine; ein langer Schwanz, der wie ein Ruder die Aktionen steuert; große Nasenlöcher für eine bessere „Durchlüftung“; nur halb einziehbare Krallen, die daher wie Spikes unter Sprinterschuhen für bessere Bodenhaftung sorgen; ein leichter Kopf mit weniger großen Zähnen und eine insgesamt aerodynamische Figur sind nur einige Beispiele dieser Spezialisierung.

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Doch bei aller geschwindigkeitsadaptierten Elastizität seiner Knochen- und Knorpelbildung, z.B. im Schulterbereich, hat diese nicht den Stimmapparat erreicht. Geparden können daher bei weitem nicht so brüllen wie Löwen oder Leoparden. Ihre Stimme erinnert mehr an einem seltsamen Vogel-Gezwitscher.

Das tut der Faszination dieser Tiere aber keinen Abbruch. Sie können sich aufgrund ihrer besonderen Spitzengeschwindigkeit von 90-110 h/km vor ihrer Beute fast offen hinstellen und sagen: „Hier bin und ich fang dich jetzt.“ Anders als die Löwen, die sich sehr nah unentdeckt heranschleichen und schließlich überraschen müssen.

Während meine Gäste die Anwesenheit des Gepards sichtlich inhalierten, dachte ich an diesem Nachmittag bei seinem Anblick an ein ganz besonderes Pärchen einer vorherigen Fahrt. Beide gingen durch ein paar schwere private Schicksalsschläge und genossen dennoch die schönen Seiten des Lebens so gut es nur ging. Geparden spielten dabei eine ganz besondere Rolle. SIE liebte diese Wildkatzen so sehr, dass es schon immer ihr Traum war, einem Geparden einmal über sein Fell zu streicheln. ER wünschte sich so sehr, genau dies seiner Frau irgendwann einmal möglich zu machen. Und was kann schöner sein, als sich einen Traum zu verwirklichen? Auf unserer Tour wurde er schließlich wahr, weil auf einer unserer Lodges Geparden leben und schon von klein auf an Menschen gewöhnt sind. IHR Moment war gekommen und ich sah anschließend in zwei superglückliche Gesichter. … Wann immer ich in Zukunft Geparden sehe, wird ein Gedanke ganz sicher immer ihnen gehören!