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Veröffentlicht am 16. Februar 2015 von Juan Proll

Homo oder Hetero?

Vor kurzem buchten vier schwule Männer mit uns eine Reise nach Tansania. … Na, wie klingt das? … Ungewöhnlich? … Wie auch immer: Homo oder Hetero ist in der Reisebranche sehr häufig eine wichtige Frage. Ich würde sogar sagen, sie ist in den letzten 20 Jahren zunehmend bedeutender geworden. Die global sich ausweitende Liberalisierung und Legalisierung macht es vielen Menschen sehr viel  leichter, sich öffentlich zu „outen“. (Immer noch ein fürchterlicher Begriff, weil er nach wie vor so etwas von „Ich bin Alkoholiker“ hat.) Homosexualität zu leben ist vielerorts natürlicher geworden und verständlicherweise mag man sich diese neue Freiheit auf Reisen ungern nehmen lassen.

Auf der anderen Seite mobilisiert die Enttabuisierung von gleichgeschlechtlicher Sexualität eine massive Verteidigungshaltung traditioneller Moralapostel. Dies führte bereits in einigen Ländern dieser Welt – so auch in Afrika – zu einer Bestätigung oder Verschärfung der bestehenden Gesetzeslage gegen Homosexualität. Allen voran Uganda, die im letzten Jahr in dieser Hinsicht für reichlich Furore und viele „Flüchtlinge wegen sexueller Verfolgung“ sorgten. Die Todesstrafe für homosexuelle Handlungen konnte nur aufgrund des internationalen Drucks abgewendet werden, aber lebenslange Haftstrafen sind möglich. Auch in Tansania ist lebenslänglich zu erwarten. Allein auf der tansanischen, halb-autonomen Insel Sansibar können zumindest Frauen mit einem milderen Urteil von bis zu 5 Jahren plus Geldstrafe rechnen.

Derzeit ist kein Land Afrikas hinsichtlich Homosexualität so liberal wie Südafrika. Es ist per Gesetzeslage sogar fortschrittlicher als Deutschland, Österreich oder die Schweiz, weil es hier bereits ein festgeschriebenes Recht auf gleichgeschlechtliche Ehe und ein volles Adoptionsrecht gibt. Kapstadt hat sogar eine „Pink-Nightlife-Zone“ in bester Innenstadtlage. Andere Länder wie Mozambique, Lesotho oder Rwanda erlauben zwar homosexuelle Aktivitäten, erkennen aber offiziell keine Beziehungen an. Nationen wie Namibia, Swasiland oder Zimbabwe akzeptieren allein Homosexualität unter Frauen, stellen die der Männer aber unter Strafe. Alles in allem also eine eher restriktive Situation in den von uns promoteten afrikanischen Reiseländern. Aber heißt das, dass man deswegen dieser Region besser den Rücken kehrt?

Ich kann diese Frage nur damit beantworten, dass wir tatsächlich schon viele Gäste mit homosexueller Orientierung hatten, die selbst in den sexuell dogmatischeren Ländern eine tolle Urlaubszeit verbrachten. Gepflegte Zurückhaltung ist das Grundrezept, anzuwenden in der gleichen Weise, wie auch heterosexuelle Pärchen z.B. in muslimischen Ländern nicht Händchen halten und küssend durch die Öffentlichkeit ziehen oder wie Mensch generell beim Betreten bestimmter Kirchen besser eine Respekt zeigende Kleiderordnung einhält. Und selbst in Südafrika, dem Mekka der Homosexuellenszene südlich der Sahara, ist schwul längst nicht immer cool. Egal welcher Hautfarbe sind die Vorurteile groß und die Akzeptanz in weiten Teilen des Landes gering. Auch hier hilft es, ein Gefühl dafür zu entwickeln, was in der Öffentlichkeit okay ist und was nicht. In Ländern wie Tanzania oder Kenia erklären wir unseren gleichgeschlechtlichen Paaren schon bei der Buchung, dass wir für sie standardmäßig Zweibettzimmer und nicht Doppelzimmer mit Queen- oder Kingsize Betten reservieren. Eine solche Maßnahme dient vor allem ihrem Schutz, weil es nicht unmittelbar den Verdacht nährt, dass es hier zu homosexuellen Handlungen kommen könnte. Was tatsächlich hinter den verschlossenen Türen der Hotelzimmer passiert, scheint keinen so wirklich zu interessieren. Und weil der Tourismus zu bedeutsam ist, schaut man hier tendenziell eher weg, als mit einem Riesenskandal den Erfolg der Tourismusindustrie zu gefährden.

Wer die einzelnen Bedingungen in den Ländern der Welt ein bisschen genauer kennen lernen will, dem sei zum Start folgende Website empfohlen:

https://en.wikipedia.org/wiki/LGBT_rights_by_country_or_territory#Africa