Veröffentlicht am 4. Dezember 2017 von AK Rönchen
Das Versteck der Wilderer: im Inneren eines Baobab-Baums
Tansanias Tarangire Nationalpark ist bekannt für seine großen Elefantenherden. Denen gefällt es dort unter anderem so gut wegen der vielen Baobab-Bäume, die überall im Park verstreut wachsen. Die Baumrinde und vor allem das Innere des Baums sind ähnlich eines Schwamms und saugen Wasser auf. Vor allem während der Trockenzeit knabbern die Grauen Riesen an Rinde und Stamm, löschen so ihren Durst und höhlen den Baum über Jahre hinweg aus.
Doch auch Menschen haben den für weite Teile Afrikas so typischen Baum noch vor einigen Jahren für ihre Zwecke genutzt. Ihre Motive waren jedoch ganz andere als die der Elefanten.
Das ausgehöhlte Innere dieses Baobabs im Tarangire Nationalpark diente Wilderern bis Mitte der 1990er Jahre als Versteck. Über ein Loch im Baumstamm am Boden krabbelten die Wilderer in das Innere des Baums, bevor sie den Eingang mit Rinde und anderem Holz verschlossen, um Tiere fernzuhalten. Der Baobab verschluckte die Wilderer buchstäblich – sie waren unsichtbar für Ranger auf Patrouille.
Der hohe, hohle Stamm wurde umfunktioniert und diente als Trockenkammer: Hier hängten die Wilderer das gejagte Gnu-, Zebra- und Büffelfleisch an Haken, um es zu trocknen. Das Fleisch von gleich mehreren Gnus und Zebras trockneten die Wilderer hier gleichzeitig.
An der Außenseite des Stammes brachten die Wilderer kleine Stöcke als Trittbretter an. Über diese Leiter kletterten Sie den Baobab-Baum hinauf. Eine gefährliche Angelegenheit. Von hier oben konnten sie den Nationalpark überblicken und zum einen ihre nächste Beute erspähen, zum anderen aber auch Ranger Patrouillen sichten und fliehen, bevor sie sie fassen konnten.
Im Jahr 1995 wurde die Gang jedoch dabei beobachtet, wie sie ein Gnu in das Innere des Baums zogen. Die Ranger griffen zu. Heute können Sie das ehemalige Versteck der Wilderer, den „Poachers‘ Hide“ in Tansanias Tarangire Nationalpark besuchen.
Der „Poachers‘ Hide“ zeigt: Wilderei beschränkt sich nicht nur auf Nashörner und Elefanten, die für ihre international illegal gehandelten Hörner und Stoßzähne gejagt werden. Auch weniger prominente Tiere wie Gnus und Zebras werden illegal gejagt und finden auf dem lokalen Markt Abnehmer – wenngleich gänzlich andere Motive hinter dem illegalen Jagen der unterschiedlichen Tiere stehen.